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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Ein Junges Mädchen macht ihre ersten Erfahrungen mit der Liebe - in ihrem Fall zu Gott. Sie wird von ihrer Mutter im ländlichen Tennessee Mitte der 50er-Jahre nicht sonderlich religiös erzogen. Mithilfe eines Stipendiums kann Cathleen auf eine katholische Schule gehen und wird dort von dem geheimnisvollen und romantischen Gedanken, ihr Leben Gott zu weihen, angezogen. Als aus der Postulantin langsam eine Novizin wird, muss sie sich oft der herben und unmenschlichen Realität, eine Dienerin Gottes zu sein, stellen, wobei Ihr Glaube oft auf die Probe gestellt wird. Zu Beginn des zweiten Vatikanischen Konzils ringt Cathleen mit ihrem Glauben an Gott, Fragen zur Sexualität und radikalen Veränderungen in der Kirche, die das Leben der Nonnen beeinflussen könnten.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Die Liebe zu Gott, und damit auch die Vermählung mit Gott, stellt sich durch das Fehlen jeglichen physischen Kontakts als eine besondere Herausforderung dar. Es fehlt nicht nur an Körperlichkeit, sondern auch an dem Wissen der entgegneten Liebe und dem Wissen der bloßen Existenz des angerufenen Gegenübers. Es fehlen also Dinge, die sich durch die einfachsten liebevollen Gesten, wie einem Kuss oder einem Streichen über das Haar, kommunizieren lassen. Regisseurin Margaret Betts studiert in ihrem Debüt sehr gewissenhaft, welche Qualen es mit sich bringt, seine Liebe bedingungslos an einen Gott zu verschenken, welche Aufopferungen es bedeutet und schafft damit das, was die meisten vermeintlich romantischen Filme schon lange nicht mehr sind: Einen wirklichen Liebesfilm, der die Romantik so wie den Schmerz als Symbiose versteht.

Liebe bedeutet immer auch Leidenschaft und ist demzufolge auch immer mit einer gewissen Form von Schmerz verbunden: Die Ungewissheit, ob das Gegenüber die Gefühle erwidert, das Schweben im Nichts vor einer Liebesbeziehung, der Schmerz nach einem Streit, die Sehnsucht im körperlichen wie im seelischen Sinne.  All das fehlt vielen Liebesfilmen bzw. wird es falsch dargestellt, nämlich als Unreinheit am Rande und weniger als essentieller Teil der Dynamik. Novitiate zeigt uns anhand einer christlichen Ästhetik, dass ohne Schmerz auch keine Liebe existieren kann. Dafür findet er Bilder, die manchmal -  ähnlich wie die Protagonistin selbst - ruhig und unterwürfig sind und im nächsten Moment groß und zerstörerisch wirken. Er zeigt das Chaos eines Liebenden innerhalb eines fein nuancierten Filmes, der es versteht zu dokumentieren und dabei aufzuarbeiten.

Im letzten Drittel des Filmes gibt es etwas Spannendes zu beobachten: Reverend Mother (Melissa LeoOblivion) liegt in der Kirche, quasi zu Gottes Füßen, und führt ein Gespräch, das stark an eine eheliche Auseinandersetzung erinnert. Sie droht es zwar nicht an, dementiert es sogar, aber spricht über eine Art des „Schluss-Machens“. In dieser Szene zeigt sich der ambivalente Liebesschmerz vielleicht am Deutlichsten. Die Figur ist sich der  Möglichkeit des Ausbrechens aus dem religiösen Kosmos komplett bewusst, sie weiß auch dass sie die Liebe zerstört, und dennoch kann sie sich nicht abwenden. Die Sehnsucht, die Anziehungskraft, erscheint dafür zu groß.  Ein weiteres Beispiel ist die Protagonistin Schwester Cathleen, die eindrucksvoll von Margaret Qualley  (The Nice Guys) dargestellt wird, die wortwörtlich für Jesus zu hungern beginnt. Um mehr Anerkennung, mehr von der Liebe zu erfahren, entsagt sie sich noch mehr als sonst schon dem Unabdingbaren des Lebens. Hier sehen wir also eine Form von Eifersucht  - sie möchte einfach mehr erfahren als ihr aktuell zugestanden wird. 

Leider belässt es der Film nicht bei dieser Kosmos-Studie, bei dieser codierten und damit nicht auf Anhieb für jeden zugänglichen Liebesgeschichte, sondern versucht das Gezeigte zu rechtfertigen. Nur ganz am Anfang und ganz am Ende spielt das Zweite Vatikanische Konzil eine zentrale Rolle und verleiht dem Film dadurch eine politische und moralisierende Wende. Der Film distanziert sich, zeigt dass die Kirche heute so nicht mehr funktioniert und historisiert das Gezeigte, um christliche so wie moralische Gefühle nicht zu verletzen. In diesen Szenen erweckt der Film den Eindruck, er würde die christliche Gemeinde in den Vordergrund rücken wollen. Dabei ist er in dem Großteil der Lauflänge sicherlich kein Film über das politische Christentum, sondern einer über das Wesen der Liebe, am Beispiel des christlichen Gottes. Hätte Novitiate diese Einordnung unterlassen, wäre er sicherlich ein umstrittenerer, aber wohl auch ein (noch) besserer Film geworden.

Fazit

„Novitiate“ erzählt mit eindrucksvoller Genauigkeit von der Liebe, die nicht nur von romantischen Gefühlen, sondern  auch von Schmerz und Leidenschaft getrieben wird. Trotz seines ungewöhnlichen Sujets birgt er damit mehr von jener ambivalenten Spannung als so mancher Liebesfilm und begegnet dieser intimen Geschichte mit viel Empathie, was besonders bei einer Lebensrealität, die so sehr von derer der meisten Zuschauer abweicht, von größter Relevanz erscheint. 

Kritik: Maximilian Knade

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