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Matty Burton hat sein Ziel erreicht: Er ist amtierender Champion im Halbschwergewicht. Im Zenit seiner Karriere gilt es nun, das Geld zu verdienen, das ihm und seiner Familie eine sorgenfreie Zukunft bescheren soll. Mit einem letzten Kampf gegen Andre "The Future" Bright will er seiner Karriere den letzten Schliff verleihen und anschließend mit dem Preisgeld gebührend abtreten. Nach einem erbitterten letzten Fight kehrt Matty heim und verliert kurz darauf infolge der heftigen Schläge das Bewusstsein. Als er kurze Zeit später im Krankenbett aus dem Koma erwacht, lautet die Diagnose: Gedächtnisverlust. Nach und nach muss Matty die Lücken seiner Erinnerungen wieder füllen und merkt, dass sein wichtigster Kampf wohl gerade erst begonnen hat...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Insgesamt 10 Jahre hat Paddy Considine – der 2011 bereits mit Tyrannosaur ein fulminantes Regie-Debüt hinlegte und sonst vor allem durch Filme wie The World's End und The Girl with All the Gifts bekannt ist – an seinem Werk Journeyman gearbeitet. Dabei ist keineswegs ein schlichtes Box-Drama herausgekommen, sondern der Film geht in seiner Materie deutlich tiefer: Wo andere Boxfilme beginnen, endet Matty Burton (Paddy Considine) bereits: Beim Sieg der Weltmeisterschaft. So hat Matty, ein liebevoller Familienvater, fürsorglicher Ehemann und respektvoller Boxkämpfer, endlich sein Traum erfüllt und den finalen Kampf gegen Andre "The Future" Bright (Anthony Welsh) durchgestanden. Danach folgt jedoch erst sein eigentlicher Kampf. Das zurückkämpfen durch eine Kopfverletzung in die Gesellschaft, in die Menschlichkeit, in seine Familie – schlichtweg in das Leben selbst. Journeyman stellt allerdings keine Abrechnung mit dem Boxsport dar, sondern möchte sich eher auf die Folgen und Risiken konzentrieren. So gab es allein in England in den letzten fünf Jahren drei Todesfälle im Ring (der letzte am 24.02.2018 mit Scott Westgarth). Journeyman widmet sich dieser Schattenseite des sonst so schillernden Sportes.

Regisseur und Autor Paddy Considine versteht es dabei gekonnt die Figur des Matty Burton – die er selbst unglaublich behutsam, intensiv, authentisch und eindringlich spielt – in den Mittelpunkt zu stellen und den sonst eher glamourösen (und gerne Klischeehaften) Sport außen vorzulassen. Es geht um die Menschen hinter dem Ring. Wenn die Zuschauer die Hallen verlassen haben, die Türen geschlossen sind und die Kämpfer mit ihrem Schicksal alleine kämpfen. Somit versteht sich Journeyman vordringlich als Charakterdrama, welches zudem sehr langsam und ruhig erzählt wird und wenig der sonst so pompösen Boxfilme innehat. Selbst der anfängliche Kampf wird mit einigen wenigen Darstellungen zelebrieret, bevor der Bruch in Mattys Leben folgt. Die Fragen, die dann schnell aufkommen, sind natürlich nicht neu, jedoch zeigt sich Journeyman hier von seiner klar besten Seite: Wie ist es überhaupt möglich sich in das Leben nach solch einer Verletzung zurück zu kämpfen? Was braucht es dafür? Wie ist es für die Familie? Wie geht man mit der Amnesie um? Was passiert, wenn es zu Gewalt kommt? Wie verhalten sich die Freunde in solchen Situationen? Natürlich kann man hier Paddy Considine vorwerfen sehr strukturiert an seinen Film zu gehen und klassische Handlungspunkte abzuarbeiten, bis es eben zum doch sehr offensichtlichen Happy End kommt. Doch der Weg ist das Ziel und hier bleibt mehr als einmal dem Zuschauer der bloße Atem weg.

Dies liegt natürlich in erster Linie an den hervorragenden Darstellern, die Journeyman tragen. Natürlich allen voran Paddy Considine selbst – der die Phasen perfekt bis ins kleinste Detail transportieren kann – jedoch auch Jodie Whittaker, Paul Popplewell sowie Tony Pitts. Es sind die vielen kleinen Details, die leichten Umarmungen, die wenigen Tränen und die oftmals sehr sensiblen Szenen, die die Stärke des Films ausmachen. Vielleicht hätte hier sogar etwas mehr Verstärkung nicht geschadet, doch am Ende bleibt wohl kaum jemand von der Erzählung unberührt. Eine, die sich nicht nur auf die Gefahren des Boxens an sich konzentriert, sondern auch die Menschen dahinter. Auf die Gefahren und die Folgen (auch die langfristigen), die gerne übersehen werden. Es sind eben nicht nur zwei Kämpfer, die sich im Ring begegnen und bis auf das Äußerste – unter dem Jubel der Zuschauer – die Köpfe einschlagen, sondern es sind Individuen. Mit Stärken, Schwächen, Liebe, Hoffnungen und auch Leid. Ein Appell also genauer hinzusehen und sich bewusst zu machen, dass die Show nur eben jenes ist: Eine Show. Die Box-Clubs selbst sind natürlich oft ein wichtiger Teil der sozialen wie kulturellen Stabilität von Brennpunkten, doch es darf niemals zur Selbstverständlichkeit verkommen, in der Boxer zum Namen oder gar zum Gürtel wird. Und dies schafft Paddy Considine mit Bravour.

Fazit

Regisseur und Autor Paddy Considine liefert mit seinem zweiten Spielfilm ein fulminantes und technisch einwandfreies Drama ab, welches sich auf die Menschlichkeit hinter dem Boxen konzentriert. Auf einen Kämpfer, der sich nach vielen Duellen selbst, und mit Hilfe, in das Leben zurückkämpfen muss. Ein gefühlvoller und eindringlicher Appell an den Sport selbst, die Gefahren dahinter und die Zuschauer. Eine klare Empfehlung.

Kritik: Thomas Repenning

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