Bildnachweis: © HBO / Warner Bros.

"Silicon Valley" - Staffel 1 - Kritik

von Sebastian Groß

Es ist das Mekka der Computerszene: Silicon Valley. Seit den Erfolgen von Apple und Microsoft gilt dieses Gebiet in Kalifornien als die Schmiede für erfolgreiche Unternehmen, auch wenn dort gewiss mehr Leute scheitern als wirklich Millionen und Milliarden zu machen. Diesem heiligen Ort der Nerds und Programmierer setzte Autor und Regisseur mike Judge jetzt ein Denkmal, mit seiner Serie „Silicon Valley“, die nun in Deutschland auf DVD und blu-ray erschienen ist.

Im Zentrum der Serie steht der junge Programmierer Richard (Thomas Middleditch, „The Kings of Summer“), der einen Programmcode, bzw. Algorithmus geschrieben hat, der es möglich macht selbst große Daten innerhalb kürzester Zeit zu komprimieren. Zusammen mit seinen Kollegen Bertram (Martin Starr, „Dead Snow 2 – Red vs. Dead“), Dinesh (Kumail Nanjiani, „Hot Tub Time Machine 2“) und dem früher recht erfolgreichen Unternehmer Erlich (T.J. Miller, „Transformers: Ära des Untergangs“) versucht er seine Firma an den Start zu bringen. Als Richards Arbeitgeber Gavin (Matt Ross, „Face/Off – Im Körper des Feindes“) sowie sein direkter Konkurrent Peter (Christopher Evan Welch, „The Master“) von dem Programmcode erfahren, entsteht ein Wettstreiten um das noch junge Unternehmen. Richard steht kurz vor dem ganz großen Erfolg, doch bis dahin ist noch ein langer Weg voller Hürden sowie Irrungen und Wirrungen.

Serienschöpfer Mike Judge wurde vor allem durch die MTV-Trickserie „Beavis & Butthead“ bekannt, doch der gute Mann kann mehr als schlecht gezeichnete Prollchaoten auf die Welt loslassen. In „Alles Routine“ nahm er sich der dem Arbeitsalltag an, in "Ausgequetscht" wurde die Wirtschaftskrise humoristisch aufgearbeitet an und mit seinem kleinen Meisterwerk „Idiocracy“ karikierte er überspitzt aber clever und äußerst passgenau unsere moderne Gesellschaft. Ja, Judge kann frivol und frech sein, aber auch satirisch und entlarvend. Letzteres trifft perfekt auf „Silicon Valley“ zu, denn Judge nimmt den Mythos auseinander.

Er zeigt uns auf humorvolle Weise die Schattenseite des Startup-Wahns und präsentiert uns dabei Figuren, die zwar klar als Nerd zu klassifizieren sind, die jedoch nicht schnöde, wandelnde Klischees sind. Wer von „Silicon Valley“ so etwas wie ein „The Big Bang Theory“ 2.0 erwartet, der wird wohl eher enttäuscht sein. Die Charaktere bei Judge sind keine Funktionsmarionetten, die nur existieren, um schnell einen sofort verständlichen Gag nach dem anderen zu machen. Dabei würden sich so ziemlich alle Figuren bestens dafür anbieten: Da wäre ein Quoten-Inder, ein kanadischer Satanist, ein Esoterik-Boss, ein überheblicher Arsch und eben Held Richard, dem seine Firma nicht nur finanzstarke Angebote einbringt, sondern auch die ein oder andere Panikattacke.

Wir Außenstehende kennen zwar die glorreichen Geschichten, von jungen Leuten, die reich geworden sind im Valley (als Beispiele wären da Google, Yahoo, Facebook, etc.), doch was steckt genau dahinter? Wenn Richard zum ersten Mal mit der bitteren Wahrheit konfrontiert wird, dass es letztlich genau wie überall sonst auch in der Wirtschaft um Zahlen, Analysen und Anlagen geht, hat die Serie fast schon etwas Offenbarendes. „Silicon Valley“ funktioniert als archaische Demaskierung des modern american economy dreams genauso wie als tragikomische Katharsis. Eine Katharsis, die irgendwie auch das echte Leben erreicht hat, als Darsteller Christopher Evan Welch, der einen sehr sonderlichen Investor spielt, nach den Dreharbeiten an Krebs gestorben ist.

Die Blu-ray: Passend zur Thematik der Serie ist die technische Seite der Blu-ray über alle Zweifel erhaben. Glasklares, detailliertes, scharfes Bild und ein satter Sound bietet die erste Staffel, die über Warner Bros. erscheint und im Handel erhältlich ist. Die Extras sind nicht ganz so gelungen. Neben drei kurzen aber durchaus netten Featurettes (die insgesamt nicht einmal 30 Minuten lang sind) warten noch ein paar Audiokommentare auf den neugierigen Zuschauer.

Fazit: Judges „Silicon Valley“ ist eine positive Überraschung. Von außen sieht alles nach einem Rip-Off bekannter Nerd-Standards aus, doch die HBO-Serie erweist sich als clevere wie ehrliche, aber niemals am Humor vorbei produzierte Serie, bei der es sich lohnen sollte, diese im Auge zu behalten.

Bewertung: 7,5 von 10

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