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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

John Jackson und Noah Cullen sitzen im Gefängnis, ihre unterschiedlichen Hautfarben machen sie zu Feinden. Als sie bei einem Gefangentransport entkommen können, müssen sie ihre gegenseitigen Einstellungen überdenken, denn sie sind aneinander gefesselt. Regie führte Stanley Kramer.

Kritik

Natürlich ginge es weit über die Grenzen der Geschmacklosigkeit hinaus, würde man das Schicksal des Afroamerikaners Noah Cullen (Sidney Poitier, In der Hitze der Nacht) mit dem des hellhäutigen John Jackson (Tony Curtis, Manche mögen's heiß) in Relation setzen. Die beiden Männer allerdings sind auf ihre Weise Opfer sozialer Unterdrückung geworden und finden im individuellen Kampf um ihre Würde und Selbstachtung einen gemeinsamen Nenner, der sie im Verlauf der knapp 100-minütigen Laufzeit von Flucht in Ketten zusehends zusammenrücken lässt. Genau das ist auch das erzählerische Hauptanliegen von Stanley Kramer (Das Urteil von Nürnberg): Aufzuzeigen, wie Noah und John gewahr wird, dass sie gar nicht so unterschiedlich sind, wie es die Gesellschaft ihnen seit jeher einbläuen wollte. Sie sind keine Feinde, ihnen wurde der Gedanke aufoktroyiert, sie müssten sich feindlich gesonnen sein.

Zu Anfang ist da ein Gefangenentransport, der von der Fahrbahn abkommt und den aneinander geketteten Insassen, Noah und John, die Chance gibt, die Gunst der Stunde zu nutzen und durchs amerikanische Hinterland zu fliehen. Die erste Reaktion auf die Flucht der beiden Verbrecher wird vom Gefängnisdirektor mit zynischer Gefälligkeit quittiert: Ein Weißer und ein Schwarzer? Die haben sich ohnehin vorher umgebracht, bevor sie wirklich weit laufen konnten. Und als Blaupause des klassischen Buddy-Movies steht Flucht in Ketten natürlich erst einmal in der Pflicht, die beiden ungleichen Charaktere gegeneinander aufzuhetzen, um ihre divergierenden Lebenswelten zu veranschaulichen und ihnen so nach einigen Reibereien auch die Möglichkeit zu geben, sich und ihre Wahrnehmung zu verändern. Ein gutes Buddy-Movie glückt natürlich nur über die Breitschaft zur Charakterentwicklung.

Dadurch, dass Noah und John Zeit ihres Lebens erfahren mussten, was es bedeutet, unterprivilegiert zu sein - der eine aufgrund seiner Hautfarbe, der andere aufgrund seiner niederen Anstellung als Parkwächter in einem Luxushotel – gelingt es Flucht in Ketten von vornherein, dem Zuschauer Zugang zur Tragik des Gespanns zu gewähren und ihre mal mehr, mal weniger bösartigen Streitereien nicht nur als maskuline Attitüdenhaftigkeit abzutun, sondern dieses Verhalten auch psychologisch zu verwerten. Beide haben sich lang genug damit abgefunden, immer nur einzustecken und hinzunehmen, ohne ihren Unmut zu äußern. Durch den Umstand, dass sie durch eine eiserne Kette zur ständigen Konfrontation gezwungen sind, sehen sie sich nun auch endlich dazu bereit, sich eine Stimme zu verleihen und Gehör zu verschaffen. Niemand soll mehr Autos reparieren, jetzt bricht die Zeit an, in der man selber am Steuer sitzt.

Das Leitmotiv der Handlung, nämlich der allgegenwärtige Rassismus innerhalb der Vereinigten Staaten, wird in den Händen Stanley Kramers selbstverständlich zur moralischen Lektion. Auf der Odyssee durch Schlamm, Sümpfe und Stromschnellen glätten sich die Wogen zwischen Noah und John zusehends. Ihr gegenseitiger Hass basiert auf gesellschaftlicher Propaganda, die mit nichts zu belegen ist. Sehr präzise und in markanten Bildern fertigt Flucht in Ketten innerhalb der leicht episodisch anmutenden Dramaturgie auch ein Stimmungsportrait Amerikas an und wirkt der verqueren Ideologie über zwei Männer entgegen, deren freundschaftliche Intimität in der Öffentlichkeit sicherlich nicht toleriert werden kann, die der umgreifenden Ungerechtigkeit aber durch ihren Zusammenhalt repräsentativ Einhalt gewährt: Flucht in Ketten ist ein kraftvolles Plädoyer gegen den Rassismus und somit von absolut zeitloser Beschaffenheit. Der Inbegriff eines Klassikers also.

Fazit

Mit "Flucht in Ketten" hat Stanley Kramer nicht nur die Blaupause des Buddy-Movies abgeliefert, sondern auch ein kraftvolles Plädoyer gegen Rassismus formuliert, in dem in den Hauptrollen Tony Curtis und Sidney Poitier durchweg brillieren. Ein zeitloses, spannendes, stark geschriebenes Stück amerikanischer Filmgeschichte.

Kritik: Pascal Reis

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