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Hannibal: Kritik zur ersten Staffel im Producer's Cut

Aurea

Von Aurea in Hannibal - Staffel 1 im Producer's Cut - Kritik

Hannibal: Kritik zur ersten Staffel im Producer's Cut Bildnachweis: © NBC / Studiocanal

Story: FBI-Agent Will Graham hat eine besondere Gabe. Er kann tief in den Verstand anderer Personen eindringen und deren Erlebnisse zu seinen eigenen machen. Eine Fähigkeit, die ihm einerseits bei der Aufklärung von perfiden Mordfällen hilft, ihn andererseits aber auch an den Rand des Wahnsinns bringt. Als eine neue Mordserie das FBI erschüttert, bittet ihn Special Agent Jack Crawford um Hilfe. Zur Unterstützung und Sicherheit wird dem labilen Graham der prominenteste und beste Psychiater des Landes zur Seite gestellt – Dr. Hannibal Lecter.

Kritik: Bryan Fuller kann man gut und gerne als Pechvogel bezeichnen. Seine Serienprojekte sind randvoll mit Fantasie gefüllt, halten sich auf dem Markt aber leider nur selten. Auch „Hannibal“ stand schon nach seiner ersten Staffel auf der Kippe, brachte es aber immerhin auf ganze drei Staffeln, bevor die Absetzung erfolgte. Und die Übertragung einer der ikonischsten Roman- und Filmfiguren unserer Zeit wurde ebenfalls von vornherein kritisch beäugt. Doch dazu besteht überhaupt kein Grund, und die erste Staffel macht dies schon recht eindrucksvoll deutlich.

Dabei muss man sich an die Serie durchaus langsam herantasten. Will Graham, grandios zerbrechlich von Hugh Dancy gespielt, der seinen britischen Akzent hier vollkommen unterdrückt, ist keine besonders zugängliche Hauptfigur, er besteht mehr aus Problemen als aus anderen Charaktereigenschaften. Dunkelheit umgibt ihn, Dunkelheit zieht ihn an. Wie gut, dass der charismatische Psychologe Dr. Hannibal Lecter (Mads Mikkelsen) ihm zur Seite gestellt wird, um Mordfälle aufzuklären. Mikkelsen beweist immer wieder dass er wirklich Alles spielen kann, und so nimmt er auch diese Rolle mit einem Selbstverständnis ein, das einen sprachlos zurücklässt. Von der überdimensionalen Bürde der Konkurrenz mit Anthony Hopkins ist nichts zu spüren, Mikkelsen macht die Rolle zu seiner eigenen, streift sie über wie eine zweite Haut. Überhaupt, man macht sich die ganze Thematik sehr zu Eigen. Hier und da werden Figuren geändert. So wird aus Dr. Alan Bloom schnell Alana Bloom (Caroline Dhavernas, die mit Fuller schon bei „Wonderfalls“ zusammen arbeitete) und auch Freddie Lounds ist in der Serie eine Frau. Laurence Fishburne spielt Jack Crawford, Grahams Vorgesetzten, Gina Torres ist als seine Frau zu sehen. Eine süße Idee, sind die beiden doch auch im realen Leben miteinander verheiratet. Als Comic Relief gibt es ein paar Gerichtsmediziner und fertig ist das gut aufgelegte Ensemble.

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Zu Beginn strauchelt die Serie dann aber doch stellenweise noch ein wenig. Folge um Folge wird ein neuer, kurioser Fall präsentiert, der gelöst werden muss. Hier driftet „Hannibal“ dann gerne mal ins künstlerische hinüber, denn die Morde könnten als Bildband veröffentlicht werden, so künstlerisch wie sie inszeniert sind. Dabei irritiert zunächst auch die Beleuchtung, überhaupt hat die ganze Serie einen sehr künstlichen Touch. So ist sie zwar im hier und jetzt verankert, modernste Technik steht bereit, doch einige Dinge werden einfach nicht genutzt und auch die klinische Optik lässt alles irgendwie entrückt wirken. Dem passt sich auch der Soundtrack an, der sich nur schwer mit Worten beschreiben lässt, am ehesten aber als verstörend betitelt werden darf. Nervenzerfetzende Streicher verschmelzen mit verzerrten anderen Instrumenten zu einer Symphonie des Grauens. Und dann ist da noch der heimliche Star der Serie: das Essen. Obwohl man sich dessen Herkunft jederzeit schmerzlich bewusst ist kommt man nicht umhin die aufgebotenen Speisen mit einer gehörigen Portion Respekt zu behandeln. Alles ist furchtbar saftig, Essen wird hier als zentrales Element behandelt und ist eine generell sehr lüsterne Angelegenheit. Das Konzept der ersten Staffel, jede Folge nach einem französischen Gericht oder Gang zu benennen geht zwar in der deutschen Betitelung größtenteils unter, sorgt aber stets für eine grobe Einordnung, wo man sich gerade befindet. Der verantwortliche Koch und Food Designer am Set gehört jedenfalls gelobt für seine herausragende Arbeit.

