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Inhalt

Wir schreiben das Jahr 2047. Einige Jahre zuvor verschwand das Forschungsraumschiff “Event Horizon” spurlos. Jetzt wurde ein Signal empfangen und die amerikanische Raumfahrtbehörde reagiert sofort. Ein kompromissloser Captain, seine Elite-Crew und der Konstrukteur des vermissten Raumschiffs werden auf die Suche nach der Quelle des Signals geschickt. Ihr Auftrag: den Mega-Raumkreuzer zu finden und zu bergen. Was sie finden, ist unvorstellbarer Terror. Was sie retten müssen, ist ihr Leben. Denn irgendjemand oder irgendetwas wartet nur darauf, sie in eine neue Dimension unvorstellbaren Schreckens zu stoßen.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Infinite Space, Infinite Terror: Von Geisterschiffen und unheilvollen Orten

Bereits ein kurzer Blick auf die Inhaltsangabe des Films offenbart, dass sich Event Horizon den Mythen und Gruselgeschichten vergangener Tage annimmt. Die Rede ist von Geisterschiffen. Schiffe, die auf hoher See aus unerfindlichen Gründen spurlos verschwinden, nur um irgendwann urplötzlich wieder aufzutauchen. In diesem Zusammenhang kommen einem womöglich das berühmt berüchtigte "Bermuda-Dreieck" oder die sagenumwobene "Flying Dutchman", ein legendäres Geisterschiff, dessen Mythos seinen Ursprung im 17. Jahrhundert hat, in den Sinn. Seemannsgarn und doch gibt es belegte Fälle von menschenleer aufgefundenen Schiffen, bei denen von der Crew jegliche Spur fehlte. Im Kern greift Regisseur Paul W.S. Anderson, der sich mittlerweile u. a. mit Videospielverfilmungen wie Resident Evil oder Monster Hunter einen eher zweifelhaften Ruf erarbeitet hat, die Prämisse eines jahrelang verschollenen und plötzlich wiederauftauchenden Schiffs auf. Nur dass er die Handlung von der hohen See in die Weiten des Alls verlagert und sie um die Frage anreichert, welche unvorstellbaren Gefahren womöglich in technischem Fortschritt liegen.

Die Geister die ich rief: Von technischem Fortschritt und unabsehbaren Folgen

Das titelgebende Raumschiff, die Event Horizon, ist nämlich nicht irgendwie verloren gegangen, sondern beim ersten Test eines neuen Reaktortyps. Der Traum des Menschen, schneller und effizienter von A nach B zu kommen, ist kein neuer, äußerst real und auch noch lange nicht ausgeträumt. Im Falle von Andersons Film ist die Menschheit im Jahr 2040 so weit, dass sie eine potenzielle Möglichkeit dafür gefunden hat, im Weltraum große Distanzen in kürzester Zeit zu überwinden. Der sogenannte Gravitationsantrieb, erstmals verbaut in der Event Horizon, soll es möglich machen, das Raum-Zeit-Kontinuum zu falten, um so eine direkte Passage von einem Punkt zum anderen zu erschaffen. Doch bei exakt diesem Versuch blieb es. Denn die Event Horizon verschwand beim allerersten Test des neuen Reaktortyps. Die Wahrheit darüber, was geschehen war, wurde durch eine Lüge über einen verheerenden Unfall vertuscht. Doch nun, 7 Jahre später, ist das Raumschiff zurück… Die ganze Thematik rund um technischen Fortschritt, Forscherdrang und darin liegender Gefahren beziehungsweise möglicher negativer Folgen ist, war und wird auch in Zukunft immer real sein. Mahnende Ereignisse innerhalb der Geschichte gibt es dahingehend zahlreiche. Ein prominentes und noch relativ junges Beispiel wäre etwa die Katastrophe von Tschernobyl. Gerade diese durchaus realen Gefahrenpotenziale technischer „Errungenschaften“ sind es, die Werke wie Event Horizon, Alien, Terminator und Co. so hochinteressant, unglaublich faszinierend und beängstigend zugleich machen. Was mag die Zukunft bringen? Wie lässt sich abwägen, welche Risiken einem wie großen Nutzen gegenüberstehen? Und wie lange können wir so weitermachen, ohne global deutlich spürbare Konsequenzen zu tragen?

Der Zahn der Zeit: Von grandiosen Kulissen, ambivalenten Spezialeffekten und kleineren Fragezeichen

Als Event Horizon 1997 in die Kinos kam, haben die digitalen Effekte durchaus noch überzeugend gewirkt. Heute, fast 30 Jahre später, erscheinen insbesondere aus dem Rechner stammende Spielereien wie in der Schwerelosigkeit durch die Luft wabernde Kühlflüssigkeit oder dahingleitende Getränkeflaschen alles andere als beeindruckend, sondern vielmehr regelrecht störend. Das ist insbesondere deswegen schade, weil diese Elemente lediglich verzichtbares Beiwerk darstellen, aber einem gerade im ersten Drittel wiederholt recht deutlich vor die Nase gesetzt werden. Die viel zentraleren Elemente wie die Außen- und Innenaufnahmen der Event Horizon sowie des Bergungsraumschiffs namens Lewis & Clark wirken allerdings ungemein detailverliebt und warten mit einem unfassbar genialen Optik auf. Hier wurde, auch wenn man sich vermutlich, was das Design angeht, ein wenig bei Star Trek sowie Das schwarze Loch abgeschaut hat, wunderbare Arbeit geleistet. Gerade die langen und weiten Gänge, durch die sich die Crew auf der Event Horion mehrfach bewegen muss, vermitteln fast schon ein Gefühl des Verloren seins innerhalb des Raumschiffs. Ungeachtet dessen schafft es Anderson das Schiff so in Szene zu setzen, dass man als ZuschauerIn nie den Überblick verliert und die Event Horizon stets real und greifbar wirkt. Auch wenn nicht immer alles ganz logisch erscheint. So zum Beispiel dann, wenn angeblich die klügsten Köpfe an einer Funkübertragung der Event Horizon saßen, diese den Inhalt allerdings nicht verstehen konnten und es dann der Schiffsarzt des Bergungsraumschiffs ist, der mal eben schnell durch seine Lateinkenntnisse die Übersetzung liefert. Als kleine Entschädigung für derartige „Kopfkratzer“ hält Event Horizon immerhin einen mit bekannten Gesichtern gespickten Cast für das Publikum bereit und so dürfen neben Sam Neil (Jurassic Park)und Laurence Fishburne (Matrix) u. a. auch noch Jason Isaacs (Der Patriot), Joely Richardson (The Doors) sowie Sean Pertwee (Equilibrium) aufspielen. Außerdem wird es mit zunehmender Laufzeit reichlich ungemütlich, um nicht zu sagen blutig.

