Wenn Alexe Poukine in einem verspäteten dramaturgischen Schlenker ihre Titelfigur neue sinnliche Erfahrungen erkunden lässt, verweist dies auf das unergründete Potenzial ihres Kernthemas Sexwork. Diesem nährt sich die Regisseurin mit sachlicher Unbefangenheit und aufklärerischer Ambition. Hat der funktionalistische Plot einmal seinen Fokus gefunden, entwickelt sich die konventionelle Kitchen-Sink-Soap zu einer überraschend aufgeklärten Milieustudie. Deren Respekt vor den Menschen in einem aggressiv diskriminierten Gewerbe ist eine positive Qualität, die das engagierte Spielfilm-Debüt trotz des Übergehens wichtiger Aspekte wie Kriminalisierung und Social Shaming sehenswert