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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Der exzentrische Brian Sweeney Fitzcarraldo ist von der Idee besessen, mitten im unberührten Amazonas-Dschungel ein großes Opernhaus zu bauen. Von den Ersparnissen seiner Freundin, der Bordell-Besitzerin Molly, kauft Fitzcarraldo einen alten Flussdampfer. Um die gefährlichen Stromschnellen einer Flussmündung zu umgehen, entwickelt Fitzcarraldo einen atemberaubenden Plan: Hunderte von Indios sollen das riesige Schiff über eine unpassierbare Urwaldhöhe transportieren.

Kritik

Werner Herzogs Arbeit ist momentan in Gestalt von „Königin der Wüste“ im Kino zu bewundern (unsere Kritik gibt’s hier), was aber irgendwie überrascht, ist die Tatsache, dass man von einem Kinofilm, der in der Wüste gefilmt wurde nicht überrascht ist. Werner Herzog hatte schon immer den Hang zum Extremen, was immer wieder für einzigartige Bilder und erlebnisreiche Filme gut ist, aber irgendwie auch dafür sorgt, dass einen gar nichts mehr wundert. Der Mann hat also einen Film in der Wüste gedreht? In den 70ern ist er mit zwei Kameramännern zu einer südamerikanischen Insel geflogen, die offiziell dem Untergang geweiht war, weil ein Vulkan nur noch Stunden von seinem Ausbruch entfernt war. Herzog wollte hin. Ein Mann lebt unter tödlichen Grizzlybären? Herzog wollte hin. Südpol? Herzog war da. Urwald in Thailand. Check. Wer mag da wirklich noch großartig stutzig werden, wenn man liest, dass dieser Mann ein Schiff über einen Berg hat ziehen lassen?

Als „das Land, in dem Gott mit der Schöpfung nicht fertig wurde“, wird er Ort beschrieben, zudem Fitzcarraldo später noch kommen sollte. Dort, wo er ein Opernhaus errichten und damit seinen Traum erfüllen wollte. Nach der Sage komme Gott wieder, sobald die Menschen ausgestorben seien, um sein Werk zu vollenden und dem Erdreich zur Vollkommenheit zu verhelfen. Herzog nutzt diese Informationen ganz gezielt und sehr geschickt direkt am Anfang, sodass der Zuschauer genug Informationen über dieses Volk hat, sobald Fitzcarraldo auf die Eingeborenen trifft - was immerhin etwas über eine Stunde dauert. Dieses Wissen erzählt dem Zuschauer von einer enormen Empathie, von einer Sanftheit und einer Zufriedenheit, die beeindruckend ist und einen eklatanten Unterschied zu Klaus Kinskis Charakter ausweist. Der nämlich ist so besessen von Macht, Gier und Verlangen, dass er niemals diese beeindruckende Ruhe der Eingeborenen besitzen kann.

Seine Frau, gespielt von Claudia Cardinale („Spiel mir das Lied vom Tod“), beschreibt ihren Gatten und Opernliebhaber am Anfang noch als Träumer und rechtfertigt seine größenwahnsinnige Pläne damit, dass nur Träumer Berge versetzen könnten. Etwas, was Fitzgerald noch sehr wörtlich nehmen wird. Ob der Begriff des Träumers aber so zutreffend ist? Sicher handelt es sich um eine liebevolle Umschreibung für einen Wahnsinnigen. So, wie Fitz sich aufführt, sobald jemand es wagt, seine Leidenschaft nicht zu teilen oder zu unterstützen. Ihm ist ganz recht, dass Gott von diesem Ort, seinem Ziel, vertrieben wurde. Denn der würde bloß stören. Um seinen Traum durchzusetzen, will Fitzgerald, dass die Welt um ihn herum still steht, um ihm nicht in die Quere zu kommen. Helft mit oder verzieht euch. Das Leben muss pausieren, Recht, Gesetz, Moral und Glauben haben keinerlei Bedeutung, solange er sein Opernhaus nicht bauen kann. Besonders deutlich wird das schon relativ früh im Film, wenn er auf einem Kirchenturm steht, manisch brüllt, die Kirche sei geschlossen, solange er keine Oper bekäme. Gott ist weg, vermisst wird er nicht.

Einmal auf der Reise, verwandelt Fitzgerald sich von einem aufdringlichen, ambitionierten Menschen zu einer Naturgewalt, die ihrem Namen alle Ehren macht. Der dichte Nebel, der anfangs noch über den Wäldern hing und den Dschungel zu einem Ort voller Intimität, Geheimnissen und ungeahnter Gefahr macht; er wird von Fitz geteilt werden. Die Stromschnellen des tosenden Wassers werden beschrieben als Strudel, die jeden verschlingen, der in sie gerät. Fitzgerald umgeht sie mit seinen Männern, schafft jedoch neue Gefahren für sein Umfeld. Und so wird er zu einem Produkt seiner Außenwelt und die Außenwelt zu einem Produkt von Brian Sweeney Fitzgerald. Er selbst ist ein Analytiker, er kalkuliert die Schwächen und Stärken von seinen Gegnern und sich, wägt sie ab, wähnt sich aber stets als überlegen. Etwas anderes käme für ihn gar nicht in Frage. Es zeigt, dass er die größte Stärke der indigenen Bevölkerung nicht hat und gar nicht erst versteht. In einer Szene fragt er sich, wieso die Indios für ihn arbeiten. Er versteht es nicht, weil er keinen anderen Glauben besitzt, als den an sich selbst und zu keinerlei Empathie fähig ist.

Fazit

Natürlich ist „Fitzcarraldo“ ein Werk über Macht und -missbrauch, Ambition und Designierung, Unterdrückung und Allmacht, Herzog und Kinski. Die Motivation wird zur Ambition wird zur Obsession. Fitzgerald ist derart besessen von seinen eigenen Vorstellungen (die Welt hat einfach zu wollen, was er will), dass er gar nicht mitbekommt, was um ihn herum passiert. In der Komponente der Ambition und Obsession wird der Film sicherlich zu einem Kommentar auf sich selbst. Die Dreharbeiten waren von jeglichen erdenklichen Schwierigkeiten und Problemen geplagt, aber anstatt aufzugeben, zog Herzog stärker an der Leine, um seine Mitarbeiter mitzerren zu können. Ein Streifen, der inhaltlich und filmhistorisch eine gemeinsame Geschichte erzählt und sich dermaßen fließend ergänzt, ist selten, wenn nicht gar einmalig. Herzog hat den Film irgendwann komplett überarbeiten müssen. Da stört es auch nicht, dass weder Herzog noch Fitzgerald „das“ Ziel erreichen. Sie erreichen beide ein Ziel, eines, für das sie verantwortlich sind. Und wenn das erreicht ist, wen kümmert da noch der Weg?

Kritik: Levin Günther

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