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Quelle: themoviedb.org
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Trailer

Inhalt

Der Amerikaner Simon Wells macht einen Bootsurlaub an der englischen Küste. Bei einem Landgang wird er von der attraktiven Joan in eine Falle gelockt und von der Gang ihres Bruders King ausgeraubt. Doch Joan verliebt sich in Simon und flieht mit ihm vor ihrem besitzergreifenden Bruder. Er und seine Freunde verfolgen sie bis zu einer geheimen, militärischen Anlage, wo Simon, Joan und King über eine Klippe stürzen. Sie werden von einigen Kindern gerettet und in einen unterirdischen Komplex gebracht, wo sie isoliert von der Gesellschaft und kontrolliert von der Armee leben. Auf den ersten Blick ganz normale Kinder, bis Joan feststellt, dass ihre Körper kalt wie Leichen sind…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der etwas andere Film aus dem Hause HAMMER. Das britische Studio war von den späten 50ern bis Mitte der 70er bekannt durch ihre zahlreichen Monster- und Gruselfilme („Dracula“, „Nächte des Grauens“ usw.), gelegentlich gab es auch mal Abenteuerfilme („Königin der Wikinger“); nur selten brachen Filme aus diesem Genremuster aus (z.B. der exzellente Psychothriller „War es wirklich Mord?“). Dass es sich bei „Sie sind verdammt“ um genau so einen Sonderling im HAMMER-Repertoire handelt, mag man im ersten Moment gar nicht annehmen. Überraschend ist vielleicht noch die Tatsache, dass der Film unter dem Dach von COLUMBIA veröffentlicht wurde, sonst absolut unüblich für HAMMER. Was die nächsten 90 Minuten folgen soll – das sollte man unbedingt für alle Interessierten erwähnen – hat eigentlich nichts mit dem sonstigen Output des Studios zu tun, weder thematisch, noch von der gesamten Struktur und Erzählweise. Eine phantastische Gruselgeschichte ist „Sie sind verdammt“ keineswegs, er ist so verankert im damals aktuellen Zeitgeschehen wie kein HAMMER-Film davor und danach und setzt auf eine ganz andere Form des Horrors. Das Spiel mit der allgegenwärtigen, größten Furcht dieser Zeit: Den möglichen Folgen des Kalten Krieges, dem atomaren Wettrüsten und dem, was hinter den Kulissen dieser schwelenden Bedrohung vor sich geht.

Eingebettet ist das Ganze natürlich noch im Genre des Science-Fiction- und wenn man so will auch noch Horrorfilms, als solcher funktioniert „Sie sind verdammt“ unter ganz typischen Gesichtspunkten jedoch eher nicht. Zumindest nicht so, wie man es damals und eigentlich auch heute noch gewohnt ist. Hier kommt wohl die individuelle Note von Regisseur Joseph Losey („Das Mädchen und der Mörder“) ins Spiel, der sich schlicht weigert nach klassischen Methoden vorzugehen und die gängige Erwartungshaltung zu erfüllen. Oberflächlich betrachtet könnte man seinem Film vorwerfen, weder auf einen konstanten Spannungsbogen zu setzen, noch die Bedürfnisse der Fangemeinde ansprechend zu bedienen. War man bei Filmen dieser Art eigentlich nach 15, spätestens 30 Minuten komplett im Thema drin, ist hier selbst nach der Hälfte der Zeit noch nicht genau klar, um was es genau in „Sie sind verdammt“ denn gehen soll. Nur am Rande werden einige knappe Hinweise gesät, die sich erst spät zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Genau durch diese leichte Geheimniskrämerei entsteht allerdings eine viel reizvollere Form von Spannung, als sie nach dem üblichen HAMMER-Muster gegeben war (wenn wir mal ehrlich sind, mordspannend waren die Filme nie, mehr stimmungsvoll und charmant). Am bemerkenswertesten ist der Aufbau des Films, wie er sich behutsam wie geduldig wandelt, jedwede Konformität absichtlich unterwandert um einen am Ende fast schockierend mit seiner bitteren Essenz überrollt, die man so nicht kommen sah.

Die fast unbeschwerten, lockeren Anfangsminuten im Stil der Swinging Sixties (mit dem Ohrwurm „Black Leather Rock“ von James Bernard) stehen im krassen Gegensatz zu dem, was einem „Sie sind verdammt“ in seinem für die 60er Jahre unfassbar mutigem und in seiner Direktheit ungewöhnlichem Finale so vor den Latz scheppert. Es geschieht nicht durch explizite Gewaltdarstellung oder einen herbeigezauberten Schock- oder Twistmoment, es ist einfach so schonungslos konsequent, unbarmherzig und offenbart dann erst die endgültige Message des Films, die einen selbst heute noch kalt den Rücken runterläuft. Unvorstellbar, wie verstörend das seiner Zeit für einige Zuschauer gewesen sein muss, besonders da man damit in diesem Format wohl niemals gerechnet hätte. Fast nebenbei werden sogar ganz heiße Eisen geschmiedet, wie eine angedeutete, inzestuöse Beziehung zwischen Joan (Shirley Anne Field, „Mein wunderbarer Waschsalon“) und ihrem Bruder King (Oliver Reed, nach „Der Fluch von Siniestro“ in seinem zweiten HAMMER-Einsatz), was zuvor schon im „Unterricht“ der Kinder kurz thematisiert wird. Allein an der Figur von Reed lässt sich schon sehen, wie sehr der Film in 90 Minuten eine drastische Entwicklung durchläuft, die erst im Nachhinein wirklich gewürdigt werden kann…und unbedingt sollte.

Fazit

Nicht nur Fans der alten HAMMER-Filme dürfen sich „Sie sind verdammt“ auf keinen Fall durch die Lappen gehen lassen, die werden eventuell sogar etwas verwundert werden über das Dargebotene. In der sonst nicht so individuellen Werkschau des Studios hat dieser Film einen ganz besonderen Stellenwert und kann mühelos zu den interessantesten, besten, weil außergewöhnlichsten Beiträgen gezählt werden. Auch unabhängig davon ein verdammt nachhaltiges Stück Film, das deutlich mehr Substanz besitzt, als man ihm lange zutrauen möchte.

Kritik: Jacko Kunze

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