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Woody Allen - Selection 2 - Kritik

Souli

Von Souli in Woody Allen - Selection 2 - Kritik

 Woody Allen - Selection 2 - Kritik Bildnachweis: © Concorde | Szene aus "Scoop - Der Knüller"

Einleitung

Er gehört zu den lebenden Lichtgestalten des Kinos und weist auch im hohen Alter einen nicht abschwellenden wollenden Arbeitseifer auf: Woody Allen. Generationen hat er mit inzwischen über 50 Werken nachhaltig geprägt und darf sich auch heute noch als eine der Ikonen des Autorenfilms bezeichnen, der es nach wie vor gelingt, Menschen auf der ganzen Welt durch seine Vielseitigkeit zu begeistern. Ob Komödie, Tragikomödie oder Seelendrama – Woody Allen versteht es seit jeher in Bravour, die Spannbreite menschlicher Emotionen abzudecken und Gelächter wie Tränen vor der Leinwand hervorzurufen. Nun gewähren wir euch einen Einblick in die zweite Selection, die Concorde veröffentlicht hat.

Kritik

Bullets Over Broadway (1994)

Der Meister des geschliffenen Bonmots offenbart seiner selber mal wieder voll im musischen Saft. Wie Woody Allen die divergierenden Welten der Theater-Boheme und der mafiösen Unterwelt in den 1920er Jahre verknüpft, um hinter grunzenden Gorillas auch einen schöpferischen Geist zu entdecken, der die Sprache der Kunst beherrscht, ist schon außerordentlich begnadet. Bullets Over Broadway, dieses sepiagetränkte Kleinod, verfolgt seine spleenige Hortung von Charakteren nicht über ihre oberflächliche Typisierung, sondern über die Stärken und Schwächen, über ihre Menschlichkeit eben. Da zeigen sich die Probleme, mit denen jeder irgendwann mal zu hadern hat: Das Ego, die Triebhaftigkeit und letzten Endes die eigenen Ideale. Und wenn man dann miterlebt, welch pointierte Worte Woody Allen seinem tadellosen Ensemble mal wieder in den Mund gelegt hat, versteht sich von allein, warum sich der Spielwitz hier unhaltbar in die Höhe potenziert. Offenherzig, ausdrucksstark, knacklustig. Woody eben.

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Harry außer sich (1997)

Als Mensch, der sein Privatleben immer auch durch die Mühlen des öffentlichen Lebens respektive der bildenden Kunst gedreht hat, sind die Grenzen zwischen Fiktion und Wahrheit im Dasein von Woody Allen auch für ihn bereits derart untrennbar verschwommen, dass sich das New Yorker-Urgestein mit Harry außer sich endgültig der Frage stellt, wer er ist, wohin er will, wie er an diesen Punkt in seiner Existenz gelangen konnte. Und das gelingt ihm hier (mal wieder) mit einer ungeheuren rhetorischen Fabulierlust, mit einer humoristischen Treffsicherheit sowie der introspektiven Präzision, seinen Charakteren bis zu den Wurzeln ihrer seelischen Verheerungen zu folgen, dass man ihm ob all der Bissig- und Ruppigkeit, der Sensibilität und Genauigkeit, der entwaffenden Offenheit gegenüber den eigenen Fehlern und Ängsten nur stehende Ovationen spendieren möchte.

Scoop - Der Knüller (2006)

Oftmals wird Scoop – Der Knüller Ausgangspunkt für die Altersmilde herangezogen, die Woody Allens Spätwerk (angeblich) durchzogen hat, was ein durchaus nachvollziehbarer Vorwurf ist: Allen nämlich geht es nicht mehr um doppelte Böden, um Hintergründigkeiten, er spart jedwede Boshaftigkeit aus und gibt sich unbekümmert, losgelöst, man könnte fast sagen anspruchslos. Damit allerdings würde man der noch immer wunderbar in den Moment hineinsprudelnden Dialogkunst der intellektuellen New York-Ikone jedoch Unrecht tun. Mag Scoop – Der Knüller bisweilen auch etwas zu gemächlich vor sich hin bummeln, besitzt der Film dennoch eine wunderbare ironische Note, die gerade gegen Ende in ein Konterkarieren von klassischen Kriminalgeschichten ausartet: Denn wo der Held sonst in letzter Sekunde zur Rettung eilt, da hat Woody Allen erst einmal rigorose Probleme mit dem englischen Linksverkehr.

