Eine gewagte Performance, digitale Liebe und ein ungewöhnlicher Verehrer. Flüssige Liebe. Spannung. Ein Film, der über die Leinwand hinausgeht.
Kritik
Die unscharfe Grenze zwischen Social Media Persona und Privatleben, Performance und Persönlichkeit, Bedrohung und Begierde umkreist Joan Porcels visuell und dramaturgisch gleichermaßen verschwommene Mischung aus Psychothriller und Promo-Projekt, ohne sich wirklich damit zu befassen. Das flüchtige Interesse findet sein narratives Pendant in den Online-Sexchats im Zentrum der richtungslosen Story. Jene folgt dem jungen Tänzer Lluís Garau in einer fiktiven Version seines realen Alltags zwischen Shows und Sexleben. Beide spiegeln einander als Instrumente der Selbstzentrierung und Selbstinszenierung Garaus.
Der in nahezu jeder der grobkörnigen Handy- und Handkamera-Aufnahmen präsente Protagonist macht bei einer seiner digitalen Sessions auf Chatroulette die Bekanntschaft eines ominösen Users mit schwarzer Skimaske. Zur gleichen Zeit erhält er verstörende Nachrichten von einem Account namens Banja Negra, die ihm mit Verweis auf einen fatalen Brandanschlag an einem Cruising Spot drohen. Garau verliert sich immer mehr in einem Zwischenreich von digitaler Unverbindlichkeit und realer Gefahr. Leider ist der wirre Plot nicht halb so spannend anzusehen, wie er klingt.
Das liegt zum einen an der miserablen Bildqualität, der aus scheinbar willkürlichen Webcam- und Handyvideos zusammengeschnittenen Inszenierung, teils an der extrem zähen Entwicklung der Ereignisse. Umso länger die ermüdende Collage nichtssagender Sex-Chats, Tanzszenen und trivialer Alltagseindrücke sich hinzieht, desto mehr erscheint die Thriller-Handlung als bloßes dramatisches Vehikel, um die fade Selbstinszenierung zu rechtfertigen. Die dramatischen Hinweise auf die verborgenen Zusammenhänge der Ereignisse sind denkbar plakative Bezüge auf den Filmtitel, die dem Kreislauf endloser Selbstreferenz fortsetzen.
Fazit
Wenn im letzten Akt der monotonen Media-Collage aus Sex-Talks, Selbstdarstellung und Ausdruckstanz die handlungszentrale Website den Hauptcharakter schließlich mit seinem Alter Ego paart, kulminiert darin zugleich dessen bizarre erotische Egomanie. Doch Porce ist weit davon entfernt, die einschläfernde Mischung aus Selbststilisierung und Auto-Obsession kritisch zu reflektieren. Sein visuell und dramatisch gleichsam beliebiger Plot ist kaum als solcher erkennbar; ein nichtssagender Bilderbogen pixeliger Aufnahmen, die eine austauschbare Anti-Ästhetik zum Śkreativen Stilmittel überhöhen. Ein Film zum Wegklicken.
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