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Vitellone

Kritik von Vitellone

Gesehen: November, 2017

Yorgos Lanthimos ist unlängst selbst zu seiner eigenen Marke geworden. Der bekannteste Vertreter der Greek Weird Wave ist zwar mittlerweile im internationalen Filmgeschäft angekommen, hat dabei jedoch nichts von seiner Radikalität und Bissigkeit eingebüßt. Noch immer dreht er konsequent andere Filme, überschreitet sowohl die Grenzen des guten Geschmacks als auch die der gängigen Filmproduktion. The Killing of a Sacred Deer beginnt mit einer Operation am offenen Herzen, einem Prozess, dem auch der fertige Film gleicht. Die Prämisse selbst ist natürlich über die Maße konstruiert. Ein Chirurg soll für einen Operationsfehler büßen, eine seltsam lähmende Krankheit hat seine Frau und deren beide Kindern befallen, rafft alle drei dahin, sollte er sich nicht dazu entscheiden, einen von ihnen zu töten. Die Logik dahinter bleibt aus, ebenso wie die Sympathie zu der von Colin Farrell verkörperten Hauptfigur, dessen rauschender Vollbart wohl unweigerlich am Selbstwertgefühl seiner männlichen Zuschauer nagen dürfte. Natürlich sind Nachvollziehbarkeit, Logik und Sympathie auch keine Facetten, mit denen Lanthimos sich beschäftigt. Sein Film ähnelt einer mathematischen Gleichung, einer rein theoretischen Auseinandersetzung mit moralischen Grundprinzipien. The Killing of a Sacred Deer ist eine filmgewordene Parabel und scheut sich nicht davor seine Zuschauer ein ums andere Mal vor den Kopf zu stoßen. Einmal mehr sind Lanthimos Figuren außerstande mit ihren Emotionen umzugehen, was in bizarren Dialogen, unverständlichen Posen und radikalen Bildern gipfelt. The Killing of a Sacred Deer zeigt mehr von dem, was wir bereits kennen. Das ist noch immer großartig, weil es aktuell keinen Regisseur außer Lanthimos gibt, der moralische und gesellschaftliche Diskurse so skurril, eigensinnig, verstörend und nichtsdestotrotz präzise reflektiert wie er. Dennoch muss der griechische Regisseur aufpassen, dass er nicht zu einer Parodie seiner selbst verkommt und beweisen, dass er sich mit zukünftigen Werken auf seine ganze eigene Art und Weiß neu erfinden kann.

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