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von Pascal Reis

7. Woodoo (1979)

Der untote Horror schleppt sich über den kalten Stahl der Brooklyn Bridge; die Menschheit ist sich über dieses Grauen noch nicht im Klaren, doch Lucio Fulci beendet „Woodoo“ ganz ohne falsche Versprechungen: Wir sind dem Ende geweiht, und jeder Kampf in der existenzialistischen Robe scheint hoffnungslos. Dabei beweist der exaltierte Italiener, dass es auch für einen Mann seines Kalibers keine Schwierigkeit scheint, die Maßstäbe setzende Atmosphäre des George A. Romeros Klassiker „Dawn of the Dead“ einzufangen und konsequent aufzubereiten. Und genau dort spielt Fulci seine Qualitäten aus: Mit den schaurig-stimmigen Kamerafahrten von Sergio Salvati und dem wirklich brillanten Score eines Fabio Frizzi gewappnet, modelliert er mit „Woodoo“ einen durchweg spannenden wie unterhaltsamen Genre-Film, in dem ein schleimiger Wiedergänger sogar auch mal einem Tigerhai die Schnauze polieren darf. Über das Drehbuch muss natürlich nicht viel gesagt werden, ist eben ein Fulci und nuanciert sieht anders aus. Trotzdem ist „Woodoo“ ein mehr als überzeugender, kohärenter Zombie-Lichtblick und keinesfalls nur ein schnöder Epigone der 70/80er-Blutwelle.

6. Fright Night - Die rabenschwarze Nacht (1985)

Nicht ganz auf einer Höhe mit „The Lost Boys“ und „Near Dark“, dafür aber ist „Die rabenschwarze Nacht“ zweifelsohne der 80s-Film mit dem größten Nostalgiefaktor im Umgang mit dem Vampirmythos. Zwar findet sich der hiesige Oberblutsauger (Chris Sarandon) nicht im altehrwürdigen Domizil in den transsylvanischen Karpaten wieder, sondern im idyllischen Vorstadtleben, die traditionellen Regeln und Paradigmen des Sujets aber gelten ebenso. Auch Tom Hollands „Die rabenschwarze Nacht“ ist ganz filmisches Dokument seiner Ära und versprüht den damaligen Charme an allen Ecken und Enden. Seine wahre Stärke aber bezieht „Die rabenschwarze Nacht“ durch den symbiotischen Einklang aus parodistischen Anleihen, referenziellen Verweisen und klassischem Grusel: Der Humor neutralisiert das unheimliche Klima niemals und der Respekt (vor allem vor den Hammer-Studios) ist allgegenwärtig. Roddy McDowell überstrahlt als TV-Vampirjäger Peter Vincent (Cushing Price – Na?) alles und schafft es sogar, dem unglaublich nervigen Stephen Geoffrey gegen Ende einen hochemotionalen Augenblick zu schenken. Interessant ist auch der sexuelle Subtext, der den Vampir nicht nur auf die Hälse junger Damen hetzt, sondern auch eine homoerotische Komponente erlaubt. Großer Star – neben Roddy, versteht sich – aber ist die schleimig-schöne und handgemachte Maskenarbeit. Hachja, selige Zeiten...

5. Phenomena (1985)

So merkwürdig die Geschichte erst klingt und gelegentlich auch anmutet, sie ist durch seine leicht absurde Idee sogar erst richtig interessant und liefert die Grundlage für einige brettstarke Szenen (allein die Fliegeninvasion auf das Internat, sauber). Die Umsetzung von Dario Argento ist Zucker, auch hier sei die zweite Hälfte besonders gennant. Ja, tolle Bilder, Kameraeinstellungen- und fahrten, den starken Score, das gibt es auch schon vorher, aber ab dem Punkt, wo Jenny und die Fliege sich auf die Reise begeben, ist das schlicht brillant. Atmosphärisch großartig, handwerklich erste Sahne und mit einem Schlussakt versehen, in dem ein Knaller den nächsten jagt. Zwischen surreal, bizarr, verrückt, eklig und sogar irgendwie lustig. Die Umsetzung dieses Absurditätenkabinetts ist atemberaubend. Molto bene!

