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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

US-amerikanisches Kriegsdrama von William Friedkin. Colonel Hodges (Tommy Lee Jones) wird im Vietnamkrieg schwerverletzt und muss seine Karriere bei der Army beenden. Wieder in den USA arbeitet er als Anwalt und verteidigt Col. Terry Childers (Samuel L. Jackson) in einem schwierigen Fall. Er ist nicht ganz unvoreingenommen, da Childers ihm damals das Leben gerettet hat.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

William Friedkin („French Connection – Brennpunkt Brooklyn“) war nie ein Künstler, der seine Filme in eine klare Richtung hat denken lassen: Was dem in einem Problemviertel von Chicago aufgewachsenen Filmemacher seit jeher reizt, sind die markanten Grauzonen innerhalb der menschlichen Natur; die Janusköpfigkeit, die einen dazu gezwungt sich über all die Jahre hinter einer maßgeschneiderten Fassade zu verstecken, bis das wahre Gesicht irgendwann gnadenlos aus allen domestizierten Nähten platzt. Umso erschreckender ist der Umstand, wenn man sich einmal zu Gemüte führt, dass ein Meister des amerikanischen Kinos wirklich in der Lage ist, derart verstrahlten Schwachsinn wie „Rules – Sekunden der Entscheidung“ auf die Beine zu stellen. Sicher, im Jahre 2000 war es um die Karriere des jüngsten Regie-Oscar-Gewinners nicht mehr wirklich rosig bestellt, allerdings erweckt sein Justiz-Thriller unentwegt den Anschein, als würde Friedkin hier mit Nachdruck seine künstlerischen Ideale verraten. Wo nur ist sein charakteristischer Naturalismus hin? 

Dabei lässt die Thematik von „Rules – Sekunden der Entscheidung“ auf impulsives Friedkin-Kino hoffen, welches die ethischen Gepflogenheiten innerhalb des Militärapparats abtastet und nach und mit dem kollektiven Moralbewusstsein unserer Zeit abgleicht, um die (womöglich) klaffenden Hohlstellen innerhalb des von der zivilen Welt abgeschirmten Mikrokosmos aufzuzeigen. In der Exposition werden wir dabei erst einmal Zeuge, auf welcher Grundlage sich die Hauptfiguren Colonel Terry Childers (Samuel L. Jackson, „Django Unchained“) und Colonel Hays Hodges (Tommy Lee Jones, „Lincoln“) zu Zeiten des Vietnamkrieges verbrüdern: Childers nämlich tötet vor den Augen eines vietnamesischen Oberst einen seiner Untergebene, um diesen emotional zu misshandeln, was den Rückzug seiner Truppen erzwingt und dem angeschlagenen Hodges das Leben rettet. Es ist natürlich müßig an dieser Stelle darüber zu schwadronieren, dass es in Vietnam Kriegsverbrechen gegeben hat, auf beiden Seiten. „Rules – Sekunden der Entscheidung“ aber stellt sich bereits hier auf ein verqueres Podest, welches er den gesamten Film nicht mehr verlassen möchte.

„Rules – Sekunden der Entscheidung“ negiert seiner im Prinzip durchaus ansprechenden (und mit komplexen Moralfragen versehenden) Thematik fortwährend eine reflektorische Ebene und stürzt sich auf eine Geisteshaltung, die er wie ein Banner über die gesamten gut 130 Minuten aufrechterhält: Kameradschaft geht in jedem Fall über Menschlichkeit. Und deswegen wird es Childers auch gestattet, im Jemen ein regelrechtes Massaker unter der Zivilbevölkerung anzurichten, hat der doch A) den amerikanischen Botschafter (Ben Kingsley, „The Walk“) gerettet und B) nur den Befehl gegeben, „die Dreckschweine auszuschalten“, damit nicht noch mehr von den tapferen Marines unter seinem Kommando ihr Leben lassen müssen. William Friedkin lässt nicht zu, dass die Hauptbeteiligen im Verlauf ihr Tun auch nur im Ansatz hinterfragen, dass sie leise Zweifel hegen. Vielmehr vertritt „Rules – Sekunden der Entscheidung“ in seinem rechtspopulistischen Gestus rechtfertigend die These, dass der Nahe Osten doch ohnehin durchweg von Terroristen besiedelt ist (sogar die 3-jährigen Mädchen ballern hier durch die Gegend!) .

Fazit

Eigentlich bietet die Prämisse von „Rules – Sekunden der Entscheidung“ Plattform genug, um einen hochmoralisches Justiz-Thriller auf die Beine zu stellen, der seine tief im Militärapparat verwurzelten Hauptdarsteller quasi zur Selbstreflexion zwingt. „Rules – Sekunden der Entscheidung“ allerdings ist erzreaktionäres, rechtspopulistisches und militaristischer Dünnpfiff, der Männerfreundschaften auf Kriegsverbrechen begründet und ein Massaker im Jemen damit legitimiert, dass ohnehin alle Muslime in Wahrheit Terroristen sind, die nur darauf warten, einem Amerikaner eine Kugel zu verpassen. Widerlich.

Kritik: Pascal Reis

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