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Flimmerkiste: Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All

von Sascha Wuttke

Für Fans hat dieser Szenenabschnitt schon ikonischen Wert. Aber lebt gerade die originale "Andromeda"-Verfilmung nicht nur davon, sondern auch von vielen inszenatorischen, von mir heiß geliebten Szenengestaltungen, die so ungewöhnlich wie innovativ gewählt wurden, dass man sie fast in Ehrfürchtigkeit nicht anrühren sollte. Oder warum werden Einschübe seither nicht mehr im Splitscreen-Verfahren so exzessiv aufgezogen? Warum vermischt man lieber keine Standbildeinstellungen mit der Audiospur einer anderen Szene, welche zwar narrativ denselben Bezug aufbauen, aber in der Mixtur so abwegig erscheinen?

Ein Beispiel zeigt, was hier gemeint ist: Ein kurzer Einspieler erklärt, dass das Steppenbrand-Team normalerweise via Telex über Ereignisse von draußen informiert werden soll. Ein Problem dabei war, dass die zentrale Anlage eine mechanische Panne produzierte und die Signalklingel blockiert hatte. Genau dieses Ereignis wird quasi im Off vom Weißen Haus heraus debattiert. Doch anstatt die Diskussionspartner zu filmen, wird das Technikteam im Labor gezeigt, wie es unter dem Telex Leiterplatten nach Fehlern absucht, die Kamera schneidet derweil von der Halbtotalen in die Detailsicht und zeigt schnöde die Klingel mit dem blockierenden Stück Papier vor dem Klöppel dazwischen. Das hört sich so spannend an, als ob im Beamtenbüro das Druckerpapier alle ist. Hier zeigt sich jedoch, dass man mit der passenden Komposition aus Szenen, Schnitten und Musik Spannung aus dem Nichts erzeugen kann, egal wie unbedeutend das Thema nun sein mag.

Doch so schnöde, wie die Beschreibung nun klingt, funktioniert die Szene gar nicht. Im Hintergrund leiert der Soundtrack von Gil Mellé als Spannungsthema begleitend umher, und somit packt mich der Film wieder mal bei den Eiern. Diese kleine, nun ja, Nebengeschichte wird im Film so manches Mal thematisiert, zieht sich aber im Kleinen durch die Spielzeit und erscheint im ersten Betrachtungsmoment irrelevant. Dass diese kleine Information für das Team hätte wichtig sein können, erschloss sich mir erst gar nicht. Aber doch sind das eben die Auswüchse, die im Labor die "601"-Meldung verursachten - Andromeda mutiert und schafft es sogar ein Plastikgemisch zu zerbröseln, und dieses Ereignis sollte eben über Telex an die Wissenschaftler gelangen und sorgt eben mal für eine Kettenreaktion, die fast das Labor und damit auch den Virus in alle Winde zerstreuen würde.

Sonst ziehen sich immer mehr Details brückenartig zu dem Virus hinüber, der da als kleines Steinchen mit grünen Flecken besprenkelt im Fangbecher eines Satelliten verweilt. Und das Ganze ist natürlich kein Zufall, sondern reine Berechnung seitens des US-amerikanischen Militärs, das in Zeiten des Kalten Krieges nach der Superwaffe sucht, um den Eisernen Vorhang zu fällen. Hier offenbart der Film einen dicken Fehler, denn der Gedankensprung direkt nach Entdeckung des Organismus zum Horrorszenario "Wildfire Biowar Map" (der Name spricht Bände) erscheint wenig nachvollziehbar. Da sehe ich die einzigen Macken des Films, der dann plötzlich eine Karte mit Ausschnitten vom amerikanischen Südwesten, gesäumt von statistischen Zahlen, aus der Festplatte saugt und auf den Bildschirm projiziert, motiviert durch den hastigen Gedankengang des Drehbuchs. Na gut, dann war das eben ein Fleckchen auf der sonst so weißen Storyweste...

Folgend möchte ich erläutern, welche Szenen mir immer wieder stark auffallen, und auf die ich mich immer wieder freue. Inszenatorisch empfinde ich diese Szenen als extrem gelungen, welche ich nun einzeln beschreiben will (in loser Reihenfolge).

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