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Wirr, blutig, faszinierend; die erste Staffel "Hemlock Grove"

Aurea

Von Aurea in Vorsicht, bissig: Kritik zur ersten Staffel "Hemlock Grove"

Wirr, blutig, faszinierend; die erste Staffel "Hemlock Grove" Bildnachweis: © Netflix

Die Welt da draußen wird nicht nur von Vampiren bevölkert, daran erinnert uns „Hemlock Grove“ überaus deutlich. Ebenso deutlich ist auch, dass man diese Serie entweder durch ihre ganze erste Staffel hindurch liebt, oder sich nach wenigen Folgen fragt was da zur Hölle eigentlich los ist. Während die Autorin dieser Kritik zur ersteren Fraktion gehört sollen aber beide Aspekte in dieser Kritik behandelt werden.

Story: Eine Stadt voll dunkler Geheimnisse, ein brutaler Mordfall und ein Katz-und-Maus-Spiel um die schonungslose Wahrheit - in dem kleinen Städtchen Hemlock Grove wird eine 17-Jährige brutal ermordet. Peter Rumancek und Roman Godfrey werden aufgrund ihrer Eigenartigkeit zu Hauptverdächtigen in dem Fall. Um ihre Unschuld zu beweisen, versuchen die beiden, den wahren Täter zu finden. Das Problem: In Hemlock Grove hütet jeder ein Geheimnis. Werden sie so in der Lage sein, das wahre Monster unter ihnen zu finden?

Die meisten Zuschauer dürften vermutlich durch das „Produziert von Eli Roth“ Label auf „Hemlock Grove“ aufmerksam werden. Die Serie basiert auf den Büchern von Brian McGreevy, der auch einige Episoden der ersten Staffel geschrieben hat. Und während man nun annehmen könnte dass 13 Stunden einschläfernde Teenager-Romanze in der magischen High School auf einen warten sieht die Realität doch ein wenig anders aus.

Da wäre zum einen der wirklich atemberaubende Look der Serie. Hemlock Grove als Stadt wirkt verschlafen, ein bisschen mysteriös. Es gibt Ecken die man lieber nicht betreten möchte und durch den Bildschirm hindurch dringt das Gefühl, manche Häuser lieber nicht zu lange anzustarren. Wenn es hinausgeht in die Wälder, dann erwarten einen satte und saftige Farben, über allem scheint ein dünner Nebelschleier zu liegen. Man spürt, dass etwas mit dieser Stadt nicht stimmt, und das von der ersten Minute an. Diese Atmosphäre hält auch in den durchaus vorhandenen schwächeren Momenten der ersten Staffel die Zuschauer bei der Stange.

Letztendlich wird „Hemlock Grove“ aber von den Darstellern getragen. Landon Liboiron spielt Peter Rumancek, der mit seiner Mutter Lynda (Lili Taylor) zusammen nach Hemlock Grove kommt. Peter entpuppt sich als populär bei den Damen, als zurückhaltend, scheu und recht distanziert. Er trifft auf Christina (Freya Tingley), und nachdem er vor ihr ein bisschen angibt erzählt sie in der Schule, dass er ein Werwolf sei. Ich denke mal es überrascht niemanden wenn ich jetzt sage dass das stimmt, denn immerhin wirbt die Serie recht offensiv mit ihrem Werwolf. In der Schule freundet er sich mit Roman Godfrey an, gespielt von Bill Skarsgård. Den könnte man nun prima darauf reduzieren dass er der jüngere Bruder von Alexander Skarsgård ist, der den meisten wohl als charismatischer Vampir Eric in der Serie „True Blood“ bekannt sein dürfte. Bill gibt hier eine Art James Dean, vom Typus her rebelliert er eindeutig ein wenig zu sehr gegen das Establishment. Steht ihm aber durchaus gut zu Gesicht und stört deswegen nicht weiter. Roman hat noch eine jüngere Schwester namens Shelley (Nicole Boivin), die ein Geheimnis mit sich herumträgt. Und dann ist da noch die Mutter der beiden, Olivia Godfrey, gespielt von Famke Janssen. Die hat an ihrer durchtriebenen und lasziven Rolle sichtlich Gefallen und füllt die auch gut aus, einzig ihr im Originalton hörbar schrecklicher Versuch eines britischen Akzents lässt die Haare zu Berge stehen. Die Hauptdarsteller sind aber eindeutig Liboiron und Skarsgård. Obwohl beide, wie überhaupt so vieles in „Hemlock Grove“ wie von der Stange wirken fühlt sich die Chemie zwischen den beiden richtig gut an. Zögerlich und über Umwege entwickelt sich eine tiefe und innige Freundschaft, die den äußeren Umständen trotzt. Beiden werden die Morde angehängt, beide verdächtigen sich zwischenzeitlich gegenseitig, und beide merken ab der Mitte der ersten Staffel, dass sie nicht ohne einander können. Da können sich die restlichen Figuren dann auch schwer dazwischen schieben, zwischen die beiden jungen Männer passt kein Blatt Papier.

