Bildnachweis: © Electronic Arts

Videospiel "Dead Space" im Test

von Sebastian Stumbek

Story

Dead Space versetzt Spieler:innen in die Rolle von Isaac Clarke, einem gewöhnlichen Ingenieur, der auf einer Routinemission ein gigantisches Bergbauraumschiff, die USG Ishimura, reparieren soll. Doch an Bord der Ishimura erwartet ihn ein wahrer Albtraum: Die Schiffsbesatzung wurde umgebracht und infiziert. Und Isaacs Freundin Nicole muss noch irgendwo an Bord sein. Isaac ist allein und sitzt in der Falle. Ihm bleiben nur seine technischen Werkzeuge und Fähigkeiten als Ingenieur, mit denen er ums Überleben kämpft – nicht nur gegen furchterregende Monster, den sogenannten „Nekromorphs“, sondern auch gegen seinen eigenen Verstand.

Kritik

2008 ist Visceral Games mit dem Sci-Fi-Survival-Horrorspiel Dead Space ein echter Knaller gelungen. Presse und Spieler waren begeistert, heute genießt das Game Kultstatus. John Carpenter (The ThingHalloween) beispielsweise meldet sich seit Jahren lautstark zu Wort, den Stoff unbedingt verfilmen zu wollen. Technisch mittlerweile leicht angestaubt, sah Publisher Electronic Arts die Zeit gekommen für ein rundum erneuertes Remake. Da es Visceral Games heute nicht mehr gibt, kümmerten sich darum die Motive Studios (Star Wars: Squadrons) und haben auf Basis der Frostbite-Engine das Spiel von Grund auf neu entwickelt. Erschienen ist Dead Space nun für PlayStation 5, Xbox Series X|S und den PC. Ob sich das Warten gelohnt hat, welche Neuerungen vollzogen wurden und für wen das Remake interessant ist, möchten wir im Folgenden klären.

Die eigentliche Handlung bleibt weitestgehend unberührt und schickt uns einmal mehr auf ein gewaltiges Bergbauraumschiff, die USG Ishimura, zu welchem seit einiger Zeit kein Funkkontakt mehr herrscht. An Bord angekommen erwartet die andockende Crew ein wahrer Albtraum: Die Besatzung wurde durch ein mysteriöses Virus infiziert und mutierte zu blutrünstigen Monstern. Spieler schlüpfen in die Rolle des Ingenieurs Isaac, der dieser Hölle schnellstens wieder entkommen möchte und dabei auch gleich nach seiner Freundin Nicole sucht, die sich womöglich noch lebendig an Bord befindet. Spannend erzählt wurde die Handlung, die sich spürbar von Werken wie The Thing, Alien und Event Horizon inspirieren ließ, bereits im Original, hier wurde sie an einigen Stellen mit der Vertiefung von Nebencharakteren ein wenig erweitert (durch weitere Unterhaltungen, Sequenzen, Log-Einträge), ohne aber etwas an ihr selbst gravierend zu verändern. Und mehr Profil für die Charaktere und mehr Background können niemals schaden. 

Der knapp 15-stündige Horrortrip schickt uns quer durch das gewaltige Raumschiff, welches gegenüber dem Original nun freier und ohne Ladezeiten begehbar ist. Einige Räume wurden sogar zweckmäßig umgestaltet, was selbst bei Kennern für den ein oder anderen Überraschungsmoment sorgt, ohne jedoch komplett an Wiedererkennungswert zu verlieren. Insgesamt bleibt Dead Space zwar weiterhin recht linear, doch kleine Abweichungen vom Hauptpfad sind immer mal möglich. Damit sich das Zurückkehren an bereits besuchte Orte lohnt, finden auch einige erweiterte Nebenmissionen oder Anpassungen an diversen Rätseln Einzug ins Remake. Und da die fiesen Necromorphs jederzeit über uns herfallen können, auch spontan ohne gescriptete Sequenzen, ist der Adrenalinpegel permanent auf Anschlag. Damit wären wir auch schon bei der größten Stärke von Dead Space: Die Gruselatmosphäre ist unbeschreiblich gut und sorgt für echte Gänsehaut. Und nicht selten wird man richtig böse erschreckt, wenn die Viecher mal wieder aus einem Lüftungsschacht brechen oder selbst auch nur wenn eine Tür hinter uns lautstark zufällt.

