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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Japan im 14. Jahrhundert: Eine Frau und ihre Schwiegertochter warten auf die Rückkehr des Sohns bzw. Ehemanns Kichi, der im Bürgerkrieg kämpft. Um nicht zu verhungern lauern sie im Schilf verirrten Soldaten und Desarteuren auf, töten sie und werfen ihre Leichen in ein tiefes Loch, um deren Habseligkeiten gegen Lebensmittel einzutauschen. Eines Tages kehrt ihr Nachbar Hachi aus dem Krieg zurück und berichtet vom Kichi’s Tod. Während die Mutter in tiefe Verzweiflung verfällt, beginnen Hachi und die jungen Witwe eine Affäre. Nacht für Nacht schleicht sie heimlich zu ihm. Um nicht völlig allein dazustehen spinnt ihre Schwiegermutter einen Plan mit fatalen Folgen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Ich bin ein Mensch!“

Basierend auf einer buddhistischen Legende erzählt Kaneto Shindô (Die nackte Insel) mit Onibaba – Die Töterinnen die Geschichte zweier Frauen, die in Zeiten eines verheerenden und für die normale Bevölkerung längst nicht mehr verständlichen Bürgerkriegs zu radikalen Mitteln greifen müssen, um nicht den Hungertod zu sterben. Kaltblütig, schon lange nicht mehr von moralischen Bedenken gehemmt, töten sie vorbeiziehende Soldaten, die sich in das hohe Schilfgras rund um ihre ärmliche Behausung verirren. Ihre Opfer werden geplündert und alles Verwertbare beim raffgierigen, das Elend seiner Mitmenschen ausnutzenden Schwarzmarkthändler gegen das Lebensnotwendige eingetauscht, die Leichen lassen sie in einem tiefen Loch verschwinden, dessen Boden bereits und unzähligen Gebeinen bedeckt ist. Ihr eigentlicher Ernährer – der Sohn der einen und Ehemann der anderen – kämpft selbst als einfacher Fußsoldat im seit Jahren tobenden Krieg, ohne ihn sind Schwiegermutter- und Tochter auf dieses gottlose „Geschäft“ angewiesen. Genauso wie auf sich gegenseitig, denn sonst ist ihnen nichts geblieben.

Als sie vom ihrem einzigen, von der Front geflohenen Nachbarn Hachi erfahren, dass der eigentliche  Mann im Haus gefallen ist, stirbt bei seiner Mutter jede Hoffnung, jemals wieder dieses barbarische und von purer Existenzangst geprägte Dasein aufgeben zu können. Ihre junge und hübsche Schwiegertochter hingegen findet in Hachi die Chance auf einen Neuanfang. Der Hahn im kleinen Korb drängt sich zwischen die nun nicht mehr familiär zwingend aneinander gebundene Zweckgemeinschaft, was für die Mutter eine Katastrophe darstellt. Mit einem Schlag hat sie nicht nur ihren einzigen Sohn verloren und somit jede Perspektive auf eine eventuell wiedereintretende Normalität, sie muss während ihrer tiefen Trauer auch noch mitansehen wie sich die Schweigertochter direkt einem neuen Mann in den Schoss wirft. Nicht nur emotional kaum zu ertragen, auch rational brandgefährlich, denn nun droht sie selbst ihre jetzige Existenzgrundlage zu verlieren. Ohne ihre Gefährtin wird sie kaum eine Chance haben, ihrer ohnehin schon dürftigen und von gezwungener Unmenschlichkeit dominierten Wegelagerei weiter nachzugehen. Wut, Trauer, Furcht vor der sich anbahnenden Einsam- und Perspektivlosigkeit zwingt die vom harten Leben am Fluss gezeichneten und verbrauchten Frau zu einer radikalen Verzweiflungstat, nachdem alle anderen Versuche der Einflussnahme fehlschlagen.

Mit allen Mitteln versucht sie zu intervenieren, zu manipulieren, sich sogar selbst dem neuen Liebhaber anzubieten, der sie unmissverständlich von sich weist. Ein Stück weit wäre sie selbst gerne in der Position der jüngeren, attraktiveren „Konkurrentin“. Nicht nur wegen der Fluchtmöglichkeit in eine zumindest nun denkbare, bessere Zukunft, auch da sie selbst noch Bedürfnisse hegt, wie es der Film in einer für die frühen 60er Jahre doch recht pikanten Szene (mit einem Baumstamm) deutlich vermittelt. Verzweifelt geht sie am Ende, mehr oder weniger, einen Pakt mit dem Teufel ein, um zu retten was nicht mehr zu retten ist. Zeitlich und örtlich zwar klar definiert, lässt sich Shindô’s bittere, vielschichtige Tragödie auch mühelos aus diesem Korsett lösen, funktioniert als zeit- und kulturunabhängige Metapher, die viele Themen gleichzeitig behandelt. Onibaba – Die Töterinnen ist zum Teil Anti-Kriegsfilm, klassische Dreiecksgeschichte um Verlustängste, Eifersucht, Neid, Verrat und Rache, eine Studie gesellschaftlicher Missstände, Armut, akuter Existenznöte und die Rolle der Frau in einer von Männern beherrschten Welt, moralische Parabel, Liebesfilm und sogar mit glaubensrelevanten Versatzstücken versehen.

Das klingt nach einer erschlagenden, vielleicht sogar überfrachteten Cineasten-Masturbationsvorlage, verwebt seine mannigfaltigen, von Trostlosigkeit und Grausamkeit  geprägten Themenkomplexe aber so empathisch-nachvollziehbar, dass dieser Film nicht mal kurzzeitig droht etwas – sagen wir mal vorsichtig - „anstrengend“ zu werden. Beeindruckend wie die famosen Bildkompositionen eines einschließenden, buchstäblich gefangenhaltenden, fast subkulturell anmutenden Niemandslandes mitten im gespenstisch wehenden Schilf ist die zeitlose Bedeutung von Onibaba – Die Töterinnen, denn letztlich ist jeder Aspekt der Geschichte weder veraltet noch nicht von ihrem reinen Inhalt reibungsfrei, universell übertragbar ins Hier und Jetzt. Ohne eigenes Verschulden, durch „höhere Mächte“ in Not geratenen Figuren müssen sich mit den Gegebenheiten arrangieren, finden Wege, die nur dann wirklich diskussionswürdig sind wenn es noch realistische Alternativen gäbe und verfangen sich aufgrund von ganz natürlichen, menschlichen Grundbedürfnissen – sei es reiner Selbsterhaltungstrieb oder Geborgenheit – in einen Teufelskreis, der unweigerlich Schlimmes heraufbeschwört. Alles an diesem Film ist greifbar, echt, tiefgründig analysierend und erschütternd. Ein großes Meisterwerk, dessen überragendes Finale lange nachwirkt und sein eigenes Kapitel in der Filmgeschichte sicher haben dürfte.

Fazit

Gerne als Horrorfilm tituliert ist Onibaba – Die Töterinnen das maximal am Rande des Schilfs, wenn überhaupt nur eine Schilderung realen Horrors, für den man sich nicht in surreale Alptraumfantasien flüchten muss. Alles hier ist menschlich und dennoch sicherlich so grausam und verstörend, dass man ihn – wie auch manche Filme von Ingmar Bergman – theoretisch so kategorisieren kann. Wenn solche Filme denn kategorisiert werden müssen. Wenn dies schwer bis unmöglich ist, oft ein gutes Zeichen. Ein herausragendes Werk voller Wahrheiten und Abgründe…nicht nur diesem einen Loch, in dem alle Sünden verschwinden.

Kritik: Jacko Kunze

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