Netflix/Concorde

Und doch sind hier auch die Nebenfiguren faszinierend. Wer sich mit den Werken von Eli Roth beschäftigt hat weiß in etwa, wo dessen Vorbilder liegen, und viele davon finden sich in dieser Serie wieder. Da ist die Cousine von Peter, deren genaue Berufsbezeichnung nicht so ganz eindeutig ist. Hellsehen kann sie, und allerhand nützliche Tricks beherrscht sie ebenfalls. Eine andere Frau gibt sich als Polizistin aus, führt aber eigentlich ganz anderes im Schilde. Es gibt einen irgendwie verrückten Forscher der heimlich eigene Projekte verfolgt. Und wo Werwölfe am Start sind, sind auch Vampire nicht weit. Nur dass man es hier historischer angeht und sie Upire nennt, ein Begriff dessen Wurzeln im polnischen Sprachschatz liegen. Und was ist eigentlich mit Romans Schwester los? Ich muss gestehen, ich hab nach der ersten Staffel bei vielen Handlungssträngen keine Ahnung, was eigentlich passiert.

Doch da liegt gleichzeitig die größte Schwäche und die größte Stärke der Serie begraben. „Hemlock Grove“ macht keinen Sinn wenn man es ernsthaft schaut. Die Serie ist oft schrecklich unfokussiert, die Dramaanteile sind teilweise lächerlich hoch und die erste Staffel schafft es gleichzeitig viel zu lang und viel zu kurz auf einmal zu sein. Die eigentliche Geschichte könnte man in zwei Episoden effizient erzählen. Doch die Staffel hat 13 Episoden, und die mäandern oft vor sich hin. Schön gemächlich und gänzlich entspannt kann man sich also durch die Folgen treiben lassen. Da schert man sich auch nicht um innere Logik. Wenn jemand übermenschlich stark sein muss, einfach nur um einen ganz anderen Standpunkt zu untermauern, dann ist das eben so. Da wird auch nie wieder drauf eingegangen. Ist aber egal. Denn das alles ist, und das mag für einige Zuschauer gar schauerlich klingen, einfach nicht wichtig. „Hemlock Grove“ braucht keine stringente Geschichte. Jede einzelne Folge dieser ersten Staffel ist wie eine Wundertüte, und man weiß vorher nie, was einen erwartet. Werwölfe, Vampire, Teenager die von Engeln geschwängert werden, Cyborgs, uralte Sekten, ein Teenager der sich selbst beim Sex mit Rasierklingen aufschneidet oder auf der Schultoilette menstruierende Mitschülerinnen oral befriedigt? Könnte alles enthalten sein.

Wo wir schon dabei sind: „Hemlock Grove“ ist über weite Teile einfach nur extrem atmosphärisch, aber manchmal scheint es, als ob jemand den Wasserhahn aufgedreht hätte, aus dem das Blut kommt. Nicht nur hat Roman ein Faible für recht blutigen Sex und es wird die ein oder andere mehr oder weniger appetitliche Leiche gezeigt, nein. „Hemlock Grove“ überrascht den Zuschauer bereits in der zweiten Folge mit der vermutlich heftigsten Verwandlung zum Werwolf seit… ja, vermutlich seit solche Sachen gefilmt werden. Darauf näher einzugehen würde die Überraschung vermutlich verderben, aber es empfiehlt sich, einige Stunden vorher nichts zu essen. Die visuelle Umsetzung der „das Biest im Inneren“ Redewendung ist jedenfalls großartig gelungen. Wer abgeknabberte Gesichter, herausgerissene Zungen und dergleichen mag dürfte sich jedenfalls pudelwohl fühlen hier.