Von Hellraiser über Alien bis H.P. Lovecraft: Von Wahnsinn und unvorstellbarem Grauen

Es bedarf keiner sonderlich genauen Betrachtung, um sich während des Schauens von Event Horizon an andere Werke erinnert zu fühlen. Die Liste ist lang und reicht von großen Klassikern bis hin zu recht unbekannten Inszenierungen. Alien, The Dark Side of the Moon, From Beyond, Das Schwarze Loch, 2001: Odyssee im Weltraum, Shining, Hellraiser oder aber Solaris. An nahezu jeder beliebigen Stelle scheint sich stets irgendein Versatzstück zu finden, das man so oder so ähnlich schon einmal gesehen hat. Nicht das sich das Drehbuch zwangsläufig bei all diesen Titeln bedient hat, aber die Fülle an Parallelen, Verbindungen und herstellbaren Bezügen ist schon auf seine eigene Art und Weise imposant. Das Beeindruckendste dabei: dass die Story in Verbindung mit den gebotenen Bildern aller Vertrautheit zum Trotz dennoch auf seltsame Weise ungemein originär wirkt und sich zu keinem Zeitpunkt so etwas wie Langeweile breitmacht. Im Gegenteil, Event Horizon ist mit seinen schlanken 96 Minuten Laufzeit* ungemein kurzweilig und versteht es exzellent spannende mit actionreichen Sequenzen abzuwechseln. Mit Belanglosigkeiten hält sich Anderson hier gar nicht erst auf, sondern er lässt die Handlung konsequent und zielorientiert fortschreiten. Garniert ist dies, gerade in der ersten Hälfte, mit einer gehörigen Portion Suspense. Ab einem gewissen Zeitpunkt kommt es jedoch zu einem Bruch und Tod, Wahnsinn, erlittene Traumata sowie manch blutige Szene rücken in den Vordergrund. Alles wird hektischer, lauter, wahnhafter, bis nur noch purer Terror und Überlebenskampf vorherrschen. Dieser Wandel mag allerdings nicht allen ZuschauerInnen zusagen. Gleiches gilt auch dafür, dass Anderson viele Fragen unbeantwortet lässt und sich gebotene Erklärungen doch stark in Grenzen halten. Gleichzeitig kann diese Entscheidung aber auch ungemein reizvoll sein, nämlich dann, wenn man für sich akzeptiert und sich darauf einlassen kann, dass der Mensch nicht so mir nichts, dir nichts begreifen kann, was genau durch die Reise der Event Horizon in Wahrheit auf bzw. mit ihr passiert ist. Hier bleibt viel Spielraum für Deutung und Interpretation. Vom aus der seit 1987 existierenden Warhammer-Reihe bekannten Warp und dessen grausigen Auswirkungen bis hin zu den Ansätzen des von H.P. Lovecraft geschaffenen Kosmos, in dem unter anderem andere Dimensionen, die „Großen Alten“ sowie die „Äußeren Götter“ (beides Formen außerirdischer Wesen) existieren, lassen sich, ob absichtlich oder ungeplant sei mal dahingestellt, Parallelen zu Event Horizon erkennen bzw. herstellen.

*Anmerkung: Es soll ursprünglich eine über zwei Stunden dauernde Version existiert haben, die wohl u. a. auch mehr Brutalitäten aufwies. Diese soll allerdings beim Studio auf wenig Gegenliebe gestoßen sein, weswegen der Film noch vor der Veröffentlichung radikal gestrafft wurde.

Fazit

„Event Horizon“ ist grandioses Terrorkino inmitten der Weiten des Alls. Die Elemente, aus denen sich Regisseur Paul W.S. Andersons Werk zusammensetzt, erscheinen einerseits ungemein vertraut, andererseits wirken sie in der dargebotenen Komposition äußerst originär. So paradox dies eventuell auch klingen mag. Andersons Plot ist dabei so schlank wie der Rumpf des titelgebenden Raumschiffs, entbehrt jeglichem unnützen Ballast und konzentriert sich temporeich aufs Wesentliche. Leider sind dabei jedoch nicht alle digitalen Effekte so gut gealtert wie die handgemachten Spezialeffekte oder aber die grandiosen Kulissen. Dass sich Anderson erlaubt, viele Fragen unbeantwortet zu lassen, dürfte zwar nicht alle ZuschauerInnen erfreuen, gibt aber herrlich viel Raum zum Nachdenken und Spekulieren.

Kritik: Constantin Wieckhorst

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