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Bernardo Bertolucci - Arthaus Close Up - Kritik

Souli

Von Souli in Bernardo Bertolucci - Arthaus Close Up - Kritik

Bernardo Bertolucci - Arthaus Close Up - Kritik Bildnachweis: © STUDIOCANAL

Einleitung

Bernardo Bertolucci gehört zweifelsohne zu den größten europäischen Regisseuren. Mit Filmen wie Der große Irrtum, 1900 und Der letzte Tango in Paris konnte der in Parma geborene Künstler nicht nur wiederholt Filmgeschichte schreiben, sondern war auch immer für einen Skandal gut. Selbstverständlich ruht sich der Meister des vielschichten Erzählens nicht auf seinen Kontroversen aus, sondern erzählt über diese hinaus. Mit dem Arthaus Close Up, welches STUDIOCANAL am 09. Februar diesen Jahres auf den Markt gebracht hat, ist dem interessierten Filmfreund nun möglich, Bertoluccis exotische Trilogie, darunter auch sein großer Oscar-Erfolg Der letzte Kaiser, gebündelt kennenzulernen.

Kritik

Der letzte Kaiser (1987)

Unverkennbar ist Bernardo Bertoluccis Faszination für fremde Kulturen. Mit aufmerksamem Blick watet der italienische Regisseur durch einen prunkvollen Ballungsraum zeremonieller Zwänge und dokumentiert das Leben eines Menschen, welcher seit jeher von jeder Selbstbestimmtheit entrückt wurde. Puyi wurde in einen goldenen Käfig gesperrt, zum Symbol verdammt und zum Teil einer opulenten Inszenierung, einem festgeschriebenen Ablauf, einer exorbitanten Choreographie erkoren, die erst durch die adoleszente Improvisation des letzten Kaisers ins leise Wanken gerät. Dass sich Bertolucci oftmals mehr für das Ausstaffieren beeindruckend fotografierter Bildwelten interessiert, die seine Begeisterung für das sich im steten Wandel befindende China des 20. Jahrhundert zum Ausdruck bringen, scheint letztlich die logische Konsequenz im Umgang mit der titelgebenden Persönlichkeit: Puyi hatte nie die Möglichkeit, sich individuell zu entwickeln, deswegen blieb er eine entrückte, fremdgesteuerte Hülle, frei von jeder Eigendynamik und der Pflicht verfallen, Kaiser sein zu müssen.

Himmel über der Wüste (1990)

Die Beziehung zwischen Kit und Port lässt sich wohl am ehesten als zwischenmenschliche Baustelle beschreiben. Die zehn gemeinsamen Jahre haben ihre Spuren hinterlassen, die Luft scheint von unausgesprochenen Konflikten geladen, das Gemüt krisengebeutelt. Himmel über der Wüste formuliert die Flucht ins nordafrikanische Tanger dabei als Rettungsversuch: Nicht nur, um die Ehe zu retten, sondern auch, um sich selbst zu retten. Irgendwie. Wenn die Kamera von Vittorio Storaro das ewige Landschaftspanorama der Sahara voller Sinnlichkeit erkundet, eröffnet sich indes eine Projektionsfläche, die ohne Zweifel den Seelenraum aller Beteiligten eröffnet, aber nach eigenem Ermessen des Zuschauers ausgefüllt werden darf. Das Wechselspiel aus Erschöpfung, Verführung, Abhängigkeit und Hingabe entfesselt eine fieberhafte, spirituelle Reise ins Ich und eine Meditation über die Möglichkeit, sich selbst zu verlieren, um sich finden zu können.

Little Buddha (1993)

Little Buddha verbleibt über seine üppige Laufzeit von 140 Minuten durchweg dem verklärenden Status eines gefälligen Bilderbogens treu. Die Aufnahmen in Seattle sind steril und von einem plump-dominanten Blaufilter überstülpt, das historische Indien hingegen erstrahlt, wie auch das heutige Bhutan, farbtrunken im märchenhaften Glanz. Natürlich hat diese idiotensichere Farbdramaturgie Methode, ist Little Buddha als mythenbehangene Vorspiegelung der Statuten einer Weltreligion darauf versessen, den im Buddhismus unbewanderten Zuschauer zu missionieren: Bernardo Bertolucci leistet hier Überzeugungsarbeit, aber vollbringt es zu keiner Zeit, der buddhistischen Lehrtradition Tiefe zu verleihen respektive Ambivalenzen abzuringen. Stattdessen verhaftet sich der Film tumben Glückskeksweisheiten und bleibt, wie auch das Süßgebäck, vor allem eine hohle Angelegenheit. Mögen die Breitwandbilder zum Teil wirklich imposant erscheinen, ist Little Buddha letztlich nicht mehr als ein artifizieller Bekehrungsversuch.

Technischer Part

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Das Close Up von Studiocanal überzeugt erneut auf ganzer Linie. Nicht nur werden die drei Filme in bestechender Bild- und Tonqualität aufgelegt, dass es für jeden Blu-ray-Player eine Freude sein sollte, mit den jeweiligen Discs gefüttert zu werden. Auch das Bonusmaterial fällt üppig aus und liefert einiges an Hintergrundwissen. Neben einigen Featurettes über Bernardo Bertolucci und die Produktionsbedingungen der Filme, ist eine 66-minütige Dokumentation über die Dreharbeiten von Der letzte Kaiser, eine Dokumentation über den Autor Paul Bowles, ein 47-minütiges Making of von Himmel über der Wüste sowie die 53-minütige Dokumentation Der italienische Reisende: Bernardo Bertolucci enthalten. Eine klare Kaufempfehlung für jeden Cineasten.

Fazit

Wer sich für Bernardo Bertolucci oder, ganz allgemein, das Weltkino interessiert, sollte sich dieses Close Up nicht entgehen lassen. Nicht nur bekommt man hier eindrucksvolle Stunden zu Gesicht, auch das Bonusmaterial der Publikation kann sich wirklich sehen lassen. Eine klare Empfehlung.

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