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Celebrity - Schön, reich, berühmt (1998)

In Celebrity – Schön. Reich. Berühmt. ist das ausgelassene, sorgenfreie und vor Glücksgefühlen trunkene Leben auf der Sonnenseite jedoch auch nur ein Versprechen, welches die Menschen außerhalb dieser Welt erkennen möchte. Die Stars selbst sind immer die Spiegelbilder unserer Gesellschaft, sie erschaffen sich nicht eigenständig, sie werden von uns erschaffen. Lee merkt das ganz deutlich, wenn er als nebensächlicher Teil dieser High Society-Dimension die Früchte der globalen Bewunderung für diese Künstler kostet: Enttäuschung, Verzweiflung, Tobsucht und Selbstzerstörung. Ein Sammelbecken der hysterischen Neurotiker. Hier prallt eine existentielle Krise auf die nächste, amouröse und erotische Anwandlungen entpuppen sich als Verirrungen, Verwirrungen und Missverständnisse. Und Woody Allen entlarvt das wie gewohnt mit satirischer Taktung, um im Wust aus Schein und Sein gleichwohl den Blick auf seine Charaktere und ihre Desorientierung zu schärfen.

Schmalspurganoven (2000)

Vom Heist-Movie nimmt Schmalspurganoven dementsprechend zügig Abstand und versteht sich vielmehr als Sozialsatire, die vor allem durch das ständige Gezänk zwischen Woody Allen und der wunderbaren Tracey Ullman an humoristischer Dynamik gewinnt. Verwunderlich und gleichermaßen irritierend allerdings scheint der Umstand, wie sehr sich Woody Allen hier zusehends mit Binsenweisheiten und Plattitüden zufriedengibt. Frenchy nämlich möchte ihre gesellschaftliche Position in Sachen Hochkultur nun auch mit ihrem Vermögen gleichsetzen, interessiert sich für Kunst, die Haute Cuisine und studiert Wörterbücher, während sich Ray in dem Palast, den sie nun ihr Heim nennen, nach wie vor gerne mit einem Glas Pepsi in Unterhosen auf der Couch aufhält und Fernsehen schaut. Wäre da nicht dieses Kribbeln, das ihn dazu anlässt, noch einmal zum Langfinger zu werden – nur endlich mit einem Ergebnis!

So viel sei an dieser Stelle: Ray wird es tatsächlich schaffen, einen Tresor um ein Diamantcollier zu erleichern, der schicksalhafte Haken an der ganzen Sache aber lässt natürlich nicht lange auf sich warten. Und eigentlich ist auch Schmalspurganoven wieder eine angenehm unaufgeregte, durchweg erheiternde Regiearbeit von Woody Allen, der sich seinen Charakteren nach wie vor mit Vorliebe in ihren Schwächen und Fehlern annimmt, ohne sich über sie zu erheben. Dass der Film dieses so beschlagenen Künstlers schlussendlich aber glücklich mit der drögen Aussage in den Abspann schreitet, dass Geld allein niemanden glücklich macht – und Geld noch lange keinen Charakter formt, ist schon ein wenig schwachbrüstig, althergebracht und enttäuschend. Nichtsdestotrotz, in Sachen Wort- und Situationskomik ist Woody Allen niemand konkurrenzlos. Schmalspurganoven funktioniert, weil seine Akteure lebendig sind.

Technischer Part

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Die Publikation aus dem Hause Concorde Video (Veröffentlichung: 18. Oktober) liegt die fünf Filme, die sich in dieser Box im robusten Amaray befinden, in sauberer Bild- und Tonqualität auf. Es handelt sich hierbei jedoch ausschließlich um DVDs, Blu-ray-Puristen kommen dementsprechend nicht auf ihre hochauflösenden Kosten. Das Bonusmaterial indes beläuft sich auf Featurettes, Interviews und Trailer.

Fazit

Eine rundum gelungene Box, die sich gerade für Woody Allen-Einsteiger eignet – so wie bereits Selection 1, die in ihrer Filmauswahl insgesamt zwar noch etwas stärker war, doch auch in dieser Publikation lässt sich kein schlechtes Werk entdecken. Eine Kaufempfehlung.

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