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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Dennis arbeitet in einem Bestattungsinstitut und heckt einen gewagten Plan aus: Gemeinsam mit seinem Freund Hal will er die nebenan gelegen Bank ausrauben. Da passt es ganz wunderbar, dass Hal’s Mutter gerade verstorben ist. In ihrem Sarg verstecken sie die Beute, die bei der Aufbahrung eigentlich nur noch umgelagert werden muss. Dabei geht natürlich einiges mächtig schief…

Kritik

Der britische Bühnenautor Joe Orton wurde nur 34 Jahre alt, verfasste in dieser Zeit allerdings einige damals extrem anzügliche Stücke mit pechschwarzem Humor, bevor er am 9. August 1967 von seinem eifersüchtigen Liebhaber mit einem Hammer erschlagen wurde. Zwei Jahre nach seinem Tod begannen die Dreharbeiten zu Die größten Gauner weit und breit bzw. im Original Loot (= Beute), der auf seinem gleichnamigen Werk beruhte und seine Premiere im Wettbewerb von Cannes im Jahr 1970 feierte. Erwartungsgemäß verstieß der Film gegen sämtliche Moralvorstellungen, wurde jedoch auch von Publikum und Kritik weniger wertgeschätzt. Bedauerlich, denn das von Silvio Narizzano (Georgy Girl) beinah psychedelisch inszenierte Lustspiel feiert die Swinging Sixties auf ihrem Höhepunkt und treibt es mehr als einmal weit über die Spitzen des guten Geschmacks heraus.

-„My wife was a protestant.“

-„Yesterday we buried a vegetarian.“

Während Mutti im Sterben liegt, zelebriert Sohnemann Hal (Roy Holder, Stolz & Vorurteil) gerade im Leichenwagen einen flotten Dreier mit seinem Lover Dennis (Hywel Bennett, Teufelskreis Y) und einer Politesse, damit es keinen Strafzettel gibt. Die treibende Kraft in dieser freizügigen Beziehung ist aber eindeutig Dennis, der neben dem naiven Hal auch noch Fay (Lee Remick, Das Omen), die durchtriebene Krankenschwester dessen totkranken Mutter, parallel beglückt. Dennis plant vorsorglich zweigleisig, denn die frisch dahingeschiedene Schwiegermutter in spe soll ihnen einen letzten Dienst erweisen. Während sie in dem Bestattungsinstitut seines Arbeitgebers für die Aufbahrung daheim zurecht gemacht wird, graben sich er und Hal (nackt!) in den Safe der nebenan gelegenen Bank durch. Die Beute wird im Sarg verstaut und somit praktisch frei Haus geliefert. Ein nur theoretisch ausgefuchster Plan, würden nicht Gevatter Zufall, eine gehörige Portion Dummheit, Gier, Eifersucht und der vertrottelte, aber ehrgeizige Inspektor Truscott (Richard Attenborough, Jurassic Park) ihnen gemeinschaftlich einen Strich durch die Rechnung machen.

-„Where ist he loot?“

-„Still in the coffin. Mom is in the garage.“

-„Right!“

Turbulent, knallbunt und schamlos bis zum Nervenzusammenbruch. Loot wirkt so, als hätten die Jungs von Monty Phyton zu viele Mushrooms im Tee gehabt und Mario Bava entführt, damit er eine queer-provokante Kreuzung aus Der rosarote Panther und Ladykillers dreht. Das Ding sieht aus wie LSD-Jahrmarkt in einer Lava-Lampe und es derart rotzfrech, da schlackern einem teilweise die Ohren – oder noch viel mehr. Makaber, völlig überdreht und rabenschwarz wird vor nichts und niemanden Halt gemacht, erst recht nicht vor gesellschaftlichen Tabus jedweder Couleur. Das war damals sicher skandalös und könnte heute nur noch skurril und gaga erscheinen, aber genau deshalb ist dieser wahnwitzige Unfug ein reines Freudenfest der ungehemmten Freizügigkeit. Das Dekor knallt wie in Roger Corman’s feuchtesten Träumen, der Soundtrack ist grandios-schräg und die Situationskomik teilweise brillant. Selbst ein oft eher seriös eingesetzter Darsteller wie Richard Attenborough ist als cartoonesker, moralisch mehr als einmal pikierter Chaos-Ermittler mit Chaplin-Bart und Hitler-Scheitel (oder umgekehrt) kaum wiederzuerkennen. Eine niveaulos-niveauvolles Zeitdokument wie vom wilden Affen geschändet. Wenn möglich unbedingt im O-Ton schauen, denn selbst eine recht gute Übersetzung kommt nicht ansatzweise an den pointierten Witz des Originals heran.

-„Surround the premises, i surround the house myself!“

Fazit

Ein sträflich unterschätztes Kleinod. „Die größten Gauner weit und breit“ ist eine freigeistige und unverkrampfte Ganovenposse mit rasanter Dynamik und biestigem Witz. In allen Belangen wird dabei heftig am Rad gedreht, aber so schonungslos und selbstbewusst-verrückt, dass es selbst nach 50 Jahren immer noch einer kleinen Offenbarung gleichkommt.

Kritik: Jacko Kunze

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