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WilliamWhyler

Kritik von WilliamWhyler

Gesehen: Dezember, 2025

Kill the Jockey ist ein Film, der sich jeder klaren Gangart verweigert. Luis Ortega, ohnehin bekannt für seine Lust an der Grenzüberschreitung, nimmt das Gerüst eines Kriminalfilms und zerlegt es genüsslich in Fragmente aus Obsession, Identität und körperlicher Verunsicherung. Was nach Genre klingt, entpuppt sich schnell als fiebriger Trip durch eine Welt, in der Moral, Begehren und Gewalt ineinander kippen. Nahuel Pérez Biscayart spielt den titelgebenden Jockey nicht als Helden oder Opfer, sondern als schillernde Projektionsfläche. Sein Körper wird zum Schlachtfeld fremder Erwartungen, seine Mimik zur Maske permanenter Alarmbereitschaft. Biscayart besitzt diese seltene Qualität, gleichzeitig verletzlich und gefährlich zu wirken, sein Augenspiel ist unglaublich. Jede seiner Bewegungen scheint unter Spannung zu stehen, als würde er permanent gegen eine unsichtbare Hand anreiten.
Úrsula Corberó dagegen, bringt eine ganz andere Energie ins Spiel. Ihre Figur Abril ist kein klassisches Gegenüber, sondern eher ein Stimmungs-Katalysator. Sie beschleunigt Situationen, treibt Konflikte voran, verführt und zerstört mit derselben Selbstverständlichkeit. Corberó spielt das mit einer Mischung aus Kontrolle und kalkulierter Wildheit, die perfekt zu Ortegas Interesse an Figuren passt, die sich selbst erfinden und dabei verbrennen. Ortegas Inszenierung ist bewusst fragmentarisch. Schnitte kommen hart, Szenen enden, bevor sie sich beruhigen können. Die Kamera klebt an Körpern, Schweiß, Stoffen, Gesichtern. Nicht jeder wird sich auf diese Form einlassen wollen, denn der Film verweigert klare Antworten, psychologische Erklärungen und klassische Spannungskurven. Er fordert Aufmerksamkeit und Geduld, und ist visuell ziemlich unbequem. Doch genau darin liegt seine Kraft. Am Ende ist Kill the Jockey weniger ein Kriminalfilm als eine Studie über Kontrolle und Kontrollverlust, über Körper als Ware und Identität als Performance. Luis Ortega reitet das Genre bewusst in den Abgrund und schaut neugierig zu, was dort unten noch zu finden ist. Ein unbequemer, eigenwilliger Film, der lange nachwirkt, weil er sich nicht zähmen lässt.

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