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Quelle: themoviedb.org
Big beautywater poster fueronline 1200px

Inhalt

Die korpulente Yae-Ji würde gern den Schönheitsidealen der Gesellschaft entsprechen. Als ein neues Schönheitsprodukt auftaucht, sieht sie ihre Chance: Das "Beauty Water" soll nicht nur die Haut, sondern sogar das Gewebe und die Knochen verändern können. Obwohl das Produkt teuer und mit einigen Nebenwirkungen verbunden ist, probiert Yae-Ji es aus, ohne die schrecklichen Folgen der Schönheitskur absehen zu können.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Vielleicht ist das Tragischste am Dasein als Außenseiterin der Zwang trotz allem Teil der Gesellschaft sein zu müssen, sich jeden Tag abschätzigen Blicken auszusetzen, sich einen Platz weisen zu lassen, an dem man mit gesenktem Haupt seine Arbeit zu verrichten hat. Yae-Ji ist beruflich und privat mit Menschen umgeben, die aufgrund ihrer Schönheit den Erfolg wie magisch anziehen. Dazu verdammt, in ihrem Schatten zu wirken, treffen sie ihre Blicke wie ein Urteil, das sie jeglicher Selbstliebe beraubt. Ein Produkt scheint der Ausweg zu sein: das sogenannte Beauty Water formt jedes Gesicht zur Statue perfekter Symmetrie. In seinem Erstlingswerk widmet sich Cho Kyung-hun dem gleichnamigen Webtoon, um aus dem kurzgeratenen Manga einen gesellschaftskritischen Spielfilm zu basteln. 

Lesen lässt sich der Film als Generationskommentar: mediale Kanäle und wissenschaftlicher Fortschritt diktieren Individuen, wer sie sein könnten, wer sie zu werden haben. Wenig beleuchtet der Film dabei mögliche Vorteile, er bleibt düster-dystopisch, wodurch er bisweilen abgedroschen anmutet. Bei einem Themen, die im letzten Jahrzehnt so omnipräsent waren wie "Influencer" und "Schönheitswahn" reicht ein Rekurrieren auf Entfremdung nicht, um dem Thema etwas Neues abzugewinnen. Gerade weil diese sich wie "natürlich" in unserem Alltag integrierten, scheint eine dystopische Fundamentalablehnung nicht zu greifen. Einen Trumpf zieht Beauty Water hingegen aus der Darstellung jener Entfremdung, die für animierten Body-Horror eine willkommene Einladung bleibt. Auch wenn manche Verfallssymboliken aufgesagt statt verinnerlicht erscheinen, bleiben die Körperdeformierungen das Einprägsamste an der Erzählung.

Auch die Ergänzung der Selbstauflösung durch einen Verfall der Zivilgesellschaft und moralischer Sensibilität ist ergreifend. Gerade der Kontrast zu den warmherzigen Eltern der Protagonistin, die wortwörtlich ihr letztes Hemd opfern, um den Ansprüchen ihrer Tochter gerecht zu werden, kann die Zuschauer kaum kalt lassen. Hier deutet sich die erwähnte Generationskritik an: die Eltern bleiben über die Lauflänge hinweg die einzig menschlichen, sympathischen und nicht der jüngeren Generation angehörigen Charaktere. Sie - so legt es der Film nahe - leben noch fernab dieser entfremdeten Welt.  Obwohl Beauty Water aufzeigt, wie Yae-Ji durch ihre Verwandlung gesellschaftliches Kapital ansammelt, rücken damit Aussichten auf strukturelle Kritik in den Hintergrund, machen stattdessen eine oberflächliche Modernisierungskritik plausibler. Das Thema verwässert - spätestens wenn in der zweiten Hälfte auch der Plot zu fransen beginnt.

Eingehüllt ist Beauty Water in einen Animationsstil, der 2D und 3D-Elemente kombiniert, um den Webtoon nicht abzubilden, sondern zum Leben zu erwecken. Dabei wirken die Figuren statisch, bleiben hinter dem technischen Potential zurück, erscheinen doch gerade ihre schnellen Bewegungen puppenhaft. Auch die Räumlichkeit weist Mängel auf, Schatten zischen hektisch über plastische Oberflächen, Hintergründe drängen sich in den Vordergrund. Dies führt zu Befremdlichkeiten, lässt sich jedoch übergehen, wenn man sich in das sonst stilbewusste Werk einfühlt. Gerade der Einsatz von Licht und Farbe bleibt bemerkenswert: während Lichteffekte meist aus dem Dunkeln hervorbrechen, dadurch etwas Tunnelartiges entwickeln, verleiht deren Farbgebung ihnen das Plastische - es entstehen lilablau-schimmernde Nachthimmel, rotglühendes Tageslicht. Diese Ästhetik schafft ein Gefühl für die Künstlichkeit, mit der Schönheitsideale produziert und erworben werden. Das Puppenhafte der Animationen findet ein Zuhause und schränkt das Seherlebnis nicht ein, sofern man seinem Blick den Raum zur Versenkung gewährt.

Fazit

"Beauty Water" kreiert trotz gewöhnungsbedürftiger Animationen eine Welt, in die es sich einzutauchen lohnt: symbolträchtiger Body-Horror, so wie die plastische Licht- und Farbgebung verleihen dem Thema eine eigenwillige Ästhetik. Dieses bleibt in seiner Bearbeitung bisweilen wässrig, doch bringt noch immer genug Bedenkenswertes hervor. 

Kritik: Maximilian Knade

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