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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Aram ist wahrlich keine schillernde Persönlichkeit. In seiner Kanzlei wäscht er Geld für zwielichtige Typen, zu Hause wartet die nörgelnde Frau mit Sexentzug. Was tun? Aram holt sich Sex-Tipps für Sado-Maso Techniken. Jedoch nicht für seine Ehe. Viel eher wird Aram allmählich zum absoluten Alptraum für seine Umgebung…

Kritik

Der Titel deutet es bereits an, in Adrián García Boglianos („Late Phases“) neustem Horrorthriller „Scherzo Diabolico“ ist die klassische Musik ein ganz großes Thema. Hier wird sich über die Musik identifiziert, hier wird die Musik zelebriert und hier avanciert die Musik gar zum großangelegten Plotpoint. Wer sich aufgrund dessen jetzt aber einen Arthouse-Film im Hardcoregewand erhofft, der ist schief gewickelt, kommt dieser düstere Blick in die Abgründe eines frustrierten Arbeiters doch durch und durch als fieser Horrorthriller daher. Obwohl das dem Film nicht ganz gerecht wird, hebt er sich bei seinem zunächst trivial anmutenden Torture-Terror-Inhalts doch durch eine überraschend ruhige und besonnene Inszenierung sowie einen extrem detaillierten Einblick in den Wahnsinn der Hauptfigur zunächst gelungen vom Horrordurchschnitt ab. Leider hält der Film diesen interessanten und teils extrem intensiven Blick in die Abgründe Arams nicht gänzlich durch und verkommt am Ende zum trivialen Trashfeuerwerk, von welchem er sich zu Beginn noch so gekonnt abhob.

Es ist aber dennoch bemerkenswert, wie geduldig dieser Film seinen zunächst als rechtschaffenen und sympathischen eingeführten Hauptcharakter auseinandernimmt. Da mag es zunächst noch etwas sinnlos anmuten, dass Aram (stark gespielt: Francisco Barreiro) seinen demenzkranken Vater in den Schlaf würgt, er sich Anleitungen über Kampftechniken durchliest und er die Tochter seines Chefs schief beäugt. Mit der Zeit wird aber deutlich, dass Aram einen perfiden Plan zu seinem eigenen Erfolg geschmiedet hat, um sein Leben mit einer furchtbaren Tat wieder in die richtige Bahn zu lenken, mit etwas Falschem also etwas Richtiges nach sich ziehen will. Mehr will die Kritik auch gar nicht auf die Geschichte eingehen, es sei aber sehr positiv hervorgehoben, dass Aram in seinem Tun niemals als Psychopath oder Sadist verschrien wird, sondern sich seine furchtbaren Taten in seiner eigenen Logik durchaus erklären. Das macht das Verbrechen am Ende natürlich nicht besser, den Charakter aber durchaus greifbarer.

Auch atmosphärisch kann „Scherzo Diabolico“ punkten. Dass der Film kein hohes Budget hat, wird spätestens bei den verwackelten Drohnenaufnahmen deutlich, dem Film gelingt es aber aus den günstigen und sporadischen Sets eine immersive Atmosphäre zu errichten. Da braucht es dann keinerlei großartigen Effekte, das Pacing passt in der ersten Stunde einfach wie die Faust aufs Auge, die Planung und Ausführung der Tat schockieren gelungen und lassen den Zuschauer über den Ausgang des Films rätseln. Es ist im Endeffekt aber genau dieses Pacing, was die letzten zwanzig Minuten des Films heftigst nach unten zieht. Ob dies nun mit dem Budget oder Kürzungen zu tun hatte, der Film überschlägt sich gegen Ende einfach viel zu heftig, hier werden Storybögen eröffnet und abgeschlossen, die viel größere Exposition hätten nach sich ziehen müssten. Vom Inhalt bleibt der Film dabei immer konsequent und interessant, nur müssen aus Zeitgründen hier mehrere Momente schlichtweg übersprungen werden, was den Ausgang des Films nicht nur überraschend trashig, sondern auch extrem unglaubwürdig formt. Damit verliert der Film dann zwar wenig von seinem Unterhaltungswert (am Ende gibt’s jede Menge Blut und Gore zu bestaunen), aber von seiner Glaubwürdigkeit, die den Film zu Beginn noch so erfolgreich von anderen Genrevertretern abheben konnte.

Hier wurde zum Schluss also jede Menge Potenzial verschenkt, was aber nichts an der Empfehlung ändert, die diese Kritik für „Scherzo Diabolico“ aussprechen möchte. Hier wurde viel durchdacht, was manch anderer Horrorfilm an die Seite schiebt, selbst die nervige Penetranz der klassischen Musik sowie ihr überbordender Gebrauch, ergeben im Laufe des Films einen inhaltlichen Sinn. Da steckt also viel dahinter, viel inszenatorisches und darstellerisches Können sowie ein, im Ansatz, sehr interessantes Drehbuch. Nur die 90 Minuten des Films werden dieser Geschichte nicht gerecht, da wird sich am Schluss einfach zu sehr auf forcierte und ungläubige Momente verlassen, um das Ganze schnell zu Ende zu bringen. Und so ein trashiges Finale hatte dieser Film eigentlich gar nicht verdient gehabt.

Fazit

„Scherzo Diabolico“ gelingt es bemerkenswert gut seinen Hauptcharakter auseinanderzunehmen, seine Geschichte geduldig zu formen und den Zuschauer demnach mit den heftigen Geschehnissen mitzureißen. Hier wurde einiges an inszenatorischem und darstellerischem Können an den Tag gelegt, das Drehbuch wirkt durchdacht und auch die Atmosphäre des Films stimmt. Nur mit dem Pacing bekommt „Scherzo Diabolico“ gegen Ende immer größere Probleme, weil die Geschichte des Films auf locker fünfzehn Minuten mehr Laufzeit ausgelegt zu sein scheint, was in diverse forcierte und trashige Momente sowie ein ziemlich unglaubwürdiges Finale mündet. Da wäre, mit mehr Ruhe oder mehr Vertrauen des Studios (die die Laufzeiten ja oftmals vorgeben), sicher noch mehr drinnen gewesen. Ein Tipp in Sachen Torture-Terror-Kino ist „Scherzo Diabolico“ aber allemal, da er sich vor allem in der ersten Stunde ein ums andere Mal gelungen vom lahmen Genredurchschnitt abhebt. 

Kritik: Thomas Söcker

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