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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

1993 verschwand Mansur Rashid Kikhia, Libyens ehemaliger Diplomat und friedlicher Gegner Gaddafis, in Kairo.1993 verschwand Mansur Rashid Kikhia, Libyens ehemaliger Diplomat und friedlicher Gegner Gaddafis, in Kairo. Seine Tochter Jihan untersucht sein Verschwinden und dokumentiert gleichzeitig die 19-jährige Suche ihrer Mutter nach der Wahrheit.

Kritik

Unter den zahlreichen Fotos und Archivaufnahmen, die Jihan K in ihrer investigativen Chronik von ihrem Vater, dem einstigen libyschen Außenminister und UN-Botschafter Mansur Rashid Kikhia, versammelt, zeigt kein einziges die beiden gemeinsam. Als die Regisseurin gerade sechs Jahre alt war, verschwand der Menschenrechtsaktivist und energische Kritiker Gaddafis Regimes spurlos aus seinem Hotelzimmer in Kairo. Die ägyptische Polizei behauptete, von einer Entführung weder eine Ahnung noch Indizien zu haben. Libyens Regierung leugnet jede Verbindung zu dem Fall. Jener ist lediglich ein etwas prominenterer von unzähligen suspekten Todes- und Vermissten-Fällen.

Denen fallen nicht nur Regime-Kritiker*innen zum Opfer. „Junge Menschen sterben, so wie die Wasser trinkst.“, kommentiert ein Onkel der Filmemacherin bitter die Alltäglichkeit des Todes und Terrors, die das Heimatland ihrer Familie seit Gaddafis Machtergreifung im Jahr 1969 heimsuchten. Dass es nach seinem unrühmlichen Tod noch schlimmer werden sollte, konnten sich viele nicht vorstellen. Und doch durchdringt fast etwas wie Nostalgie die vielschichtige Verflechtung von Familienporträt, Landesgeschichte und Gesellschaftsdiagramm. Das Land sei am Kollabieren, kommentiert ihr Onkel Kikhias hartnäckige Suche nach ihrem Vater. 

Sein Verlust lässt ihr auch fast dreißig Jahre später keine Ruhe. Als emotionales Momentum wird er zum stillen Zentrum einer konzentrierten dokumentarischen Aufarbeitung, die mit geschärftem Bewusstsein für politische Komplexität und psychische Nuancen die Bruchlinien einer ganzen Nation greifbar macht. Körnige Heimvideos und klare Nachrichten-Ausschnitte umreißen das Spektrum von Mansur Rashid Kikhias öffentlicher und privater Person, die seine Tochter nur indirekt kennt. Zwischen Exil und Erinnerung wird die Suche nach der Wahrheit zur Rekonstruktion einer Identität: sowohl einer individuellen als auch einer nationalen. 

Fazit

Der Verlust eines Menschen wird zur Analogie des Verlusts einer Heimat In Jihan Ks diffizilem Dokumentarfilm. Dessen hintergründige Erzählung untersucht anhand des Verschwindens des Diplomaten und Politikers Mansur Rashid Kikhia die Möglichkeiten psychologischer und zeitpolitischer Verarbeitung von individueller und kollektiver Traumata. Geschichtliche Gerechtigkeit zeigt sich als Voraussetzung des persönlichen Abschlusses mit generationsübergreifenden Schrecken. Ruhige Montage, unsentimentale Revision und formale Reduktion schaffen ein gleichsam intimes und informatives Zeugnis. Archivmaterial fungiert zugleich als Indiz und Resonanzraum, in dem die Fragmente eines zerstörten Zuhauses wieder zusammen finden. 

Kritik: Lida Bach

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