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alexl1966

Kritik von alexl1966

Gesehen: Mai, 2010

Mit diesem Film über die Abgründe der menschlichen Seele und der Verkommenheit des amerikanischen Traums hat Martin Scorsese sein Meisterstück abgeliefert.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Sam Rothstein (Robert De Niro) und Nicky Santoro (Joe Pesci).
Sam Rothstein wird von der hiesigen Mafia angeheuert, um eines der größten Casinos in Vegas rentabel zu machen. Seine herausragende Eigenschaft ist ein untrügliches Gespür im Geschäft des Glücksspiels. Mit unnachgiebiger Härte führt er das Casino in die Gewinnzone. Für die Drecksarbeit hat er seinen Kumpel Nicky, der fulminant gespielt wird von Joe Pesci. Nickys Hang zu ungezügelter Brutalität wird noch übertroffen von seinem nervigen Auftreten; er wirkt wie sein alter Ego Leo Getz (aus Lethal Weapon) auf Speed. Alles scheint wunderbar zu laufen.....scheint, denn unsere beiden "Helden" begehen fortwährend die sieben Todsünden. Und je höher man steigt, desto tiefer ist der Fall......
Streckenweise ist der Film von geradezu trügerischer Ruhe und Harmonie geprägt, fast vergisst man, dass die beiden Protagonisten dem organisierten Verbrechen angehören. Zwischendurch gibt es immer wieder exzessive Gewaltausbrüche, die auch für hartgesottene Zeitgenossen schwer anzusehen sind. Wenn etwa Nicky einen zahlungsunwilligen Zocker mit einem Füllfederhalter fast absticht, oder einem Falschspieler schon mal mit dem Hammer die Hand zertrümmert wird. Oder etwa das Ende von Nicky selbst. Er tappt mit seinem Bruder Frank in die Falle der Bosse und beide erleiden in den Maisfeldern weit außerhalb von Vegas einen schrecklichen Tod. Der Mord an Nicky und seinem Bruder ist, aus meiner Sicht, einer der grausamsten Filmsequenzen aller Zeiten. Mir bricht beim Anschauen jedes Mal der kalte Schweiß aus.
Sam kommt am Ende mit dem Leben davon, muss sich allerdings damit begnügen reichen Klienten Wetttipps zu geben und von den "Provisionen" zu leben.
Parallel zu der menschlichen Tragödie um Sam, seiner Frau Ginger (genial gespielt von Sharon Stone) und Nicky beleuchtet der Film natürlich auch die Doppelbödigkeit des amerikanischen Lebensstils. Unter der glänzenden Fassade, symbolisiert durch die farbenprächtige Metropole Las Vegas, ist die Gesellschaft durch und durch verkommen. Jeder betrügt jeden, aber im Casino des Lebens gewinnt am Ende auch immer die Bank. Und das sind diejenigen, die das meiste Geld haben. Korrupte Politiker, die exzellente Verbindungen in die Unterwelt haben, ziehen aus dem Hintergrund die Fäden, Frauen schauen zuerst in das Portemonnaie eines Mannes bevor sie ihn in ihr Bett lassen usw...die einzige Konstante in diesem Chaos ist die Gier. Gier nach Geld, Reichtum, Prestige, Macht, Sex. Der Mensch ist schwach und verfällt nur allzu leicht der Versuchung. Diese Erfahrungen müssen auch die beiden Freunde Sam und Nicky machen. Ihre über dreißig Jahre währende Freundschaft kommt beim Kampf um die Vormachtstellung in Vegas ebenso unter die Räder, wie die Ehe von Sam und Ginger. Sinnbildlich für die Rücksichtlosigkeit steht das gemeinsame Kind von Sam und Ginger. Wie bei Kramer gegen Kramer entbrennt nach der Trennung ein brutaler Kampf um das Kind; allerdings steht das Kind dabei kaum im Vordergrund, sondern nur der Egoismus beider Parteien mit dem Ziel den anderen zu verletzen. Daher hat Sams Tochter auf der Leinwand auch so gut wie keine Präsenz. Und wenn sie mal aktiv wird, wird sie von Sam und Ginger ignoriert.
Alles in allem ist der Film ein Abgesang auf den viel beschworenen amerikanischen Way of Life; dieser zeichnet sich, wie auch die tagesaktuellen Ereignisse rund um die Finanzindustrie, Ölkatastrophen und diverse durch die USA angezettelte Kriege zeigen, durch absolute Rücksichtslosigkeit gegenüber Dritten aus.
Fazit: ein dunkler Film, der einen am Ende mit einem bitteren Nachgeschmack zurücklässt, der trotzdem "Spaß" macht. Auch das ist eine ureigene, menschliche Eigenschaft; das Vergnügen an der Tragödie!

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