Kritik
Der Zweite Weltkrieg lag noch nicht so viele Jahre zurück und der Korea Krieg war gerade mal eben beendet, als Brückenkopf X (ein seltsamer deutscher Titel, im ganzen Film kommt nicht eine Brücke vor) 1954 das Licht der Welt erblickte. Realisiert von dem erfahrenen Handwerker Stuart Heisler (Der gläserner Schlüssel) und mit dem aufstrebenden Jungstar Tony Curtis (Flucht in Ketten) in der Hauptrolle. Das Thema Krieg war somit speziell in den USA noch ein recht aktuelles und ein Stückweit sicherlich auch brisantes Eisen, aber um eine realitätsnahe oder gar reflektierte Auseinandersetzung mit dem Metier ist es dieser Produktion niemals gelegen. Das ist schlichtes Genre-Kino der 50er Jahre, das in vielerlei Hinsicht an das damals noch inflationäre Genre des Westerns erinnert und im Grunde genommen sich der exakt gleichen Mechaniken bedient.
Im Mittelpunkt steht eine Einheit der US-Marines, die während des Zweiten Weltkrieges auf einer japanisch besetzten Insel in der Südsee den Auftrag erhalten, einen dort einheimischen, französischen Forscher aufzuspüren, der angeblich Informationen über die Verteidigungsstrategie des Gegners hat, die etlichen Soldaten das Leben retten würden. Ein vierköpfiger Trupp rund um den heißspornigen Soldaten Burke (Curtis) und dessen erfahrenen, aber mit einem Makel vorbelasteten Vorgesetzten Fletcher (Frank Lovejoy, Das Kabinett des Professor Bondi) soll die riskante Mission ausführen, die sie in stetige Konfrontation mit japanischen Soldaten bringt.
Damit wäre eigentlich alles gesagt, viel mehr gibt es inhaltlich nicht zu berichten. Immer mal wieder stoßen die Helden auf asiatische Widersacher, kämpfen sich von A nach B und wenn sie auf besagten Professor und sein – wer hätte es gedacht? – hübsches Töchterlein Nina (Mary Murphy, Der Wilde) treffen, werden nur Personen zum Geschehen dazu addiert, narrativ ändert sich wenig. Bis auf die unvermeidliche „Romanze“, die natürlich völlig an den Haaren herbeigezogen ist und einfach nur im Film drin ist, da kein Genre-Film der 50er ohne ein Mädchen in Not und ihren strahlenden Helden auskommt. Dazwischen wird praktisch kein Klischee ausgelassen, insbesondere im Bezug auf alle Nicht-Amerikaner. Die feindlichen Schergen sind gesichtsloses Kanonenfutter, bis auf den einen als Oberschurken ausgemachten Gesellen. Der verfügt zwar auch nicht über einen Namen, auch nur eine Dialogzeile oder geschweige denn irgendetwas anderes Charakterbildendes, aber er hat nach der ersten Konfrontation eine Narbe im Gesicht und läuft als einziger Japaner immer oben ohne rum, damit man ihn bloß wiedererkennt. Dann gibt es da noch einen japanischen Deserteur, der als ewig verbeugender Clown und Feigling dargestellt wird und tatsächlich einen Eingeborenen, der sich – na so was – vermutlich als Kannibale entpuppt, um eben jenen Hampelmann gegen ein Boot einzutauschen.
Aus heutiger Sicht ist das selbstverständlich alles mindestens ziemlich fragwürdig, wenn nicht sogar mehr, aber man muss das auch im Kontext seiner Zeit betrachten und dafür gibt es zumindest handwerklich auch den ein oder anderen Pluspunkt anzurechnen. Entgegen vieler anderer Produktionen dieser Tage wurde nicht im Studio gedreht mit einer Handvoll drapierter Plastikpflanzen im Vordergrund, sondern wir bekommen echte Außenaufnahmen aus Hawaii präsentiert, was das Ganze optisch durchaus nett gestaltet. Dazu passt die Chemie zwischen dem Jungspund Tony Curtis und dem alten Haudegen Frank Lovejoy wirklich gut, sowas kann man kaum künstlich forcieren. Die Actionszenen sind für den Rahmen ganz in Ordnung, wobei das Finale leider gehörig abstinkt. Da werden offensichtliche Archivaufnahmen reingeschnitten, um irgendwie einen mutmaßlichen Budget-Kollaps „zu kaschieren“, was mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Etwas peinlich. Und was bei einem Kriegsfilm immer eine Rolle spielen sollte: Es wird sich praktisch gar nicht kritisch hinterfragt, sondern zu reinen Unterhaltungszwecken ausgeschlachtet. Ob das nun „Japse“ oder „Rothäute“ sind (bevor der Shitstorm kommt, wir bleiben einfach im Jargon der Zeit), spielt im Grunde keine Rolle. Wir gut, die böse - weil anders. Gibt es dafür Gründe? Wen interessierts! Das war die Welt noch „in Ordnung“…