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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Wir schreiben das Jahr 1978. Jeffrey Dahmer geht auf eine ganz normale Highschool mitten im Nirgendwo von Ohio. Er ist ein blasser und schlaksiger Typ, dem Loser ins Gesicht geschrieben steht. Von seinen Mitschülern gehänselt, wird er zum Klassenclown und schart ein kleines, exzentrisches Grüppchen Bewunderer um sich, die seine Andersartigkeit feiern. Dass er zwischendrin gern allerhand Kleintiere tötet und sich mit Begeisterung der Erforschung ihres blutroten Innenlebens widmet, irritiert zwar auch seine engsten Freunde, doch noch ahnt niemand, wozu Jeffrey wirklich imstande ist.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Filme, die sich realen Ereignissen widmen, haben oftmals eine Bringschuld zu leisten, gerade wenn es sich um Filme über Mörder, Psychpathen oder Katastrophen handelt. Da an den realen Ereignissen immer auch reale Menschen hängen, die emotional involviert in das Geschehen sind, reicht es nicht einen Serienmörderfilm, der auf realen Personen beruht, als einfachen Fun-Slasher darzustellen oder die Figuren in wandelende Klischees zu verwandeln, da der Bezug zur Realität in diesem Fall nur als voyeuristische Promo-Zeckmittel entlarvt wird. My Friend Dahmer von Newcomer Marc Meyers stellt sich nun einem ähnlichen Problem: bleuchtet werden sollen Highschool-Jahre des der Nekrophilie, des Kannibalismus und des Mordes an 17 jungen Männern überführten Amerikaners Jeffrey Dahmer. Dabei basiert der Film auf einer Graphic Novel des Zeichners Derf Backderf, der seine Highschool-Zeit mit Jeffrey Dahmer verbrachte und daher einen realitätsnahen Blick auf die Figur hatte. Und glücklicherweise ist auch die Verfilmung des Stoffes, trotz zeitweiser Gefahr ins Klischee abzukippen, insgesamt sehr gelungen.

Das liegt vor allem daran, dass My Friend Dahmer sich nicht mit den blutigen Massemorden des Serienkillers befassen will und daher auch sehr unblutig daherkommt. Der Film präsentiert sich viel mehr als psychologisches High-School-Drama, das das Familien- und Schulleben des Außenseiters Dahmer betrachtet und kurz vor seinem ersten Mord die Credits laufen lässt. Regisseur Meyers und auch Graphic Novel-Autor Backderf beschäftigen sich hier also primär mit den Fragen, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass ein Mensch in solch düsteren Regionen seines Ichs verfallen kann und wie die Außenwelt dazu beigetragen hat. Die emotionale Involvierung und das Unverständnis des Graphic Novel-Autoren, der einige Zeit mit Dahmer verbrachte, darüber, wie Dahmers Neigungen ihm und seinen Schulkollegen nicht auffallen konnten und der Frust darüber, wie sie ihn damals behandelten, tropft durch jede Filmpore und sorgt für ein emotional authentisches und melancholisches Bild des Geschehens.

Ab und zu droht My Friend Dahmer dann aber in die Klischeefalle zu tappen, indem der Film seinen Protagonisten ein wenig überstilisiert und gerade seine Abrutschen in Alkoholismus und Mordfantasien etwas platt darstellt. Der Film bekommt allerdings immer wieder im richtigen Moment die Kurve, zeigt den Menschen hinter der starren Fassade und lässt die Welt um Dahmer herum fühlbar wirken. Hier punktet vor allem das Familienleben des Serienmörders: Dallas Roberts (Mayhem) als Jeffreys Vater und Anne Heche (Ally McBeal) als seine Mutter Joyce leisten in ihrer kurzen Leinwandzeit darstellerisch enorm viel und tragen nachhaltig dazu bei, die Entwicklung Jeffreys real wirken zu lassen. Und auch Mädchenschwarm Ross Lynch (Muppets Most wanted) in der Rolle der titelgebenden Figur macht einen guten Job, sodass es schwer wird den Disneystar unter all den Eigenheiten Dahmers noch zu erkennen. Lynch empfiehlt sich mit dieser Rolle, wie es vermutlich auch vorgsehen war, für größere, ernstzunehmende Dinge.

Letztlich sollte man an My Friend Dahmer noch die Natürlichkeit der Filmwelt hervorheben. Das Amerika der 70er Jahre wirkt hier lebensecht, die Inszenierung ist zurückhaltend, aber gelungen und vor allem der sehr präsente Highschool-Part des Films überzeugt, weil sich der Film neben den dramatischen Momenten der Geschichte auch  mal humoristisch und gar fröhlich geben darf. Herauskommt ein Filmportrait, das durch seine emotionale Nähe zum Stoff und die psychologisch interessante Perspektive, die Geschichte vor den Morden über den Menschen Dahmer zu erzählen, berührt und zu Diskussionen anregt, ohne die Figur des junge Dahmers dabei zu sehr zu glorifzieren. Hätte der Film im Endeffekt bei ein paar Momenten mehr den Mut dazu gehabt, sich einigen Hollywood-Klischees zu verweigern und wäre noch tiefer in die Psyche des Jungen eingetaucht, ohne nur die äußeren Einwirkungen  zu betrachten, wäre My Friend Dahmer sicherlich noch eine Spur komplexer geworden. Aber auch so hat man es mit einem gelungenen Film über ein schweres Sujet zu tun.

Fazit

Die Geschichte über die Jugendjahre des Massenmörders Jeffrey Dahmer werden in "My Friend Dahmer" emotional wirkungsvoll und psychologisch differenziert vorgetragen, ohne dass der Film zu sehr in die Klischeefalle Hollywoods tritt (obwohl es manchmal eng wird). Gespickt mit starken Darstellerleistungen und einer besonnenen, konzentrierten Inszenierung, schafft es "My Friend Dahmer" mit seiner schweren Thematik gleichsam angemessen wie einnehmend umzugehen. Im Pool der Serienmörderfilme, die auf wahren Begebenheiten beruhen, sticht der Film also auf jeden Fall durch seine Realitätsnähe hervor.

Kritik: Thomas Söcker

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