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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Marion Crane ist eine kleine Büroangestellt aus Phoenix. Die einzige Abwechslung in ihrem tristen Alltag ist ihr Verhältnis mit einem geschiedenen Mann in der Mittagspause. Doch plötzlich bietet sich ihr die große Chance, ein neues Leben zu beginnen: Marion unterschlägt 400.000 Dollar und verschwindet in Richtung Kalifornien. Auf der Flucht checkt sie in einem mysteriösen Motel ein. Hier trifft sie auf Norman Bates. Und als sie auch noch Normans Mutter kennenlernt, wird der Traum vom besseren Leben zu einem unfaßbaren Alptraum.

Kritik

Eine Neuauflage von Psycho? Dem wohl bekanntesten Bravourstück von Alfred Hitchcock? Sakrileg! Als Cineast muss man sich angesichts einer solchen Bekanntgabe natürlich postwendend in die obligatorische Abwehrhaltung bewegen, gleicht es schließlich einer rigorosen Majestätsbeleidigung, legt man auch nur einen Finger an die überzeitliche Meisterschaft des Master of Suspense. Inzwischen sind jedoch fast 20 Jahre ins Land gezogen und Gus Van Sants Psycho weitestgehend in Vergessenheit geraten – Die Zeit ist also mehr als nur reif dafür, die dicken Backen von damals endlich wieder lockerzulassen. Vielleicht sollte man sich heutzutage vielmehr der Frage stellen, ob Gus Van Sant (Good Will Hunting) tatsächlich nur scheitern konnte, weil es die triumphale Vorlage nicht anders zugelassen hat, oder ob wir es nicht, wie schon bei Psycho II, der ersten von drei umstrittenen Fortsetzungen des spannungsgeladenen Klassikers, mit dem altbekannten Beißreflex elitärer Puristen zu tun haben.

Natürlich, es fällt immer schwer, wenn sich Hollywoods Recyclingpolitik an einem der persönlichen Lieblinge zu schaffen macht, sieht man sich doch nicht immer, aus welchen Gründen sei einmal dahingestellt, in der Lage dazu, über den Tellerrand zu blicken – und oftmals sind die Ergebnisse dieser Neufassung doch von äußerst minderer Qualität. Psycho gestaltet sich unter diesem Gesichtspunkt sogar als ein noch kniffligeres Seherlebnis, hat sich Gus Van Sant doch nicht dafür entschieden, eine 'ganz eigene' Vision von Psycho auf die Beine zu stellen, sondern eine astreine Nachstellung entworfen, die sich zu weiten Teilen einstellungsgetreu über die Leinwand erstreckt. Vorwürfe, dass heutige Künstler keine eigenen Ideen mehr besitzen, verhärten sich in Bezug auf dieses Konzept erst reicht. Die wenigen Abweichungen, ob inhaltlich oder technisch, fallen dementsprechend noch deutlicher ins Auge, stehen sie doch immer noch im omnipräsenten Schatten des Originals, aus dem sich der eigentlich im Indipendenten-Bereich heimische Filmemacher zu keiner Zeit distanzieren gedenkt.

Zwar haben wir es hier immer noch mit einem Konzept zu tun, welches die temperamentvolle (sprich: verbissene) Anhängerschaft von Psycho sicherlich gegen sich aufwiegelt, auf der anderen Seite aber eine entwaffnende Ehrlichkeit in sich trägt, die Gus Van Sant und sein bereits in der Prä-Produktion in Verruf geratenes Projekt konsequent auf Abstand von fadenscheinigen Plagiatsvorwürfen hält – dafür emuliert seine Psycho-Adaption schlichtweg zu offen und unverkennbar. Man sollte diesen Film als veritable Fingerübung eines experimentierfreudigen Formalisten ansehen, der einem der größten und stilprägendsten Filmemacher aller Zeiten seinen Tribut zollt, indem er sich konsequent an dessen künstlerische Fährten heftet, Einstellungen, Dialoge, Musik, Kulissen und die Bewegungsabläufe der Schauspieler originalgetreu nachstellt. Unter dieser Umständen wird man sich am ehesten mit der Existenz von Van Sants gemeinhin ungeliebter Hommage arrangieren können, wenngleich diese entindividualisierte Vorgehensweise erneut reichlich Angriffsfläche bietet, um das leidige Thema um Sinn und Unsinn von Remakes auszuhandeln.

Definitiv fehlt Psycho dieser unnachahmliche Flair, den Hitchcock in seine perfektionistische Inszenierung hat einfließen lassen, was sicherlich daran liegt, dass wir der hohen Manipulationskunst des Engländers sowie dem kongeniale Wechselspiel aus Empathie und Antipathie bereits in schwarz-weißer Formvollendung auf den Leim gegangen sind, zum andern aber auch daran, dass Gus Van Sant in der entscheidenden Besetzung mit Vince Vaughn (Die Hochzeits-Crasher) nicht unbedingt einen Coup gelandet hat. Vaughn ist kein schlechter Schauspieler, das hat unlängst die zweite Staffel True Detective unter Beweis gestellt, doch er ist eine reinrassige Fehlbesetzung für Norman Bates, den man mit feinen, nur minimal ins Gesicht gezeichneten Gefühlsregungen porträtieren muss. Vaughns Performance ist zu affektiert und zu deutlich, ständig schleicht er mit halbgeöffnetem Mund durch das Setting und bringt eine unfreiwillige Komik ins Geschehen, die Hitchcock in seiner bedrückenden Handhabung menschlicher Kollektivängste niemals provozierte.

Fazit

Von Denkmalschändung und Entmystifizierung zu sprechen, ist dann wohl doch etwas deplatziert. Gus Van Sants "Psycho" sollte man viel eher als eine sich rein über den Formalismus artikulierende Hommage verstehen, die dem Master of Suspense nahezu einstellungsgetreu Tribut zollt, in dem sie streng auf den künstlerischen Fährten des Originals wandelt. Von der suggestiven Klasse Hitchcocks meisterhafter Inszenierung aber ist Van Sant Lichtjahre entfernt, was daran liegt, dass wir dem Wechselspiel aus Empathie und Antipathie bereits in schwarz-weißer Formvollendung erlegen sind und zum anderen, weil Vince Vaughn einfach keine gute Besetzung für Norman Bates ist. Ein unnötiger Film, vielleicht, aber kein gnadenlos schlechter.

Kritik: Pascal Reis

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