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memorylab

Kritik von memorylab

Gesehen: November, 2022

Für dystopische Szenarien benötigt es nicht immer ein biologisches Supervirus, was die halbe Welt hops nimmt, sondern man kann wie John Carpenter die Kriminalität kurzerhand metastasieren lassen und in Die Klapperschlange ganz Manhattan in ein umfassendes Stadtteilgefängnis transformieren. Mit dieser Vorlage wird im wahrsten Sinne des Wortes überfallartig eine Entführungsgeschichte erstellt: Der Präsident der Vereinigten Staaten kann von der gekaperten Air Force One entfliehen, gerät kurze Zeit später aber in die Hände der sogenannten „Crazies“, die Manhattan als ihr Hoheitsgebiet betrachten. Um das Staatsoberhaupt zu befreien, wird der inhaftierte Kriegsveteran mit Augenklappe Snake Plissken (Kurt Russell) für diese Sondermission angeheuert, die er innerhalb von 24 Stunden zu erfüllen hat und bei Erfolg mit der Erlassung seiner Strafen belohnt wird.

Dass dieser Film Kultstatus erreicht hat, ist schwer von der Hand zu weisen, so strömt aus fast jeder Einstellung eine Menge Coolness heraus dank Kurt Russell und seinem späteren Gegenspieler in der Form des „Duke von New York“ (Isaac Hayes), doch auch das einem Verbrecher-Nationalpark gleichende World Building ist bisweilen eigenartig. So kann Carpenter mit seinen „Crazies“ immer wieder zwischen Action-Thriller und Horror wechseln, wie es ihm passt. Sie verhalten sich nicht wie Zombies, sondern eher wie Streuner, die auf der Verteidigung ihres Territoriums beharren. Teilweise erinnert deren Verhalten an das Musikvideo zu Michael Jacksons „Beat It“, besonders wenn die Ansprechperson der „Crazies“ namens Romero (Frank Doubleday) sich exzentrisch von A nach B bewegt.

Das Prunkstück von Die Klapperschlange ist nicht die slicke Kronleuchter-Limousine des Dukes, sondern der treibende Synthesizer-Soundtrack, komponiert von Alan Howarth und Carpenter höchstpersönlich. Das beginnt bei der schicken Titelmelodie und wird mit einer Menge Cowbells, Gitarrenbass und launigen Disco-Beats fortgesetzt, womit die Actionsequenzen atmosphärisch passend unterlegt werden. Abseits der stylischen Ausführung schreitet die Rettungsmission fast schon zu nahtlos voran. Die Charaktere rund um Snake Plissken laufen mit, sind aber am Ende auch nicht mehr als einfach gezeichnetes Beiwerk. Zweimal machen die visuellen Effekte kein gutes Bild und das im Zusammenhang mit Flugobjekten: Einem Hubschrauber, der im Verhältnis zu den Mauern Manhattans heraussticht und ein Segelflugzeug, dass von einem Wolkenkratzer überhaupt nicht gut hinunterstürzt.

Erzählerisch werden hier keine Bäume herausgerissen. Viel mehr sorgt das düstere Setting eines fortgeschrittenen Stadiums der Kriminalität für Aufsehen und einzelne Elemente finden sich in späteren Filmen wie John McTiernans „Stirb Langsam“ bezüglich des „man on a mission“-Szenarios, „I am Legend“ mit Will Smith oder auch der im diesen Jahr erschienene Film „Mona Lisa and the Blood Moon“ von Ana Lily Amirpour wieder, was den energetischen Soundtrack im Nachtgewand anbetrifft. Jedoch liefert die an einigen Stellen ulkige Präsentation der „Crazies“ die Steilvorlage für „Idiocracy“, wenn man den Duke durch Terry Crews ersetzt, der Ringkampf durch das Phallus-Duell vollkommen ad absurdum geführt und der Geisteszustand der Sonderhäftlinge im Satirefilm nochmal ordentlich verringert wird. Die Klapperschlange ist damit ein solider Action-Thriller, dessen fiktives Szenario Denkanstöße bezüglich verselbstständigter Gewalt gibt, der aber in der Tele 5-Reihe KulFaZ besser aufgehoben wäre als im Rahmen von „Best of Cinema“.

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