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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Esther, um die 70, weiß, dass ihre Zeit abgelaufen ist, sie leidet unter der Nervenkrankheit ALS und will selbstbestimmt sterben. Zum Abschied lädt sie die ganze Familie in ihr Haus ein, um gemeinsam ein letztes Wochenende auf dem Land zu verbringen. Die Schwestern Sanne und Heidi haben den Wunsch ihrer kranken Mutter akzeptiert, jedoch im Lauf des Besuchs können sie immer schlechter mit der Entscheidung umgehen. Sanne plant, den Tod der Mutter zu verhindern. Verdrängte Konflikte brechen auf und entladen sich, vor allem zwischen den Töchtern.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der dänische Regisseur Bille August pendelt seit ungefähr dreißig Jahren zwischen heimatlichen Produktionen und internationalen Co-Produktionen hin und her. Zuletzt verlegte er sich auf einen gleichmäßigen Wechsel, brachte er doch nach „Goodbye Bafana“ (2007) den dänisch-schwedischen Historienfilm „Marie Krøyer“ (2012) in die Kinos, bevor 2013 die großangelegte europäische Co-Produktion „Nachtzug nach Lissabon“ folgte. Diesem Rhythmus leistet Bille August nun folge, indem er mit „Silent Heart – Mein Leben gehört mir“ ein behutsames Familiendrama inszenierte, das in seinem Heimatland Dänemark spielt. Sein Talent, vielschichtige Beziehungsdramen zu virtuosen Bildkomplexen zu komponieren, bewies August bereits mit „Die besten Absichten“, indem er den erfolgreichen Anfang einer Trilogie über das Leben von Ingmar Bergmans Eltern schuf, der einigen Stimmen zufolge sogar an den skandinavischen Regiemeister selbst erinnern soll. Damit sind die besten Voraussetzungen für einen gelungenen Film über das so aktuelle wie umstrittene Thema Sterbehilfe gegeben.

Zu Beginn des Films, dessen Drehbuch aus der Feder von Christian Torpe stammt, wird der Zuschauer mit farbprächtigen Naturbildern konfrontiert, die in ihrer stillen Erhabenheit das Thema Tod und Sterben einläuten. Es wird schnell deutlich, dass sich „Silent Heart“ ganz auf ein minimalistisches Setting konzentrieren möchte, um den Charakteren samt ihren Gefühlen und inneren Konflikten genügend Raum geben zu können. Ausgangspunkt der Geschichte ist hierbei ein bekanntes Szenario, das in dem Zusammentreffen dreier Generationen einer etwas zerrütteten Familie besteht. Das Ziel des Familientreffens besteht darin, vor dem lange geplanten Suizid der an Amyotropher Lateralsklerose (ALS) erkrankten Mutter ein letztes gemeinsames Wochenende in Harmonie zu verbringen. Die todkranke und um das Familienheil bemühte Esther wird dabei auf eindringliche Weise von der Theaterschauspielerin Ghita Nørby verkörpert. Ihr Mann Poul (Morten Grunwald) war als praktischer Arzt tätig und kann ihr somit die Medikamente für den Todescocktail beschaffen. Bevor jedoch der ersehnte und gefürchtete Sonntagabend herannaht und der Plan zur Ausführung kommt, sehen sich Esthers Töchter Heidi (Paprika Steen) und Sanne (Danica Curcic) in aufflammende Familienkonflikte verstrickt, aus denen sie Ehemann, Freund und Sohn nicht heraushalten können.

Silent Heart“ setzt sich in erster Linie mit dem sozialen Umfeld der Person auseinander, die sich für ein begleitetes Sterben entschieden hat. Der Fokus liegt weniger auf der subjektiven Gedanken- und Gefühlswelt der kranken Esther, als auf dem sozialen Beziehungsgeflecht um sie herum, das unter dieser endgültigen Entscheidung ins Chaos zu rutschen droht. Damit wählte Bille August die Perspektive eines objektiven Beobachters, um die weitreichenden Konsequenzen der maximalen Auslebung des freien Willens zu beleuchten. In diesem Film gehört letztlich die gesamte Familie zu den an der Sterbehilfe beteiligten Personen, da Esther ihre Entscheidung von den Meinungen ihrer Liebsten abhängig macht. Auf seine Weise betont „Silent Heart“ die schmerzhaft-bleierne Verantwortung, die ein Mensch trägt, wenn er einen frühzeitigen Tod wählt. Sie geht weit über die Eigenverantwortung hinaus und zieht sich bis tief in das Leben der Mitmenschen hinein. Damit ist Augusts Werk mehr eine sozialpsychologische Gesellschaftsstudie als ein individuelles Psychogramm eines leidtragenden Subjekts.

Zwar bearbeitet der Film in fundierten Dialogen das Thema Sterbehilfe auf einem hohen Niveau, doch gelingt es ihm nicht gänzlich, die Relevanz über die gesamte Laufzeit zu erhalten. Mal kommt dem aufmerksamen Zuschauer ein fragwürdiges Motiv einer der Figuren in die Quere, das zweifelsohne die Geschichte vorantreibt, aber unliebsam daran erinnert, dass es sich um einen konstruierten Film handelt. Mal entgleist er in pädagogisch wertlose Hollywoodklischees, die für eine locker-flockige Atmosphäre sorgen, aber der Vertrauenswürdigkeit des Films Abbruch tun.

Ganz im Gegensatz zu seinem letzten Film „Nachtzug nach Lissabon“versteckt Bille August hier jedoch zu keinem Zeitpunkt unbeholfene Dialoge hinter samtweich gegossenen Bildern. In unauffälligen und harmonischen Aufnahmen werden die überschäumenden Emotionen von Menschen gezeigt, die sich in einer Situation befinden, die jedem von uns zu jeder Zeit widerfahren kann. In seiner schlichten Bildkraft und durch Dialoge, die so authentisch sind, dass sie an einem nagen und festhalten, jagt der Film Schauer über den Rücken des Zuschauers. Am Ende wird das beklemmende Gefühl der Leere durch das hoffnungsfrohe Bild eines hell erleuchteten Hauses in der Dunkelheit des Sonntagabends verdrängt.


Fazit

Bille August kehrt mit „Silent Heart – Mein Leben gehört mir“ voller Bescheidenheit in sein Heimatland Dänemark zurück. Mit Hilfe eines gelungenen Drehbuchs, einer erhabenen schauspielerischen Leistung von Ghita Nørby und einer engagierten restlichen Besetzung gelingt es ihm, das Thema Sterbehilfe auf stilvolle Weise in Szene zu setzen. Trotz der ein oder anderen stereotypen Entgleisung entfaltet der Film sein Potenzial als Sozialstudie und Familiendrama gleichermaßen. Was hier als harmloses Familientreffen beginnt, steigert sich angesichts des nahenden Todes und aufkeimender Zweifel zu einem emotionalen Kollateralkollaps, der im Leben aller Beteiligten Spuren hinterlässt. Ein Film, der einen beachtenswerten Beitrag zur Diskussion über die Sterbehilfe leistet und konsequent mit seinem Inhalt umgeht.

Kritik: Jonas Göken

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