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WilliamWhyler

Kritik von WilliamWhyler

Gesehen: Oktober, 2025

In den drei etwa 30-minütigen Sequenzen von A House of Dynamite wird die Handlung aus verschiedenen Blickwinkeln gezeigt – ein Prinzip, das an den japanischen Klassiker Rashomon oder 8 Blickwinkel erinnert. Zu Beginn ist die Spannung okay: Man versucht als Zuschauer, die Zusammenhänge zwischen den Figuren zu verstehen und das Gesamtbild zu erkennen. Doch nach etwa 35 Minuten, wenn jeweils eine der drei Geschichten neu beginnt, wiederholt sich der Ablauf weitgehend. Dadurch verliert der Film an Dynamik, da bekannte Szenen erneut gezeigt werden und nur wenige neue Informationen hinzukommen. Die Handlung besteht zunehmend aus Dialogen, während Actionsequenzen seltener werden, was die Aufmerksamkeit spürbar herausfordert. Analytisch betrachtet liegt die Stärke des Films in der Idee, ein existenzbedrohendes Szenario – einen unidentifizierten Raketenangriff auf amerikanischen Boden – nicht als klassisches Katastrophenspektakel zu inszenieren, sondern als psychologisches und organisatorisches Drama unter Zeitdruck. In Interviews betont Regisseurin Kathryn Bigelow, sie wolle kein Actionkino, sondern eine Reflexion darüber, „wie echte Menschen – keine Filmhelden – unter maximalem Druck handeln“. Damit wird der Perspektivwechsel selbst zum zentralen Stilmittel: Die Kamera zeigt die gleichen Ereignisse aus unterschiedlichen Sichtweisen, wodurch das Publikum das Gefühl der Orientierung verliert – genau wie die Figuren im Film.
Diese formale Raffinesse birgt jedoch auch Schwächen. Nach einiger Zeit wirken die Wiederholungen ermüdend, da sie nur begrenzt neue Erkenntnisse bringen. Der Film verliert für mich gegen Ende an Spannung und wirkt unvollständig.
Insgesamt überzeugt A House of Dynamite durch seine ambitionierte Struktur und den Mut zur formalen Komplexität. Bigelow gelingt es, ein nukleares Bedrohungsszenario auf eine psychologische Ebene zu heben, die den Zuschauer zum Mitdenken zwingt. Dennoch bleibt am Ende der Eindruck, dass die filmische Idee stärker ist als ihre erzählerische Umsetzung. Die offene Auflösung lässt Raum für Interpretation, verlangt dem Publikum jedoch viel Geduld und Reflexionsbereitschaft ab. Wer eine klare Dramaturgie mit klassischem Spannungsbogen erwartet, dürfte eher enttäuscht sein – wer hingegen filmische Experimente schätzt, findet hier ein faszinierendes Beispiel moderner Erzählkunst.

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