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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Die Überlebenden der alten Fassbinder-Zunft haben sich zusammengetan, um auf dem Potsdamer Platz unter Sönke Buckmanns Regie ein Remake von Pasolinis '120 Tage von Sodom' zu drehen. Eine Hommage an Rainer Werner Fassbinder, an die Exzentrik und an den Wahnsinn einer längst vergangenen Zeit.

Kritik

Christoph Schlingensief (Das deutsche Kettensägenmassaker) zählt nicht zu den größten Akteuren des Neuen Deutschen Films, in seiner vielfältigen Auseinandersetzung mit der Kunst ist seine Stimme jedoch eine der interessantesten. Neben seiner Tätigkeit als Regisseur für Film und Theater engagierte er sich in zahlreichen Ausstellungen und trat als Aktionskünstler auf. Vor gut sechs Jahren verstarb der gerade einmal 50-jährige Filmemacher und hinterließ uns einen breiten Fundus an Werken. Was also ist von einem Film namens Die 120 Tage von Bottrop zu erwarten? Ein Film, der unmissverständlich auf Pier Paolo Pasolinis umstrittenes Meisterwerk Die 120 Tage von Sodom verweist, vom Regisseur als letzter neuer deutscher Film und Hommage an Fassbinder (Die Ehe der Maria Braun) bezeichnet wird? Eine schwierige Frage, denn egal was man nun erwartet, auf diesen Film wird man nicht vorbereitet sein.

Schon bei einer schlichten Inhaltszusammenfassung tut man sich schwer, denn Schlingensief wirkt äußerst bemüht sich von einem klassischen Narrativ zu entfernen und den Zusammenhang einzelner Szenen möglichst effektiv zu verschleiern. So erleben wir zunächst einige groteske Einzelmomente, bevor sich eine übergeordnete Thematik erschließt. Tatsächlich wird in Die 120 Tage von Bottrop selbst ein Film gedreht, nämlich wie der Titel schon sagt eine Neuauflage von Pasolinis Werk, inszeniert von einem gewissen Sönke Buckmann (Mario Garzaner) mit der übriggebliebenen Fassbinder-Familie als Darsteller. Während dieses chaotischen Drehs driften die Beteiligten von einer obszönen Situation in die nächste. Gewissermaßen wendet sich der Film von jeglichen Moralvorstellungen und Sitten ab und huldigt einer Stunde lang dem Wahnsinn und der Exzentrik vergangener Tage.

Schlingensiefs Blick auf die deutsche Filmlandschaft scheint deshalb sehr pessimistisch und abschließend. Getreu dem Motto früher war alles besser erweckt Die 120 Tage von Bottrop immer wieder den Eindruck als wolle er nicht dazugehören. Nicht zum deutschen Film, nicht zum Kino an sich. Diese verquere Art und Weise Fassbinder zu huldigen wirkt jedoch eher bemüht als wirklich reflektiert, so als würde man alle nur erdenklichen Missetaten gegen den guten Geschmack vereinen und einfach darauf hoffen, dass letztlich etwas Subversives herauskommt. Gewissermaßen tut es das ja auch, doch ist die Subversion in Die 120 Tage von Bottrop zu willkürlich und ungerichtet, als dass man dahinter eine Botschaft erkennen könnte. Natürlich entstehen hier und da interessante Gedanken zu Fassbinder, dem deutschen Film und dem Kino an sich (schließlich haben das Filme übers Filmemachen fast schon automatisch gegeben), eine wirkliche Aussage lässt sich daraus jedoch nicht ableiten.

Fazit

„Die 120 Tage von Bottrop“ ist ein wilder, chaotischer und archaischer Film. In Schlingensiefs Werk gibt es weder Ordnung noch Struktur, alles scheint form- aber sich nicht konturlos zu sein. Zwischen all den schrillen Obszönitäten und eigenartigen Begebenheiten lässt sich zeitweise durchaus eine intelligente Auseinandersetzung mit dem deutschen Film finden, inwiefern das den Film sehenswert macht, muss jeder für sich selbst herausfinden.

Kritik: Dominic Hochholzer

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