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Inhalt

Der Berliner Elektro-Komponist Martin (Paul Kalkbrenner), genannt Ickarus, tourt mit seiner Managerin und Freundin Mathilde (Rita Lengyel) durch die Tanzclubs der Welt. Sie stehen kurz vor ihrer größten Albumveröffentlichung. Als Ickarus jedoch nach einem Auftritt im Drogenrausch in eine Berliner Nervenklinik zu Ärztin Prof. Dr. Paul (Corinna Harfouch) eingeliefert wird, geraten alle Pläne durcheinander. Eine Tragikomödie im Berlin von heute.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Fast unmittelbar nach seinem gelobten Debütfilm Berlin is in Germany von 2001 begann Regisseur und Autor Hannes Stöhr bereits mit den Vorbereitungen für Berlin Calling. Erneut einem Berlin-Film, der diesmal seinen Schwerpunkt auf die Techno- und Elektro-Szene legen sollte. Dabei stieß er auf Paul Kalkbrenner, der sich seit den späten 90ern einen Namen als DJ, Produzent und Live-Act gemacht hatte. Zunächst war der darstellerisch völlig unerfahrene Kalkbrenner nicht für die Hauptrolle vorgesehen, sondern lediglich für die musikalische Untermalung und in einer Art Beraterfunktion. Mehr und mehr kristallisierte sich für Hannes Stöhr jedoch heraus, dass diese nur von ihm entsprechend glaubhaft verkörpert werden könnte. Ein Glücksgriff, denn auch wenn die Differenz zwischen dieser fiktiven Figur und dem realen Künstler von allen Seiten immer wieder explizit hervorgehoben wurde, ist ein autobiographischer Einfluss – und mag er nur auf der unmittelbaren Kenntnis der Szene, der dort beherbergten Menschen und des Lebensgefühls beruhen – unverkennbar und an Authentizität wie Energie kaum zu übertreffen.

Kalkbrenner spielt - ach was, lebt - den DJ und Produzenten Martin a.k.a. Ickarus, der kurz vor dem Release seines neuen Albums steht und Nacht für Nacht für pulsierende Tanzflächen sorgt. Alkohol und illegalen Drogen sind dabei ein stetiger Begleiter, doch zu den üblichen Aufputschmitteln kommen in letzter Zeit immer wieder unberechenbare Halluzinogen-Cocktails, die irgendwann ihren Tribut zollen. Völlig abgestürzt wird er in eine psychiatrische Klinik eingeliefert, nimmt jedoch die eindringlichen Appelle seiner Therapeutin (Corinna Harfouch, Lara) ebenso wenig ernst wie die seiner Psyche, die durch das Leben im Exzess inzwischen vor irreparablen Schäden steht. Getrieben von seiner Leidenschaft und dem Druck des anstehenden Albums schießt Ickarus alle Warnungen in den Wind und stürzt sich erneut Hals über Kopf in den Strudel aus Rausch und Ekstase, der ihm diesmal allerdings ernsthaft zum Verhängnis werden kann.

Wer sich nie mit elektronischer Musik und der dazugehörigen Club-, Party- und Feierkultur beschäftigt hat, die für viele gar ein alternatives Lebensmodel darstellt, der wird vermutlich gar nicht erkennen, wie unmittelbar, unverfälscht und intensiv Berlin Calling dieses widerspiegelt. Wird wahrscheinlich sogar angebliche Stereotypen und Klischees ankreiden, die jedoch nur einen wirklich repräsentativen Querschnitt der dort immer wieder real existenten Charaktere sehr präzise einfangen. Dass bis auf den von Paul Kalkbrenner verblüffend-großartig gespielten Protagonisten kaum eine der Nebenfiguren mehr als eine bessere Statistenrolle innehat (Rita Lengyel als seine Freundin ausgenommen) ist dabei nicht mal ein Kritikpunkt, wird dadurch doch die dort immer wieder omnipräsente Oberflächlich- und Bedeutungslosigkeit dargeboten, die letztlich hinter so vielen Bekanntschaften der immer nur im Moment existenten Kultur steckt. Wenn die Party vorbei ist, die Euphorie abklingt und es langsam still wird, sind es nur noch Geister und Schatten, denen man lieber nicht im realen Leben begegnen möchte. Da man gar nicht wüsste, was man dort mit ihnen anfangen sollte. Echte Freundschaften, Beziehungen oder gar eine Ersatzfamilie, all das gibt es dort sicher auch, aber im seltensten Falle entpuppen sie sich als das. Es sind nur flüchtige Momentaufnahmen. Nur eine weitere Line auf dem Chillout oder ein kurzer Fick auf dem Klo. Am Ende tun einem die Wenigsten davon wirklich gut.

Berlin Calling erhebt dabei nicht den pädagogisch-piefigen Zeigefinger und verteufelt dabei ebenso wenig unreflektiert diese hedonistische Subkultur. Zeigt sehr wohl ihre Faszination und stellt diese extrem lebendig dar, warnt jedoch ernstgemeint vor den Folgen, die man nur zu gerne ausblendet und gegen eigentlich doch besseres Wissen in Kauf nimmt. Ein bebendes, wuchtiges Szeneportrait, gedreht an realen Locations wie der legendären Bar25 und mit echten Mitschnitten von Künstlern wie Ellen Allien, Sascha Funke oder Modeselektor, das genau in diesen Momenten wie der präzisen, beinah intuitiven Charakterdarstellung seines Protagonisten an Impact kaum zu übertreffen ist. Das der dramaturgisch etwas ungelenke Psychiatrie-Part überdeutlich Anleihen bei Einer flog über das Kuckucksnest nimmt wirkt dabei wie ein Zugeständnis an ein Publikum, das eventuell sonst nicht den Zugang zu dem Gezeigten finden würde. Der Wehrmutstropfen eines Films, dem es wie kaum einem anderen gelingt, die Leidenschaft, Energie und das Risiko der puren Hingabe an ein ganz besonderes Lebensgefühl in einem an sich nicht herausragenden Plot bemerkenswert und begreiflich auf den Punkt zu bringen.

Fazit

Weit mehr als nur „Sky an Sand“, denn „Berlin Calling“ ist nicht nur das Musikvideo zu Paul Kalkbrenner’s Chartstürmer. Der ihn rückwirkend sogar deutlich von der Szene entfernte, die hier noch so fulminant portraitiert wird. Auch und besonders dank seiner persönlichen Leistung. Die Kritikpunkte an diesem Film verkommen praktisch zu Randerscheinung, denn über allem thront sein Stallgeruch, der sich kaum glaubhafter und effektiver in diesem Format darstellen ließe. Intellektuell und cineastisch im augenscheinlichen Sinne vielleicht nicht anspruchsvoll, in Sachen Authentizität, Hingabe und empathischem Verständnis dafür famos und voller unverfälschter Energie.

Kritik: Jacko Kunze

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