Nach dem endgültigen Scheitern von Being Mortal, das 2021 nach nur drei Drehwochen wegen einer Beschwerde über unangemessenes Verhalten von Bill Murray abgebrochen und seither nicht wieder aufgenommen wurde, wagt Aziz Ansari (Master of None) einen Neuanfang. Mit Good Fortune bringt er nun sein Regiedebüt ins Kino, das er bereits 2023 abgedreht und nach den durch den Schauspielerstreik bedingten Verzögerungen Anfang 2024 fertiggestellt hat.
Die Body-Swap-Komödie knüpft in ihrem Ton an Kultwerke der 80er-Jahre wie Big an: Keanu Reeves verkörpert einen Engel namens Gabriel, der dem mittelosen Arj (Ansari selbst) beibringen will, dass Geld nicht alles ist – und dafür dessen Leben kurzerhand mit dem seines reichen, arglosen Ex-Chef Jeff (Seth Rogen) vertauscht. Doch die gut gemeinte Lektion läuft aus dem Ruder, als der Protagonist im Luxus aufgeht und der Engel zur Strafe auf die Erde versetzt wird. Mit Good Fortune versucht Ansari nicht nur, eine turbulente Episode seiner Karriere hinter sich zu lassen, sondern auch ein neues Kapitel aufzuschlagen.
Das Erfrischende an diesem Film liegt in der Chuzpe, mit der Ansari die altbekannte Moralität des Swap-Genres auf den Kopf stellt. Während in vergleichbaren Komödien die Lehre, dass Geld allein nicht glücklich macht, als unumstößliche Wahrheit verkauft wird, geht Good Fortune einen anderen Weg: Hier darf das vermeintliche Glück im Reichtum erstaunlich lange Bestand haben, und genau darin liegt der besondere Reiz. Die Handlung erlaubt es, den Traum vom besseren Leben zunächst auszukosten, bevor sie – ganz im Sinne klassischer Komödienbögen – in moralische Bahnen zurückgeführt wird.
Inszenatorisch bewegt sich der Film dabei auf solidem, wenn auch wenig wagemutigem Terrain. Ansari beweist handwerkliche Sicherheit, ohne besondere stilistische Finessen zu entwickeln. So wirkt Good Fortune visuell und rhythmisch eher brav, was allerdings nicht bedeutet, dass die Komödie nicht funktioniert. Vielmehr trägt der Mut, das vertraute Muster über längere Strecken infrage zu stellen, über die mitunter gemächliche Umsetzung hinweg. Dass das Projekt nicht durchgehend spritzig wirkt, fällt daher weniger ins Gewicht, weil die Grundidee genügend Energie entfaltet, um das Publikum bei Laune zu halten.
Erzählerisch wirkt Good Fortune jedoch etwas unrund. Bis alle Figuren ihre endgültige Position im Geflecht der Geschichte gefunden haben, vergeht erstaunlich viel Zeit. Gerade im ersten Drittel verliert der Film dadurch an Schwung, sodass man sich ein strafferes Timing und eine klarere Setzung der Charaktere gewünscht hätte. Sobald aber die Konstellationen stehen, entfaltet die Komödie deutlich mehr Zugkraft.
Schade ist dennoch, dass der Film letztlich den Mut verliert, den eingeschlagenen Weg bis zum Ende durchzuhalten. Nach einem verblüffend langen Ausflug in die vermeintlichen Segnungen des Reichtums kehrt die Handlung doch wieder zur vertrauten Moralpredigt zurück. Indem Good Fortune die einfache Botschaft reproduziert, dass Geld eben doch nicht das Maß aller Dinge sei, verleiht Ansari einer kapitalistisch geprägten Weltanschauung am Ende genau jene Stabilität, die er zuvor so souverän infrage gestellt hatte. Gerade hier hätte eine konsequentere Erzählhaltung für eine deutlich nachhaltigere Wirkung sorgen können.
Umso mehr trägt das Ensemble zum Unterhaltungswert bei. Keanu Reeves erweist sich als Glücksgriff für die Rolle des Engels Gabriel. Seine Darstellung besticht weniger durch schauspielerische Raffinesse als vielmehr durch eine beinahe unbeabsichtigte Authentizität. Reeves wirkt so, als würde er gar nicht spielen, sondern einfach sein – eine Qualität, die seine naive Aufrichtigkeit umso glaubwürdiger macht. Zwischen fantastischen Einfällen und komödiantischen Übertreibungen bleibt er stets ein Ruhepol, der die Geschichte erdet.
Seth Rogen und Aziz Ansari selbst bewegen sich hingegen in vertrauten Rollenmuster. Rogen gibt einmal mehr den ahnungslosen, selbstzufriedenen Wohlstandsbürger, während Ansari als sympathischer Underdog auftritt, der zwischen Glücksversprechen und moralischer Belehrung hin- und hergerissen ist. Beide liefern souveräne, aber wenig überraschende Leistungen. Keke Palmer und Sandra Oh, die in Nebenrollen mit dabei sind, werden leider zu selten wirklich gefordert – ein Umstand, der das Ensemble zwar nicht schwächt, aber ungenutztes Potenzial offenbart.
So bleibt Good Fortune eine Komödie, die mit einer frechen Idee und einem gut aufgelegten Reeves punktet, aber letztlich nicht den Mut hat, ihr provokantes Gedankenspiel bis zum Ende durchzuspielen. Ansaris Regiedebüt ist solide, amüsant und charmant, doch die letzte Konsequenz fehlt. Was bleibt, ist ein unterhaltsamer Film, der mit Leichtigkeit unterhält, aber das Versprechen einer wirklich subversiven Komödie nur streift.