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Quelle: themoviedb.org

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Der sechsjährige Robbie hat gerade beinah die Wohnung seiner Adoptiveltern abgefackelt und versteckt sich daher in einem Keller. Dort trifft er auf Lloyd, der unmittelbar zuvor den Liebhaber seiner Frau erschlagen hat. Die beiden fliehen zusammen und werden alsbald von Polizei und Öffentlichkeit gejagt.

Kritik

Der britische Regisseur Charles Crichton dürfte der breiten Öffentlichkeit vermutlich am ehesten durch seine letzte Arbeit Ein Fisch namens Wanda bekannt sein, wobei der damals bereits 78jährige schon von Co-Star John Cleese unterstützt wurde. Davor war er lange für die Inszenierung der Kultserie Mit Schirme, Charme und Melone verantwortlich, hatte aber bereits zuvor eine beachtliche Karriere auf der großen Leinwand hingelegt. So realisierte er in Teilverantwortung beispielsweise den für seine Zeit enorm progressiven Horrorklassiker Traum ohne Ende (1945). Für den 1952 entstandenen Ein Kind war Zeuge wurde er auf dem Locarno International Film Festival mit dem Goldenen Leoparden für die beste Regie ausgezeichnet.

Der Plot dreht sich um die Beziehung zweier Menschen auf der Flucht, die durch puren Zufall zu einem Duo werden. Dem sechsjährigen Robbie (Jon Whiteley, The Spanish Gardener) wurde seitens seines Adoptivvaters deutlich eingebläut, nicht mit Streichhölzern zu spielen. Trotzdem hat er gerade die Vorhänge der heimischen Küche in Brand gesteckt und aus Angst vor der dann üblichen, körperlichen Züchtigung flüchtet er sich in einen (immer noch) zerbombten Keller. Hier überrascht er den Seemann Lloyd (Dirk Bogarde, Die Brücke von Arnheim). Dieser hat gerade offenbar einen Mann umgebracht, zumindest liegt die Leiche direkt neben ihm. Ohne große Fragen schnappt sich Lloyd den unliebsamen Zeugen und begibt sich auf eine hektische Flucht. Robbie - der gar nicht realisiert, was er da gerade gesehen hat – ist heilfroh, dass ihn der Fremde nicht zuhause abliefern will und geht bereitwillig mit. Für Lloyd geht es in erster Linie darum, dass ihn der Junge nicht verpfeifen kann.

So weit, so gut, so hektisch. Ein Kind war Zeuge schafft das Kunststück, komplett ohne Exposition oder einen klassischen ersten Akt überhaupt auszukommen. Alles gerade Beschriebene spielt sich in etwa zwei Minuten ab. Wer die beiden Protagonisten sind und warum sie so handeln wie sie handeln, ergibt sich erst im weiteren Verlauf. Von daher ist das schon in Ordnung, denn letztlich bekommt man noch die fehlenden Erläuterungen nachgeschoben, trotzdem wirkt der Film diesbezüglich gehetzt aus der Hüfte geschossen, was auch in einer weiteren, kurz darauffolgenden Szene deutlich wird. In dieser soll Robbie für Lloyd in dessen Wohnung gehen, um dort das noch vorhandene Bargeld abzuholen. Insofern macht der Nutzen des Jungen für den inzwischen vermutlich schon gesuchten Mörder absolut Sinn. Diese Szene hätte man wunderbar als ausführliche Spannungssequenz ausbauen können, da der Junge kurz nach der Ankunft von Lloyd’s Ehefrau und einem Polizisten überrascht wird. Aber auch das wird maximal flott durchexerziert und man fragt sich an der Stelle schon, warum das an sich sehr reichhaltige Skript (Hitchcock hätte daraus einen Instant-Klassiker geschaffen) so unnötig durchgepeitscht wird.

Irgendwann kommt man mal kurz zur Ruhe und siehe da, ab dann funktioniert Ein Kind war Zeuge - vorrübergehend - prächtig. Wenn endlich Zeit bleibt, eine Beziehung zwischen dem geschundenen „Vater-Sohn-Duo“ aufzubauen, aber da kommt schon der nächste Fehler um die Ecke. Warum behält Lloyd das Kind jetzt noch bei sich? Durch die Medien ist ihm schon klar, dass die Polizei ihn als Täter ausgemacht hat, also ist Robbie als Zeuge völlig unnötig. Ihn als „Werkzeug“ zu verwenden hat auch nicht funktioniert, also warum bindet er ihn sich noch ans Bein, was ihn eindeutig behindert und in der Strafverfolgung eindeutig noch schlimmer darstellen lässt? Nun – keine Ahnung. Später besteht eine Bindung zwischen ihnen und warum Robbie nicht von Lloyd wegwill ist eindeutig, aber dazwischen besteht so ein Zeitraum, der das Handeln des Antihelden total absurd gestaltet. Als sich selbst die Polizisten diese Frage stellen, ist das aus empathischen Gründen schon nachvollziehbar, aber davor ist das gelinde gesagt kompletter Schwachsinn. Was schade ist, denn sobald sich wirklich eine authentische Beziehung entwickelt, ist alles Folgende, inklusive des emotionalen Finales, vollkommen glaubwürdig.

Unabhängig davon gelingt Charles Crichton ein handwerklich erstklassiger Film Noir, der gerade in seinen urbanen Momenten optisch stark an Klassiker wie Der dritte Mann erinnert. Von Dirk Bogarde – trotz der Defizite im Drehbuch – glaubhaft und mitreißend gespielt. Man fiebert mit diesem aus der Not geborenen Paar trotzdem mit, auf emotionaler Ebene packt einen Ein Kind war Zeuge zweifelsohne. Es ist alles einfach zu hurtig und teilweise unüberlegt konzipiert, sonst wäre hier das Potential für einen echten Klassiker vorhanden.

Fazit

Heutzutage scheint jeder Film tendenziell zu lang, früher wirkten sie oft zu kurz. Ein Paradeeispiel dafür ist leider „Ein Kind war Zeuge“, der per se eine exzellente Grundidee hat, diese aber nicht optimal durchdacht präsentiert. Handwerklich trotzdem hervorragend umgesetzt, die Probleme liegen eher in der gehetzten und nicht immer schlüssigen Narration.

Kritik: Jacko Kunze

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