4. Das Schreckenshaus des Dr. Rasanoff (1960)

„Augen ohne Gesicht“ (so der Alternativtitel) ist nostalgisch im besten Sinne, ein doppeldeutiges Kunstwerk wenn man so will, über einen Vater, der seiner Tochter ein neues, unbeschwertes Dasein ermögliche möchte, selbst wenn er dafür über sämtliche Leichen geben muss und ihm unschuldige Menschen rücksichtlos zum Opfer fallen. Alles für eine unbeschwerte Zukunft ohne Masken und Geheimnissen. Die Tragik der Situation siegt jedoch und „Augen ohne Gesicht“ wird schlussendlich zu einem Film über das innerfamiliäre Scheitern, angereichert mit einer sensiblen Grazie zwischen den Schwarz-Weißen-Zeilen, die am Ende eine mannigfache Poesie evoziert und durch die zärtliche Unschuld der aufsteigenden Tauben den vorherigen Hundeangriff beinahe vergessen macht. Wer sich also sowohl für atmosphärische und ebenso psychologisch engagierte Klassiker interessiert, der wird hier fündig und muss dazu nicht mal durch seine zentimeterdicke Staubschicht bohren, um einen Zugang zum Geschehen zu finden, denn auch die Zeit konnte „Augen ohne Gesicht“ nicht schaden.

3. So finster die Nacht (2008)

"So finster die Nacht" ist ein grandioses Werk. Zu gleichen Teilen schön und spannend, still und verstörend. Regisseur Tomas Alfredson („Dame, König, As, Spion“) verpackt die melancholische wie bedrohliche Geschichte von Romanautor John Ajvide Lindqvist, der auch das Drehbuch schrieb, in Bilder voller Ruhe, Mystik und moderner Morbidität. Denn was früher die Spukschlösser mit ihren Spinnweben und knarrenden Türen waren sind heute die anonymen Wohnsiedlungen der Vororte. Dieser inszenatorische Clou alleine macht den Film schon sehenswert, aber die diversen Verweise auf andere Mythen, die zarte Freundschaftsgeschichte zwischen Oskar und Vampirin Eli, sowie der Mut gängige Konventionen und Moralvorstellungen zu brechen oder auszuhebeln machen aus "So finster die Nacht" ein wunderschönes und zugleich wirkliches gruseliges Filmerlebnis abseits von verklärter Blutsaugerromantik.

2. The Innkeepers (2011)

Dass Ti Wests Film nicht nur durch formvollendetes CinemaScope glänzt, das von Eliot Rocketts brillanter Kameraarbeit unterstützt wird, ist da nur ein Teilerfolg, der den Schlüssel zum Glück aufbewahrt. Es sind die Charaktere, die das nötige Interesse wecken, die durch ihre unaufdringliche und durchaus simpel erscheinen Ambivalenz in ihren Ruhephasen bestechen und den psychologischen Knackpunkt der Szenerie immer weiter aufladen. Die Faszination für das Übernatürliche und der eigentliche Grund, wieso Claire – eine konkrete Überarbeitung des Final Girls – in besagtem Hotel tätig ist, bleiben im Verborgenen. Genau wie die Anwesenheit der supranaturalistischen Madeline zu Beginn noch keine Gefahr darstellt, sondern erst Stück für Stück an die Oberfläche getragen wird. Claires Recherchen, ihre beharrlichen Nachforschungen, führen letzten Endes nicht nur zu den profunden Ängsten des Menschen, und damit ist jeder einzelne Betrachter angesprochen, sondern werden auch zu einem persönlichen Retrieval. Die Suchende findet sich selbst, ihr reales Dasein hat an Signifikanz verloren und Ti West gelingt es dabei mit Bravour, das Geheimnisvolle in die Normalität zu verlegen.

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