Bildnachweis: © Pidax | Werbemotiv zu "They Were Ten"

Adaption des Krimi-Bestsellers von Agatha Christie: Kritik zur Krimiserie „They were ten“

von Yuliya Mieland

Inhalt

Fünf Frauen und fünf Männer werden in ein Luxushotel auf einer einsamen, tropischen Insel eingeladen. Schnell stellen sie fest, dass sie die einzigen Leute an dem abgeschiedenen Ort mitten im Meer sind. Da verkündet eine Stimme aus dem Lautsprecher eine Anklage. Jeder hat ein dunkles Geheimnis zu verbergen und nun wird es Zeit für seine Sünden zu bezahlen ...

Kritik

Agatha Christie (Alibi) wird nicht umsonst The Queen of Crime genannt und diesen Titel konnte auch nach ihrem Ableben ihr keiner streitig machen. Niemand beherrschte die Kunst, Kriminalgeschichten so fesselnd zu schreiben und die Dialoge so vollkommen zu gestalten, wie die Meisterin ihres Fachs. Deswegen verwundert es nicht, dass nach so vielen Jahren die Filmemacher immer noch gerne auf ihre Bücher zurückgreifen. They Were Ten ist nämlich die zeitgenössische Adaption ihres Romans „Und dann gabs keines mehr“. Wer den Roman bereits kennt, kann sich im Großen und Ganzen vorstellen, was genau auf der geheimnisvollen Insel in einem sogenannten Luxushotel geschieht. Für alle anderen wird es vermutlich noch spannender, obwohl die Serie recht schnell die eigene Prämisse verrät, was sie jedoch keinesfalls uninteressanter macht, sondern eigentlich nur noch spannender, denn es stellen sich gleich zwei Fragen: „Wer ist der Nächste?“ Und „Welches dunkle Geheimnis verbirgt sich in seiner Vergangenheit?“

Stück für Stück bewegt man sich sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit vorwärts, denn jeder hat eine eigene Geschichte zu erzählen, die sich manchmal erst vor kurzem, manchmal auch vor sehr langer Zeit zugetragen hatte. Die Rückblicke verraten alles, was man über die Figuren wissen muss. Unterschiedlicher hätten die Protagonisten, die scheinbar nur zufällig auf der Insel gelandet sind, nicht sein können: ein Guru, eine Ärztin, ein Ex-Soldat, eine Botanikerin, eine Köchin, eine ehemalige Polizistin, ein Hotelangestellter, eine geheimnisvolle Dame, ein ehemaliger Rechtsanwalt und ein Vertreter. Was haben sie alle gemeinsam? Es klärt sich recht schnell und dennoch weiß man natürlich noch nicht, ob die dargebotene Erklärung überhaupt der Wahrheit entspricht … Man tappt mehr oder weniger im Dunklen über die Motive des Unbekannten und mit jeder Folge steigt die Spannung immer weiter und weiter.

They Were Ten hat einen wirklich hohen Unterhaltungsfaktor und erinnert an eine Mischung aus Glass Onion, Fantasy Island, Escape Room, Saw und Ich weiß noch immer, was Du letzten Sommer getan hast. Wer gerade nicht fassen kann, wie das alles zusammen passen soll, der muss sich wohl They Were Ten anschauen, weil an dieser Stelle natürlich nicht verraten wird, was genau an die jeweiligen Filme erinnert, obwohl man es sich auch jetzt schon denken kann. Diese Serie gehört auf jeden Fall zu der Sorte, die man am liebsten in einem Stück anschauen möchte und erfreut nicht nur durch die stetig steigende Spannungskurve, sondern auch durch optisch ansprechende Location und gute Maskenbildner. Endlich sieht man eine Serie, die sich um die Figuren dreht, die wenig Nahrung und kaum Wasser haben und die auch danach aussehen. Von Folge zur Folge sehen die Protagonisten verschwitzter und fertiger aus, ganz anders als in so vielen anderen Serien und Filmen, in denen, die Figuren in noch so einer schlimmen Lage, voller Entbehrungen immer noch so aussehen, als wären sie dem Cover von People-Magazin entsprungen.

Je länger man sich die Serie anschaut, desto dramatischer wird es und desto deutlicher offenbart sich die wahre menschliche Natur, denn irgendwann mal will jeder jedem an die Gurgel und niemand kann seinen Mitmenschen mehr vertrauen, weil wirklich jeder verdächtig ist und jeder der Mörder sein kann. Obwohl die Figuren genau wissen, dass einer von ihnen höchstwahrscheinlich der Täter ist, verhalten sie sich selbstverständlich unlogisch und erkunden entweder ganz allein oder zu zweit den Dschungel. Wer sich aber ernsthaft darüber aufregt, dass die Figuren sich in den Horrorfilmen oder Krimiserien unlogisch verhalten, der sollte darüber nachdenken, wie „spannend“ eine Serie wäre, in der alle Figuren vorbildlich zusammenbleiben, auf sich gegenseitig aufpassen und brav darauf warten bis die Polizei ankommt und sie alle rettet. Logische Entscheidungen der Figuren führen nicht zwangsweise zu einer guten Handlung. Eigentlich müsste das Credo eines jeden Horrorfilms und jeder Krimiserie sein: „Je unlogischer und absurder, desto besser!“ Obwohl They Were Ten streng genommen keine Horrorserie ist, hat sie viel Potenzial, um eine zu sein. Hätte man nur an der einen oder anderen Stelle expliziter die Morde gezeigt, dann wäre sie zu einer Horrorserie geworden. Doch auch als Krimiserie funktioniert They Were Ten ausgezeichnet und trägt trotz einiger Änderungen und Modernisierungen immer noch den Geist des Agatha Christie Romans in sich.

Technischer Part

Pidax veröffentlichte die Mini-Serie They Were Ten am 27. Januar 2023 auf 2 DVDs in Deutsch und Französisch (jeweils in Dolby Digital 2.0) in hervorragender Bild- und Tonqualität. Es sind keine Bonusmaterialien vorhanden.

Fazit

Eine gelungene Adaption des Agatha Christie Romans. "They Were Ten" ist eine spannende Serie mit hohem Suchtpotenzial. Wer mit der ersten Folge anfängt, hört so schnell nicht damit auf, bis innerhalb kürzester Zeit alle sechs Folgen durchgeschaut sind.

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