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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Vietnamveteran Daryll arbeitet als Hausmeister in einem Bürokomplex. Eines Abends findet er die Leiche des zwiespältigen Geschäftsmannes Long. Die TV-Journalistin Tony erhofft sich eine Story und nutzt die Tatsache aus, dass der Hauptzeuge für sie schwärmt. Allerdings geraten dadurch beide in Lebensgefahr. Zudem scheint Daryll’s bester Freund Aldo sich als Hauptverdächtiger heraus zu stellen…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Manchmal wird man von einem Film in einer Art und Weise überrascht, die man vorher und selbst nach gut der Hälfte der Laufzeit so nie und nimmer erwartet hätte. Ohne damit von einem kalkulierten Twist oder ähnlichen Kabinettstückchen zu sprechen. Einfach da er sich fast beiläufig in eine völlig andere Richtung entwickelt und damit sogar das Risiko eingeht, als enttäuschend oder gar gescheitert (fehl)interpretiert zu werden. Vermutlich dürfte es da draußen nicht wenige Zuschauer geben, die Der Augenzeuge von Regieveteran Peter Yates (Bullitt) eher als durchschnittliche Thrillerkost einstufen. Alles grundsolide gemacht, nichts Besonderes, passable So-Lala-Veranstaltung. Dabei entpuppt sich dieser leicht zu übersehende Film als ein wahrhaft raffiniertes und augenzwinkerndes Spiel mit jedweder Erwartungshaltung und ist im besten Sinne eine Hommage an den Meister himself, Alfred Hitchcock.

Alles beginnt wie ein klassischer Thriller, der noch den Geist des paranoiden, gesellschafts-politisch geprägten 70er-Jahre Kinos beinhaltet. Daryll Deever (oft unspektakulär und gerade deshalb famos: William Hurt, Der Kuss der Spinnenfrau) war einst ein hochdekorierter Kriegsheld in Vietnam und arbeitet nun als kleiner Hausmeister in einem Bürokomplex. Dort war vorher auch sein bester Freund und Frontkumpan Aldo (oft spektakulär und auch deshalb famos: James Woods, Videodrome) tätig. Dieser wurde jedoch nach einem Streit mit dem dort ansässigen Geschäftsmann Mr. Long gefeuert. Eben jener Long verfügt über eine mehr als zwielichtige Vergangenheit, soll er doch während des Krieges beide Seiten gewinnbringend gegeneinander ausgespielt haben. Daryll findet Long erdrosselt in seinem Büro und ist nun für Polizei, Medien und natürlich auch die mutmaßlichen Täter der MVP schlechthin. Lieutenant Black (wie er selbst sagt „leicht zu merken“: Morgan Freeman, Sieben) heftet sich nach einem kurzen Verhör an seine Versen, da er wenn nicht direkt in ihm wenigstens im nahen Umfeld den Täter vermutet. TV-Journalistin Tony Sokolow (Sigourney Weaver, Der Tod und das Mädchen) kommt zu ihm mehr oder weniger wie die Jungfrau zum Kind, da Daryll sie vergöttert und für die Nähe zu ihr sich sogar freiwillig zur Zielscheibe macht. Das ruft aber selbstverständlich auch die wahren Drahtzieher des Mordes auf den Plan, die nun nicht nur den eigentlichen Zeugen heimsuchen müssen.

Die Inszenierung von Peter Yates ist allein handwerklich schon bestechend, mit seinen technischen Facetten gelingt es ihm aber nur beiläufig zu punkten. Das wird auf dem Fleißkärtchen notiert, die wahre Größe seines Werkes bleibt bis dahin aber noch im Verborgenen. Der ganz intensive, durchaus angeteaserte Nervenkitzel stellt sich überhaupt nicht ein und nach und nach schimmert erst die wahre Intention durch. Alfred Hitchcock prägte einst das Prinzip des Macguffin – einem startgebenden Motiv, das sich im weiteren Verlauf als völlig irrelevant herausstellt - und ließ selbst seinen spannendsten Werken immer noch eine schelmische Prise. Der Augenzeuge treibt dieses Format mit behutsamer Geduld sogar auf die Spitze. Da werden vorher so viele gesellschaftlich und politisch brisanten Motive bewusst in den Topf geworfen, nur um alle Spekulationen gen Ende im Sande verlaufen zu lassen. Das ist nicht etwa eine Schwäche, ganz im Gegenteil. Vielmehr tritt immer mehr eine selbstironische und meta-reflektierte Ebene zu Tage. Der (endgültig) von aller Ernsthaftigkeit befreite Unterhaltungswert steht im Vordergrund, die vorher schon ambivalenten Beziehungsgeflechte erweisen sich als die wahren Krisenherde, alles Politische ist nur noch ein Pferdefurz im Wind. Mit seinem eigentlich schlichten, aber schon fast einzigartigen Finale entsorgt Der Augenzeuge jeden überflüssigen Ballast spielend und offenbart sich endgültig als das, was Hitchcock erfand und von den Gebrüder Coen (Fargo) Jahrzehnte später perfektioniert wurde: Der Dekonstruktion eines Thrillers, ohne damit dem Genre-Anspruch nicht zu 100% gerecht zu werden. Auf eine ganz spezielle, enorm liebenswerte Weise.

Fazit

Unterschätze Kunst. „Der Augenzeuge“ wandelt geschickt auf den Spuren Hitchcocks und verfügt neben einem erlesenen Cast über die entscheidende Note Weitblick und Selbstironie, die ihn rückblickend sogar über seinen damaligen Status erheben. Wer das Kino der Coen-Brüder liebt, wird hier mit Sicherheit an der ein oder anderen Stelle sehr glücklich werden.

Kritik: Jacko Kunze

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