{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Souli

Kritik von Souli

Gesehen: Januar, 2019

Amerika. Ein Land, in dem man verloren gehen kann, ohne dass es jemanden kümmert. Wer das nicht glauben möchte, darf sich gerne einmal Taylor Sheridans durchweg famose Frontier-Trilogie annehmen, die nach Sicario und Hell or High Water nun mit Wind River ihren eindrucksvollen Abschluss gefunden hat. Sheridan, der zuvor die Drehbücher verfasste, übernimmt nun hier zum ersten Mal auch die Regie und durfte sich dafür gleich mal in Cannes einen Preis abholen. Zu Recht? Zu Recht. Wind River ist bildgewaltiges Kriminalkino, welches zurück auf die Wurzeln der Geschichte der Vereinigten Staaten greift, um eine Gegenüberstellung mit der Gegenwart zu forcieren und dadurch sein wahres Gesicht enthüllt: Sheridan, der bisher immer am Uramerikanischen interessiert war, hat hier – wie könnte es anders sein – einen waschechten Western entworfen, nur hat der die klischierten Vorzeichen auf Links gedreht. Nicht die Indianer sind die Eindringlinge, es ist der weiße Mann. Und dafür wird er bluten. Die auslaugende Kälte der Reservat-Weiten in Wyoming kriecht aus der Leinwand, lässt den Zuschauer, auf mehrere Arten, frösteln und zieht ihn geradewegs in eine Welt, in der man noch gänzlich auf sich allein gestellt ist. Auffällig ist erneut, wie extrem sich Wind River über seinen Schauplatz definiert, ihn zum Taktgeber, zum Katalysator, zum Navigator der Geschichte erhebt. Die Charaktere ordnen sich der archaischen Schneelandschaft unter, werden von dieser verschluckt und im nächsten Schritt durch diese lebendig. Na ja, eigentlich nur Jeremy Renner, der Rest verkommt (leider) zu eindimensionale Abziehbildern. Aber Renner, der hier einen leidgeprüften Jäger spielt, rockt den Film ganz gewaltig. Seine traurige Augen sprechen von Verlust und Trauer und flehen nach einer Möglichkeit, sich genau mit diesen Gefühlen endlich aktiv auseinanderzusetzen. Ja, dieser Mann möchte töten, um seinen Schmerz endlich akzeptieren zu können. Die Abgründe, die den Zuschauer hier am äußeren Rand der Zivilisation erwarten, landen im letzten Drittel überraschend deftige Tiefschläge, aber unterstreichen auch noch einmal, dass Sheridan ein reiner Männerregisseur ist, von Frauen hat er keinen blassen Schimmer. Dennoch: Eine immersive Erfahrung.

Wird geladen...