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Quelle: themoviedb.org
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  • 98 Min Drama
  • Regie
  • Drehbuch
  • Cast

Inhalt

Mit beeindruckender Ideenvielfalt, Imagination und bitterem Humor erzählt Med Hondo die Geschichte eines jungen Migranten aus Afrika, der am Rassismus im Pariser Alltag zerbricht.

Kritik

Med Hondos (Sarraouina) Soleil Ô eröffnet mit einem verlängerten Prolog: Nach einer kurzen Cartoon Sequenz in der ein schwarzer Bürger von einer, immer größer werdenden, Menge umzingelt wird, beginnt sein Film in Afrika. Hier werden die Einwohner einem kollektiven Taufritual unter der Führung weißer Kolonialisten unterzogen. Es ist ein Kernpunkt des Filmes, eine der vielen Wurzeln allen Übels von denen die Missstände, auf die Hondo den Rest des Filmes aufmerksam macht, ausgehen. Hondos Essay über schwarze Identität sucht viele Wege, um die Effekte des Kolonialismus und den allgegenwärtigen Rassismus begreifbar zu machen. Ein vielschichtiger Film, der von seiner Aktualität nichts verloren hat. 

Als roter Faden durchzieht den Film eine Migrationserfahrung. Ein mauretanianischer Mann (Robert Liensol, Kiriku und die Wilden Tiere) durchquert die Straßen von Paris. Er ist auf der Suche nach einer Arbeit als Buchhalter und vielleicht einer neuen Heimat. Doch ständig begegnen ihm abweisende Blicke von Passanten aufgrund seiner schwarzen Hautfarbe. Hier manifestiert sich der Rassismus noch auf relativ unterschwellige Weise, später wird dieser immer expliziter. Hondo macht auf die fortwährende Präsenz der Diskriminierung aufmerksam, verspottet diese aber auch, wenn er die Empörung von weißen Bürgern in einer Szene mit dem Gegacker von Hühner unterlegt. Obwohl der Film großen Wert auf den Realismus des zugrunde liegenden Problems legt, so abstrahiert er die Realität auch. Konventionelle Erzählmethoden scheinen für die Darstellung europäischen Postkolonialismus nicht ausreichend zu sein. Die Handlung wird immer wieder von Interviews und Wutreden, sowohl von weißen Geschäftsführern, als auch von schwarzen Aktivisten, unterbrochen. Hondo gelingt es so, ein umfassendes Panorama der Debatten rund um modernen Rassismus in den 60er Jahren zu entwerfen. 

Innerhalb der Interviews, manchmal durch den Protagonisten selbst durchgeführt, ergeben sich zahlreiche soziologische Thesen. Eine von diesen handelt von ökologischen Privilegien, nach welcher der Staat kein wirkliches Interesse an der schwarzen Bevölkerung hat und sich nur darum kümmert den Status Quo aufrecht zu erhalten. Hondo lässt bei diesem filmischen Diskurs keinen Blickpunkt aus und sehr viele Sequenzen seines Essays weisen auf eine allumfassende Angst hin, die Angst „weiß“ zu werden. Ô Soleil verdeutlicht die Gefahr eines Identitätsverlusts erst auf theoretischer und schließlich auf praktische Art, wenn sein Protagonist irgendwann nicht mehr weiß, wo er eigentlich hin soll und nur noch die Flucht in die Wälder bleibt. So amüsant sich Hondos Film zuweilen auch gibt und so verspielt er auch montiert sein mag, am Ende bleibt wenig Hoffnung auf eine Besserung der Gesellschaft, aber auch eine entschlossene Stimme gegen die ignorante Unterdrückung.

Fazit

"Ô Soleil" ist ein faszinierendes Essay über die Auswirkungen des Postkolonialismus, welches neue Methoden der Darstellung von gesellschaftlichen Problemen erforscht.

Kritik: Jakob Jurisch

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