Bildnachweis: © Pidax | Szene aus "Blond"

Eine fiktional ausgeschmückte Biographie über Marilyn Monroe: Kritik zu "Blond"

von Yuliya Mieland

Inhalt

Als Norma Jean Baker geboren und unglücklich aufgewachsen, machte sie als wohl bekannteste Blondine der 1950er-Jahre eine große Karriere unter einem Pseudonym: Marilyn Monroe. In dieser fiktional ausgeschmückten Filmbiographie werden ihre Kindheit, ihre Ehen, ihre Filmkarriere, die Beziehung zu ihrer Mutter und ihren Pflegeeltern sowie ihre Skandale und Niederlagen beleuchtet.

Kritik

Für alle, die glauben, dass die Verfilmung akkurat das ganze Leben der Ikone Marilyn Monroe (Manche mögen's heiß) wiedergibt, sei gesagt: Es ist keine reine Biografie! Der Zweiteiler Blond basiert auf einem fiktionalen Roman „Blond“ von Joyce Carol Oates, der 2022 auch Grundlage für die gleichnamige Netflix-Neuverfilmung war. Trotzdem enthält die Verfilmung auch viel Wahres an sich, gerade deshalb besteht, die Gefahr, dass man unreflektiert alle Informationen aufnimmt und glaubt eine wahre Geschichte vorgesetzt zu bekommen. Es ist aber auch nicht leicht einen Film über eine Person des öffentlichen Lebens zu drehen, egal, ob sie noch am Leben oder schon längst tot ist. Man bemüht sich sicherlich, ein Bild zu vermitteln, das am ehesten der Vorstellung aller entspricht, mag es noch so weit von der Wahrheit entfernt zu sein. Ob wahr oder nicht wahr, das weiß eben keiner, weil Marilyn nicht mal kurz aus ihrem Grab steigen kann, um die Fehler zu korrigieren. Schon zu ihren Lebzeiten soll sie von vielen Menschen in ihrem Leben ausgenutzt und in eine bestimmte Rolle gedrängt worden sein und die Miniserie Blond macht auch nichts anderes.

Was extrem auffällt, ist die starke Orientierung an Marilyn Monroes Filmen, die gerade im zweiten Teil der Serie dazu führt, dass die Persönlichkeit der Figur „Marilyn“ nur aus denen von Marilyn Monroe verkörperten Rollen extrahiert zu sein scheint, so als hätte die echte Marilyn sich weitestgehend genauso wie ihre Figuren im Film verhalten. Dann übernimmt man auch noch die fiktive Story, dass Marilyn eine Dreierbeziehung mit Charles Chaplin Junior (Rampenlicht) und Edward G. Robinson (Tank Battalion) hatte, was nicht der Wahrheit entspricht. Ohne den Roman zur Verfilmung zu kennen, fragt man sich, warum die Verfilmung alles daran setzt, Marilyn Monroe als eine Schlampe darzustellen. Dieses Wort wird häufig im Zusammenhang mit ihr von männlichen Protagonisten verwendet und der Film entkräftet den Eindruck nicht gerade, sondern verstärkt ihn auch noch. Dabei wäre weder die Dreiwebeziehung noch ihre ganzen anderen Affären ein Problem, sondern die Art, wie das Ganze von außen bewertet wird.

Wenn man dazu in der Lage ist, zu vergessen, wie der Mensch Marilyn Monroe für diesen Zweiteiler ausgeschlachtet wird, dann kann man mit der Verfilmung durchaus zufrieden sein. Zuerst ist man ein wenig überrascht, dass Poppy Montgomery (Cinderella Love Story) Marilyn verkörpert. Man hat natürlich ein Bild von der echten Marilyn Monroe im Kopf und braucht eine Weile, um sich auf die Schauspielerin einzulassen, doch dann erkennt man an ihr viele Eigenheiten, die Marilyn in ihren Filmen auch hatte. Die Art, wie sie sich bewegte, sprach, lächelte. All diese Dinge kommen einem stark bekannt vor und für einen Moment glaubt man sogar, das Wesen der echten Marilyn Monroe aufblitzen zu sehen. Zumindest das Wesen, das Marilyn Monroe, der Außenwelt präsentierte. Eigentlich ist Teil 1 in dem man noch Norma Jean Baker kennenlernt, sogar besser gelungen, weil die Figur um einiges echter wirkt und, weil man Marilyn als ein kleines Mädchen und Teenager zeigt und Patricia Richardson (Lost Dream) in ihrer Rolle als Gladys Baker eine wirklich starke Darbietung als Rabenmutter abliefert.

Ansonsten orientiert sich Blond stark an Marilyns Beziehungen zu allen möglichen Männern, wobei sie manchmal ohne einen richtigen Abschluss beendet werden und völlig übergangslos neue Männer in ihrem Leben auftauchen. Beispielsweise wird ihre erste Ehe einfach abrupt beendet als ihr Mann Bucky (Niklaus Lange, Natürlich blond!) zur Marine geht. Man zeigt noch kurz, wie er bei der Marine ist und schon ist er nicht mehr relevant für die Handlung und ohne einen richtigen Abschluss, ist Marilyn auf einmal nicht mehr mit ihm verheiratet. Es gibt kein Abschiedsgespräch, kein Streit, das war's einfach nur. Überhaupt ist der Zweiteiler eine ziemlich leichte Kost, weil Misshandlungen, Missbrauch und sexuelle Gewalt nur angedeutet werden, ohne den Zuschauer unnötig zu schockieren. Poppy Montgomery spielt trotzdem emotional und gut, auch wenn sie sich manchmal in Marilyns Figuren verliert. Ein interessanter Aspekt, der Serie ist zudem, die Darstellung der Interviews, in denen die Figuren über ihre Beziehung zu Marilyn sprechen. Auch Marilyn (Poppy Montgomery) selbst kommt zu Wort.

Diese Interviews führen natürlich dazu, dass man glaubt, die ganze Geschichte wäre wahr. Auch wenn es nicht der Fall ist, kann man sich durchaus vorstellen, dass vieles sich so ähnlich zugetragen hat, insbesondere die widerlichen grapschenden Männer und die „Besetzungscouch-Situationen“ haben mit Sicherheit in Marilyns Leben eine Rolle gespielt. Es war eine verdammt harte Zeit für Hollywood-Schauspielerinnen und Blond liefert einen guten Einblick in die Alptraumwelt-Hollywood und ihre Opfer. Alles hat seinen Preis und Marilyn Monroe hat ihren Ruhm und Erfolg mit ihrem Leben bezahlt, weil sie zuließ, dass andere Menschen über ihr Leben bestimmen. Dabei wollte sie immer nur verzweifelt geliebt werden, weil sie diese Liebe als Kind nie erfahren hat.

Technischer Part

Pidax veröffentlichte die DVD von Blond am 21. Juli 2023 auf Deutsch und Englisch (jeweils in Dolby Digital 2.0)in guter Bild- und Tonqualität. Als Bonusmaterialien sind lediglich Trailer vorhanden.



Fazit

Eine traurige Geschichte über ein trauriges Mädchen. "Blond" ist eine fiktional ausgeschmückte Filmbiographie über Marilyn Monroe, die sich nicht immer an die Wahrheit hält und zu gerne Monroes persönliche Tragödien ausschlachtet. Ungeachtet dessen spielt Poppy Montgomery ihre Rolle ziemlich gut, auch wenn sie sich manchmal in Marilyn Monroes Filmfiguren verliert.

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