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Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

Maxdome

Inhalt

Es geht um das große Geld, die große Liebe und den unfreiwilligen Tod. Dr. Jürg Würsch, Schweizer Anwalt mit Hang zu Bestechlichkeit, lässt sich auf das Angebot des skrupellosen Gangsterbosses Mischa ein - den Aufenthaltsort seiner Kronzeugen zu verraten - und folgt der Einladung auf Mischas Finka nach Saint-Tropez. Im Gegenzug soll er eine hohe Bargeldsumme erhalten und erhofft sich ein kleines Schäferstündchen mit Mischas attraktiver Gattin Lydia. Jedoch ahnt Würsch nicht, dass Lydia ein doppeltes Spiel spielt. Mischa und Lydia wiederum wissen nicht, dass der Anwalt ebenfalls eigene Pläne verfolgt und dafür die beiden Profikiller Ed und Mace angeheuert hat. Dumm nur, dass sich Ed als penetranter Macho-Proll herausstellt und den Plan von Würsch durch sein dämliches Verhalten völlig durcheinander bringt. Niemand spielt mit offenen Karten. Intrigen werden gesponnen, Fallen werden gestellt. Als Ed aus Versehen Mischas Mutter von der Brüstung der Finka schubst, nimmt das Desaster unaufhaltsam seinen Lauf. Nur so viel ist klar: Hier hat jeder Dreck am Stecken.

Kritik

Erst vor kurzem bewies Justus von Dohnányi in einer starken Ausgabe des Polizeiruf 110 ("Kreise" von Christian Petzold), dass er ein wahres Schauspieler-Chamäleon ist. Völlig egal ob er nun in in finsteren Verhörzimmern über Gérard-Depardieu-Filme sinniert oder als schriller Schlagersänger Bruce Berger die Musik-Charts erobert, Dohnányi ist immer faszinierend oder charismatisch, manchmal sogar beides. 2006 lieferte er mit "Bis zum Ellenbogen" sein Regie-Debüt. In dem ging es nicht um schmachtende Glitzervampire und ihre Faszination für Teile der menschlichen Anatomie, sondern um eine tragikomische Dreiecksgeschichte, in der Dohnányi gemeinsam mit Jan Josef Liefers und Stefan Kurt sogar zusätzlich noch eine der Hauptrollen bekleidete. Jenes Erfolgstrio findet sich nun zu "Desaster" erneut zusammen - einer schwarzen Komödie, die mit ihrem Untertitel bereits deutlich den humoristischen Ton anschlägt: "Alles lief nach Plan. Aber der Plan war kacke."

Es ist geradezu schockierend, in welchem Ausmaß "Desaster" sein Potential als cleverer Gangster-Ulk unterläuft und im Fahrwasser der deutschen "Ich wär' so gern in Hollywood"-Komödie strandet. "Desaster" zappelt und strampelt, versucht sich mit rasanten Schnitten, Wisch-Sounds und vulgärem Tarantino-Talk betreibenden Schuften von der Masse der deutschen Blödelkomödien abzuheben, ist am Ende aber noch eine ganze Ecke schwieriger auszuhalten.

Keine der Figuren in "Desaster" ist mehr als eine karikative Hülle, die sich über ein paar Eigenschaften und Running Gags definiert. Jan Josef Liefers spielt einen Profikiller, der seine Opfer früher totbiss - das erfahren wir, weil er es in einer Szene des Films erzählt, glauben können wir es aber nie. Dohnányi versagt kümmerlich, wenn es darum geht, Figuren zu schreiben, die zugleich glaubhaft, böse und charmant sind. Stattdessen ist jeder der sieben Charaktere ein unterschriebener Unsympath, dem man gleich nach den ersten zwei Dialogzeilen die Pest an den Hals wünscht. Das liegt auch an den schmerzhaft unnatürlichen Dialogen, die sie in den Mund gelegt bekommen und aufsagen, als würden sie sie von einem Teleprompter ablesen (auf dem nur der Text erscheint, aus dem ein humorloser Studiomensch zuvor alle Pointen herausgestrichen hat). Da sind Darsteller dabei, die sich mit ihrer Darbietung am ehesten noch für die Moderation des nächsten Musikantenstadl empfehlen, auf der Kinoleinwand dagegen haben sie nicht das Geringste verloren.

Eine Dynamik zwischen den Figuren bleibt aus, die Geschichte ist sowieso nur eine wahllose Aneinanderreihung von "shit happens"-Szenarien, in der jeder anscheinend Geld will und jeder anscheinend mit derselben Frau schläft, wirklich dahinter kommt man als Zuschauer aber nicht, da Dohnányi es mit der Einführung seiner Geschichte und Figurenkonstellation viel zu eilig hat. Wenn Achseln aufgebohrt und knuffige Hunde erschossen werden, dann passiert das im Rahmen des "schwarzen Humors", dessen Freunde der Film ja so gerne reichlich bedienen möchte. Aber keine einzige Pointe sitzt, jeder Satz wirkt auswendig gelernt und aufgesagt, jeder Gag ist entweder von Natur aus ein gewaltiger Rohrkrepierer oder verendet auf halber Strecke aufgrund des lausigen Timings der Darsteller. Die hölzernen Dialoge bekommen durch das plumpe Schnitt/Gegenschnitt-Verfahren Unterstützung, das Finale ertrinkt dann im bemühten Twist-Fieber. Dieser Film verursacht akuten Brechdurchfall, so peinlich, bekloppt, unlustig, unfähig; so schlecht geschrieben, gespielt und inszeniert ist er.

Fazit

Nie war der Titel mehr Programm: "Desaster" ist ein Desaster in allen Belangen. Der eigentlich hochtalentierte Justus von Dohnányi versagt auf ganzer Linie und liefert einen unerträglichen Anti-Film ab, der nochmal reichlich Grund zur Sorge aufgibt - denn augenscheinlich steht es um die deutsche (Kino-)Komödie noch weitaus schlimmer als um die amerikanische.

Kritik: Nikolas Friedrich

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