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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Jens, ein deutscher Dieb und Herumtreiber, verschlägt es in die von Landwirtschart geprägte luxemburgische Gemeinde Schandelsmillen, wo er Arbeit sucht. Ein Bauer stellt ihn als Erntehelfer auf seinem Hof an und in der örtlichen Kneipe lernt er Lucy kennen, mit der er eine sexuelle Beziehung beginnt. Doch der wortkarge und eigenbrötlerische Jens hat ansonsten kein Interesse daran, sich in die Dorfgemeinschaft zu integrieren -obwohl die Einwohner ihn mögen, zu Partys einladen, ihm eine Trompete schenken und ihn als Mitglied ihrer Musikgruppe gewinnen wollen. Doch hinter der ländlichen Idylle und der Gastfreundschaft entdeckt Jens bald dunkle Geheimnisse. Auch seine eigene finstere Seite kann er vor den Einheimischen nicht lange verbergen.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Ob es ihm hier nicht langweilig werden könnte, fragt der örtliche Bürgermeister Jos von Schandelsmillen den Neuankömmling Jens. Alles sei gut, erwidert der wortkarge Eigenbrötler mit den langen Haaren, der zu Beginn des Films aus der Großstadt in das kleine Dorf hinter der deutsch-luxemburgischen Grenze kommt, um nach Arbeit als Erntehelfer zu suchen. Auch der Titel Gutland, den Regisseur Govinda Van Maele seinem ersten Spielfilm verliehen hat, deutet eigentlich eine eher positive Ausrichtung an, die jedoch schon in den ersten Szenen des Streifens von Misstrauen und Zweifeln überdeckt wird. Ohne jegliches Gepäck, aber dafür scheinbar mit einer großen Last in seinem Inneren ist der Protagonist zunächst ein Fremder, der die luxemburgische Sprache nur in Teilen versteht oder selbst spricht, während ihn sein Deutsch unweigerlich als jemanden ausweist, der von außerhalb in die Traditionen und Bräuche der überschaubaren Dorfgemeinde kommt.

Auf einem Fest am Abend, zwischen Lederhosen und Volksmusik sowie Pommes und Bier, sticht dem Protagonisten allerdings eine blonde, hübsche Frau aus der Gegend ins Auge, die an dem kantigen Schweigsamen offensichtlich ebenfalls Gefallen findet. Lucy, die Tochter des Bürgermeisters, und Jens landen zusammen im Bett, während ihm der Bürgermeister am nächsten Morgen doch noch einen Job als Erntehelfer beschafft. Trotz der Tatsache, dass die Erntezeit eigentlich schon vorbei ist, bekommt Jens eine recht ordentliche Bezahlung von 400 Euro pro Woche sowie einen Schlafplatz in einem Wohnwagen inklusive täglicher Mahlzeiten zugesichert. Die augenscheinliche Idylle mitten in der luxemburgischen Provinz fühlt sich hingegen nicht nur für die Hauptfigur sonderbar an. Auch der Zuschauer von Gutland wird bereits von Anfang an förmlich dazu angehalten, den trügerischen Landschaftsaufnahmen sowie der vermeintlichen Bequemlichkeit der eher simpel gestrickten Dorfbewohner bewusst zu misstrauen.

Zu oft ist man in der Filmgeschichte bereits ähnlichen Werken ausgesetzt worden, in denen der Abstecher in die Provinz durch einen Außenseiter in der Regel stets tiefe Abgründe und gefährliche Geheimnisse ans Licht befördert. Auch Van Maele ist mit diesem Wissen oder der Vorahnung des Publikums durchaus vertraut. So versieht der Regisseur seinen Film zusätzlich mit einer ambivalenten, geheimnisvollen Hauptfigur, die sich ebenso undurchsichtig durch die einzelnen Szenen bewegt wie die Dorfbewohner, die gerade durch ihre spröde Gewöhnlichkeit oftmals den Anschein erwecken, dass im luxemburgischen Schandelsmillen so gar nichts gewöhnlich ist. Verhärtet wird diese Vermutung vom Regisseur immer wieder durch kurze Szenen und Momente, in denen Jens beispielsweise neben seinem Wohnwagen pornografische Fotos von Frauen findet, die sich offensichtlich alle im selben Haus irgendwo ganz in der Nähe aufgehalten haben. Als das Dorf eines Tages außerdem von zwei Polizisten aufgesucht wird und der Protagonist Besuch von einem unerwünschten alten Bekannten bekommt, scheint sich das Geflecht aus Geheimnissen und Abgründen mitten in der Provinz ein weiteres Mal zu entfalten.

Gerade im Mittelteil scheint sich Van Maele hierbei etwas zu behäbig der eigentümlichen, langsamen Atmosphäre seines Films hinzugeben, die aus der Vermischung von Thriller-Elementen, Film Noir-Charakteren, wohligen Heimatfilm-Schauwerten und angedeutetem Horror aus dem Hinterland entsteht. Neben Frederick Lau (Der Hauptmann) in seiner Hauptrolle als Jens, der durch oftmals stumme Intensität überzeugt, die darüber hinaus tiefere Gefühle erahnen lässt, besticht der Cast des Films außerdem noch mit Vicky Krieps (Der junge Karl Marx), die sich zuletzt in Paul Thomas Andersons Der Seidene Faden als potentielle Schauspiel-Sensation herauskristallisiert hat und hier zurückgenommen und doch wieder wunderbar pointiert aufspielt. Nachdem der Regisseur den Protagonisten in einer hervorragend inszenierten Sequenz im Maisfeld einer unklaren Bedrohung aussetzt, die das Misstrauen gegenüber den Dorfbewohnern nur noch weiter anheizt, scheint Vicky für Jens schließlich die einzige Person zu sein, der er noch trauen kann. 

Einen willkommenen Dreh erhält Gutland aber erst noch einmal gegen Ende, wenn Van Maele der Geschichte plötzlich einen surrealen Dreh verleiht, der sich lediglich in vagen Ansätzen abzeichnete und dem gesamten Szenario eine angenehm irritierende Note verleiht. Wenn sich die gefährlichen Anhängsel aus Jens' jüngster Vergangenheit schließlich doch noch in dem Dorf einfinden, Identitäten und Sympathien auf einmal völlig verschwimmen und verschwunden Geglaubte als Tote aus der Jauchegrube an die Oberfläche geschwemmt werden, hat der Regisseur schlussendlich einen Film geschaffen, der es sich erlaubt, Fragen unbeantwortet zu lassen und zwischen all der finalen Surrealität trotzdem viel darüber erzählt, wie ein Mensch von fremdartigen Sitten nach und nach vollständig absorbiert und dadurch ein Teil von ihnen wird.

Fazit

Mit seinem ersten Spielfilm "Gutland" hat der luxemburgische Regisseur Govinda Van Maele eine ungewöhnliche Mischung aus Thriller, Neo-Noir, Horror und Heimatfilm geschaffen, in dem ein vermeintlich bequemes, überschaubares Provinznest wieder einmal zum Schauplatz gefährlicher Geheimnisse und tiefer Abgründe wird. Auch wenn sich der Film im Mittelteil etwas zu behäbig um die eigene Achse seiner durchaus vereinnehmenden Atmosphäre dreht und die nach und nach freigelegten Enthüllungen keineswegs sonderlich überraschend ausfallen, gelingt dem Regisseur gegen Ende noch ein wirklich gelungener, surrealer Dreh, der den Film angenehm zwiespältig sowie interpretationsfreudig abschließt.

Kritik: Patrick Reinbott

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