Wie ein Sargdeckel schließt das Cabrio sein Dach über den Figuren, das Auto wird als zentrales Motiv gleichermaßen zum Grab und Sehnsuchtsort des Films. Autounfälle und Sex. Was zunächst im abgetrennten Gleichschritt stattfindet, verdichtet Regisseur David Cronenberg mit fortschreitender Laufzeit zusehends, bis beide Elemente zu einer untrennbaren Einheit verschmolzen sind. Cronenberg und Ballard mag eine naheliegende Kombination sein, die Konsequenz mit der die beiden Künstler an ihre Werke herantreten ist jedenfalls faszinierend. In den kühl und distanziert wirkenden urbanen Schauplätzen liegt eine Sehnsucht zum Ausbruch, eine Neigung zur Realitätsflucht. Spader glänzt als distanzierter Jedermann mit nichtssagendem Blick, auf der Suche nach etwas, von dem er keine Ahnung hat. Lust, Sinnlichkeit und Eskapismus müssen in Crash zu einem hohen Preis erkauft werden, denn wer aus seinem Leben ausbricht, tut das absolut und unumkehrbar. Die zerbrechlichen Körper scheinen den bulligen Massen aus Stahl so stark unterlegen, dass jede Aktion die letzte sein könnte. Immer schneller, immer härter, immer extremer. Erotik als Wahn. Crash ist eine Gradwanderung zwischen lustvoller Erotik und abschreckender Perversion, gleichermaßen anziehend und abstoßend, was dem Film zu seiner einzigartigen Atmosphäre verhilft. Eine sinnlich morbide (Horror)Fantasie, in der Leidenschaft radikalisiert und Körper demontiert werden. Präzise beobachtet, zynisch ohne dabei seine Figuren zu verachten und empathisch ohne sich in Emotionen zu verlieren. Unverkennbar Cronenberg und schlichtweg genial, in welch virtuoser Weise die einzelnen Elemente ineinandergreifen. Meisterwerk.