Netflix/Concorde

Welchen Vorwurf sich „Hemlock Grove“ aber klar gefallen lassen muss ist der katastrophale Umgang mit allen weiblichen Figuren. Am Ende der ersten Staffel schafft es genau eine der zahlreichen anwesenden Damen unverletzt aus der Sache rauszukommen. Frauen die Sex haben sind garantiert tot, während die Männer sich keinerlei Gedanken machen müssen. Richtig fatal wird es, wenn besagte Frau lesbisch ist, denn das wird postwendend mit dem Ableben bestraft. Der Mörder, dessen Identität geklärt werden muss stürzt sich ebenfalls mit der Schnauze voran auf den Intimbereich seiner Opfer, denn die haben das ja nicht anders verdient. Ob es heutzutage wirklich noch notwendig ist so genanntes Slut Shaming zu betreiben muss auch eigentlich nicht diskutiert werden. Da hier auch gerne mal eine Frau auf die andere losgeht können wir uns am Ende alle auf die Schulter klopfen und sagen „siehste, hab ich schon immer gesagt, Frauen sind in erster Linie auch richtig asozial zueinander, und dann benutzen sie noch ihre Körper um zu manipulieren“. Na vielen Dank auch. Prinzipiell lässt sich die ganze erste Staffel mit „Wahnsinnige Weiber sind wahnsinnig“ zusammenfassen, und diese Zeile kommt beinahe exakt so im Dialog vor. Nun ist diese ganze Thematik so fest mit dem Horrorgenre als solches verwoben dass ich mir nicht mal sicher bin ob man das überhaupt noch kritisieren sollte, denn es scheint sich ja sowieso nicht zu ändern. Dennoch, wer ein Problem mit dieser Art von Darstellung (und mit unnötigen, auf den Täter fokussierten Vergewaltigungen, davon gibt es mindestens zwei) hat, der sollte gar nicht erst einschalten.

Fazit: Was bleibt ist eine extrem verwirrende Serie. Entweder man hasst sie oder man liebt sie, und es gibt legitime Gründe für beide Positionen. Die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern stimmt, die Luft knistert bisweilen ordentlich. Visuell ist „Hemlock Grove“ über alle Zweifel erhaben, nach einer stringenten Geschichte sucht man aber auch mit der Lupe vergeblich. Hier reiht sich Horrorklischee an Horrorklischee, doch die Atmosphäre weiß zu gefallen. „Hemlock Grove“ ist ein Paradebeispiel für ein so genanntes Guilty Pleasure, die erste Staffel lässt sich bequem an einem verregneten Wochenende durchsehen. Wer sich gerne mal treiben lassen will und schönen Menschen bei blutigen, hässlichen Dingen zusehen mag, der sollte sich hier pudelwohl fühlen. Eine Bewertung abzugeben ist nahezu unmöglich, denn in ihren 13 Folgen spaziert diese erste Staffel so selbstverständlich zwischen einer 1 und einer 10 hin und her dass man sich beim besten Willen nicht festlegen kann. Ich persönlich würde eine 7,5 vergeben, da der vorhandene Level an Camp so dermaßen überzogen ist dass man es einfach lieben muss.

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Die Blu-ray: Der Ton liegt in glasklarem Deutsch DTS-HD MA 5.1 und Englisch DTS-HD MA 5.1 vor, dazu gibt es zuschaltbare deutsche Untertitel. Das Bild ist gestochen scharf und farblich gut abgestimmt und bringt die einzelnen Sets gut zur Geltung. Leider gibt es nur einige wenige, kurze Featurettes als Extras, hier wär mehr Beigabe wirklich schön gewesen. Erfreulich ist hingegen dass die Serie auf Blu-ray ungeschnitten veröffentlicht wurde. Wer die Serie zum Start 2013 auf deutschen Streamingportalen angeschaut hat dürfte sich mit Grauen an stellenweise Verpixelungen und schwarze Balken erinnern.Diese wurden hier entfernt und man kann die Staffel nun in ihrer vollen Pracht begutachten.

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