Mit Fear Street: Prom Queen setzt Netflix seine Adaption der beliebten Gruselbuchreihe von R.L. Stine fort und begibt sich dabei erneut auf vertrautes Terrain. Die Fear Street-Romane, ursprünglich in den 1990er Jahren veröffentlicht, waren eine Art Einstiegsdroge für junge Horrorfans. Leicht konsumierbar, voller düsterer Teenager-Dramen und mit reichlich Leichen im Keller der fiktiven Stadt Shadyside. Die bisherigen drei Netflix-Filme Fear Street 1994, 1978 und 1666 verknüpften geschickt verschiedene Zeitebenen und erzählten eine zusammenhängende Geschichte mit deutlichem Meta-Horror-Einschlag.
Mit Prom Queen schlägt das Franchise nun ein neues Kapitel auf und kehrt dennoch zu alten Mustern zurück. Der Film spielt in den 80ern, ist aber weder Prequel noch Fortsetzung der bisherigen Trilogie, sondern ein eigenständiger Slasher mit nostalgischem Flair. Eine Hommage an das Jahrzehnt der VHS-Kassetten, Teenie-Proms und maskierten Killer mit scharfen Klingen. Das klingt zumindest auf dem Papier nach spaßigem Retro-Horror.
Gleich vorweg: Fear Street: Prom Queen trägt seinen 80er-Jahre-Vibe mit der großen Kelle auf. Die Kamera badet in nostalgischer Körnung, die Kostüme schreien Throwback und der Soundtrack ist ein Potpourri aus den besten Needle Drops, die die 80er hergeben. Der Film fühlt sich oft an wie eine visuelle Collage aus Carrie, A Nightmare on Elm Street, Scream und einer Prise Prom Night. Leider ist das alles nicht so charmant, wie es klingt. Inhaltlich bleibt der Film beim Slasher-Einmaleins. Eine Gruppe Highschool-Schüler:innen wird beim Abschlussball von einem mysteriösen Killer heimgesucht. Verdächtige gibt es viele, Geheimnisse natürlich auch, und das Sterben beginnt früh, mit der genretypischen Mischung aus stilisierten Kills und peinlichen Dialogen. Regisseur und Drehbuchautor setzen klar auf Wiedererkennung statt Innovation. Die Handlung verläuft nach bekannten Mustern, Überraschungen sucht man vergeblich. Man hat das alles schon zigfach gesehen und oft besser. Selbst beim Score hat man es sich nicht nehmen lassen und war scheinbar sehr stark von bekannten Themes inspiriert, wie etwa dem von It Follows.
Schauspielerisch bewegt sich Prom Queen im soliden Mittelfeld. Ariana Greenblatt (Barbie), Ella Rubin (Anora) und Suzanna Son (Red Rocket) – allesamt talentierte Darstellerinnen, die in anderen Produktionen deutlich mehr Facetten zeigen konnten, bleiben hier leider blass und wirken z. T. verschenkt. Auch Katherine Waterston, die mit Auftritten in Alien: Covenant oder dem Phantastische Tierwesen Franchise bewiesen hat, was in ihr steckt, wirkt hier seltsam fehl am Platz. Man fragt sich unweigerlich, was sie zu diesem Projekt bewogen hat.
Trotz all der Kritikpunkte gibt es auch Lichtblicke. Die Macher haben offensichtlich ein Faible für das Genre, was sich in liebevollen Details zeigt. Poster klassischer Horrorfilme hängen an den Wänden, Szenen aus Phantasm 2 flackern über die Kinoleinwand, und die Maske des Killers erinnert ein wenig an Lamberto Bavas Dämonen 2. Das alles deutet darauf hin, dass der Film zumindest in Teilen als Hommage gedacht war, auch wenn die Grenze zum uninspirierten Rip-Off oft gefährlich nah ist.
Blutig ist Prom Queen allemal. Einige Kills sind wuchtig inszeniert, die Effekte wirken handgemacht und erfreulich explizit. Wer Slasher vor allem wegen der Splatter-Elemente schaut, dürfte hier auf seine Kosten kommen. Leider kann sich der Film tonal nicht entscheiden, was er sein will. Mal wirkt er albern-überdreht, fast schon parodistisch, dann wieder überraschend ernst und düster. Diese Inkonsistenz lässt den Ihn seltsam unrund wirken, als wäre man sich bis zuletzt nicht sicher gewesen, ob man Scary Movie oder Scream sein will.