Das hervorragende Soundsystem verstärkt den Effekt bestens, da jedes knarzende Geräusch oder schauriges Flüstern mögliches Unheil ankündigt. Vor allem mit aufgesetzten Kopfhörern ist die räumliche Klangkulisse absolut beeindruckend und beängstigend. Befinden wir uns mal im luftleeren Raum ohne Gravitation (was sich im Remake nun übrigens wesentlich besser steuern lässt), hören wir zeitweise sogar gar nichts, was ebenfalls für Herzklopfen sorgt. Und wenn wir schon beim Ton sind: Protagonist Isaac kann im Remake nun endlich reden, statt einfach nur stummer Zuhörer zu sein. Auch bekommen wir sein Gesicht öfter zu sehen, wenn er seinen Helm absetzt. Das macht die Erzählung ein Stück weit glaubwürdiger.

Dead Space sieht im Remake zudem unverschämt gut aus. Die Grafik wurde nicht einfach nur, wie bei Remastern üblich, leicht aufgebohrt, sondern komplett neu entwickelt. Und das sieht man der detaillierten Umgebung mit ihren schicken Licht- und Schatteneffekten auch jederzeit an. Im Test auf der PS5 lief das Game im Performance-Modus auch angenehm flüssig. Beibehalten wurde das geschickt versteckte Interface, sodass das gesamte Bild jederzeit frei von störenden Elementen bleibt, was der Immersion zu Gute kommt. Alle Werte wie Lebensenergie oder Stasevorrat lassen sich nämlich am Anzug der Spielfigur ablesen, während Karte, Videoaufzeichnungen und Inventar per Hologramm Teil des Geschehens sind. 

Außerdem spielen sich Kämpfe in Dead Space großartig. Insgesamt sieben Waffen wie der ikonische Plasma Cutter, der Flammenwerfer oder der Sägeblätter abfeuernde Ripper stehen Spielern zur Verfügung. Und damit geht der Splatterspaß so richtig los, was im Falle von Dead Space nicht einfach nur brutal anzusehen ist, sondern auch taktische Züge erlaubt. Denn anders als in vergleichbaren Spielen lassen sich Gegner nicht etwa effizient durch Kopfschüsse oder dergleichen erledigen, sondern durch Abtrennen ihrer Gliedmaßen. Erst ohne Beine oder Arme wird die Gefahr wirklich gebannt, den Finisher gibt es dann beispielsweise per kräftigem Tritt. Zusätzlich besitzen wir Telekinese- und Stasefähigkeiten, die sich ebenfalls prima im Gefecht einbringen lassen. So lassen sich Gegner kurzzeitig verlangsamen, um das Zielen zu vereinfachen. Und Objekte wie explodierende Behälter aus der Umgebung auf sie schleudern. Witzig: Das können auch ihre eigenen Körperteile sein, die sie, wenn es sich um spitze Krallen handelt, aufspießen. 

Alle Waffen besitzen zusätzlich zum primären auch einen sekundären Modus, ebenso lassen sie sich an Werkbänken, die benötigten Ressourcen vorausgesetzt, weiter aufwerten. Ob nun mehr Feuerkraft, kürzere Nachladezeiten oder größere Magazine, in Dead Space ist jede Verbesserung spürbar und willkommen. Das gilt auch für Isaacs Anzug, der mehr Lebensenergie, ein größeres Inventar oder einen größeren Luftvorrat anzubieten hat, wenn er optimiert wird. All das motiviert die Ishimura gründlich zu erkunden, um jeden Vorteil mitzunehmen. Einfach ist das Abenteuer nämlich auch auf normaler Schwierigkeitsstufe nicht unbedingt.

Wer das Spiel beendet, bekommt mit dem New Game Plus-Modus einen spannenden Anreiz zum erneuten Durchgang. Denn nicht nur behalten wir dabei sämtliche Ausrüstung und Verbesserungen von zuvor, welche nun weiter ausgebaut oder gar maximiert werden kann, auch haben die Entwickler ein neues alternatives Ende integriert, welches erst dabei erlebt werden kann. 

Fazit

Ein Horrorklassiker erstrahlt in neuem Gewand. "Dead Space" sieht im Remake nicht nur unheimlich gut aus, sondern wurde zudem sinnvoll im Detail verbessert. Wer noch nie das Vergnügen hatte, braucht gar nicht lange überlegen und kann sich sofort an Bord der Ishimura begeben. Atmosphärisch wird man wenig Vergleichbares finden. Alle anderen erleben den Albtraum bei Bedarf in seiner bis dato besten Version einfach noch einmal. 

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