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memorylab

Kritik von memorylab

Gesehen: April, 2022

Wenn Sönke Wortmann eines machen kann, dann ist es Potential verschenken. Im Gegensatz zum letztjährigen Contra, wo er sich zu viele Themen aufgehetzt und links liegen gelassen hat, könnte man meinen, dass ein Lehrerzimmer für ihn einfacher zu gestalten ist. Und ja, dies gelingt ihm durchaus und unterhält, was vor allem daran liegt, dass jeder Charakter eine Lehrer:in darstellt, die man in der eigenen Schulzeit entweder gehasst oder geliebt hat. Somit dient dieser Streifen als Ablassventil für verstaute Gefühle – mehr aber auch nicht.

Der Unterhaltungsaspekt ist zugleich das große Manko am Film – und vermutlich generell in Wortmanns Werken: Die Charaktere verkörpern Stereotypen en masse, ohne jegliche individuelle Note. Am visuell auffälligsten ist da der Sportlehrer Peter Mertens (Florian David Fitz) mit seinem Turnanzug und der natürlich auf der Beliebtheitsskala der Schüler ganz oben ist. Sobald Nilam Farooq in den Fokus der Kamera rückt, hätte man die Tonspur auch stummschalten und die Gedanken reden lassen können: „Lass mich raten, du bist die attraktive Referendarin. Und jetzt komm mir nicht noch mit den coolen, pädagogischen Ansätz… alles klar, vielen Dank.“ Ähnlich verhält es sich auch bei Thomas Kessler als Chemielehrer mit seinem TED-Talk, Anke Engelke als verbissene Französischlehrerin und Justus von Dohnanyi als sehr hartnäckigen, pragmatischen Latein- und Mathelehrer – jeweils solide gespielt und mit der nötigen Zeit, um glänzen zu können, aber auch vorhersehbar. Der Film fühlt sich dabei wie eine To-Do-Liste an, bei der die Eigenschaften der anwesenden Lehrer:innen reihenweise abgehakt werden.

Thorsten Merten wiederum als Fabians Vater, der die Lehrerschaft mit einer Waffe bedroht und den einen Punkt für seinen Sohn für die Zulassung zum Abitur erzwingen möchte, tritt hier stark auf, besonders im letzten Drittel. Das Ende zwingt einem das Nachdenken und Mitfühlen leider förmlich auf mit den dargestellten Emotionen und der Verhältnismäßigkeit der Konsequenzen. Dennoch ist Eingeschlossene Gesellschaft ein ordentliches Kammerspiel geworden, das sich in seinen räumlichen Grenzen des Lehrerzimmers wohlfühlt und in dem oberflächliche, kritische Töne über den Aufbau des Schulsystems, der Benotungsfaktoren, der technischen Ausstattung und dem Einfluss der Schule auf das zukünftige Leben den Schulkreislauf nur kurz unruhig werden lässt.

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