So braucht Staffel 1 dann gut und gerne mal sechs Folgen, bis auf einmal alles herrlich ineinander zu passen scheint. Die Bühne wird freigemacht für den eigentlichen Hauptgang, es offenbart sich ein Theater der Grausamkeiten, welches in einem herrlich antiklimatischen Finale gipfelt. Die gut erzählte Geschichte kämpft sich gegen die überbordenden Bilder in den Vordergrund und behält ihren Standpunkt an vorderster Front und macht „Hannibal“ zu einem wahren Abenteuer für Hartgesottene.

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Der Producer’s Cut: Die hier vorliegende Fassung ist in erster Linie eines, nämlich ärgerlich. Breits bei der regulären Veröffentlichung wurde die erste Staffel als „uncut“ angepriesen. Damals wurde die Serie so veröffentlicht wie sie auch auf NBC gelaufen ist, und spätestens wenn man sich die Laufzeit-Unterschiede der beiden Staffelversionen anschaut kommt man ins Grübeln, der ist nämlich nicht vorhanden. Was ist da los? Ich schaute mir also die als nun richtig ungeschnitten gekennzeichneten Folgen in beiden Versionen an und bemerkte kaum einen Unterschied. Gehen wir die insgesamt fünf veränderten Episoden also der Reihe nach durch.

1x05: Coquilles: In der TV-Fassung gibt es mehr Blut auf der Rückseite der Engel, die vor dem Bett knien. Im Producer’s Cut (PC ab jetzt) sind die Gesäße der präparierten Engel deutlicher zu sehen weil weniger Blut vorhanden ist. Später tauchen ein Paar abgetrennte Hoden auf, diese werden ein wenig mehr präsentiert und in den Fokus des Zuschauers gerückt. Es ergeben sich dadurch keine Unterschiede in der Laufzeit.

1x06: Entrée: In der Szene, in der Will sich in den Täter hineinversetzt hält die Kamera mehr auf die Frau, der er die Augen ausdrückt. Kein Unterschied in der Laufzeit.

1x08: Fromage: Das Vorbereiten der Leiche als Musikinstrument ist detaillierter und schärfer, dafür weniger verdunkelt, dargestellt. Insgesamt gibt es eine handvoll unterschiedlicher Stellen die auch deutlich expliziter ausfallen, aber keinen Unterschied in der Laufzeit.

1x10: Buffet Froid: Auch hier gibt es, welch Überraschung, keinerlei Unterschiede in der Laufzeit. Im PC sieht man deutlichere Nahaufnahmen von Dr. Sutcliffs zugerichtetem Kopf, während in der normalen Fassung gerne auf die Gesichter oder Rückseiten der im Raum befindlichen Leute gehalten wird. Das macht die Episode ein wenig ekelhafter, wirkt sich aber ebenfalls nicht auf die Geschichte aus.

1x12: Relevés: Hier gibt es nur einen einzigen geänderten Moment: man sieht erneut den Kopf der Leiche von Dr. Sutcliffe, hier setzt das Bild einen Sekundenbruchteil früher ein. Ebenfalls kein Zeitunterschied in der Laufzeit.

Da für die Veröffentlichung groß mit einer limitierten Edition geworben wurde und auf der Verpackung hinten von einer Fan-Edition die Rede ist sollen noch schnell ein paar Worte zur Verpackung gesagt werden, die als absolutes Highlight angepriesen wurde, für diese Rezension allerdings nicht mitgeliefert wurde. Aber der nächste Elektrofachhandel ist ja nicht weit entfernt. Es handelt sich bei der hochwertigen Verpackung um einen ganz normalen Pappschuber, der angepriesene Silberfoliendruck mit Prägung dürfte ebenfalls hochwertiger sein. Nicht einmal für ein Inlay oder ein kleines Booklet hat es gereicht, so dass man hier wirklich nur zugreifen sollte wenn man die Serie noch gar nicht im Regal stehen hat. Das, was hier geschnitten wurde ist für die Geschichte in keinster Weise relevant, es ist von der Laufzeit her ein Unterschied von Sekundenbruchteilen und die expliziteren Szenen sind so schnell wieder vorbei dass sie kaum auffallen.

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Die Blu-ray: Bild und Ton sind sauber, jedenfalls in der englischen Originalversion. In der deutschen Tonspur machen sich nach wie vor Unterschiede in der Tonhöhe bemerkbar, die so definitiv nicht dazugehören. Schön gelungen sind die Extras, es gibt Audiokommentare von Bryan Fuller und Hugh Dancy, das obligatorische Gag Reel, welches bei „Hannibal“ wirklich zu empfehlen ist und ein paar Trailer und Featurettes. Wieso man zu Werbezwecken die erste Folge der Serie „Lilyhammer“ mit auf die Blu-ray packen musste wird allerdings nicht so ganz klar.

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