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Smooli

Kritik von Smooli

Gesehen: September, 2015

In „Margin Call“ erzählte Regisseur JC Chandor von der weltweiten Finanzkrise. In dem tollen „A Most Violent Year“ erzählt er von den schwierigen Geschäftsbedingungen und -verhältnissen für einen kleinen Unternehmer in den 80ern in New York. Dazwischen inszenierte er einen Film mit einem Schauspieler, der erst auf einem Boot und später auf einer Rettungsinsel spielt. Und eigentlich ebenso eine Geschichte über Wirtschaft, Kapitalismus und den Platz des Menschen und der Natur darin erzählt. Das beginnt schon ganz am Anfang, wenn ein Container den Segler aus dem Schlaf reißt, weil dieser sein Schiff angedözt hat. Der Container dümpelt mutterseelenallein auf dem offenen Meer, aus ihm quellen Schuhe hervor. Irgendwann wird deutlich, dass der Film auf dem Indischen Ozean spielt - das Schuhwerk kommt also grad aus den Fabriken. Danke, Kinder. Aber warum ist der Mann so weit auf dem Ozean, so weit weg von allem? Hat er sich verirrt, ist er unbemerkt weit getrieben oder ist er eigentlich auf der Suche nach etwas? Nach der Freiheit, vielleicht gar der Einsamkeit? Die Weiten des Meeres, die Chandor immer wieder einfängt, sprächen dafür, wäre die Freiheit hier nicht so deutlich als Scheinkonstrukt, als erwerbliches Produkt gebrandmarkt. Diese Metaphorik des Filmes ist unheimlich spannend zu betrachten, mag einem in seiner Subtilität aber manchmal gar vorkommen, als würde man sich das alles bloß einbilden. Was den Film jedoch auch noch wirklich interessant macht, ist sein Umgang mit dem Genrekino des Katastrophenfilms. Der ist nämlich einfach anders. Der Film spart jeglichen Plot aus, hat keinerlei Taschenspielertricks oder billige Vorwände, um ein Spektakel zu zeigen, Schicksalsschläge emotional auszubeuten oder das Machtverhältnis zwischen Mensch und Natur zu manipulieren. Hier ist es zwar Mensch gegen Natur, aber so ungebändigt und erbarmungslos, dass der Film überraschend frisch wirkt, wenn er Natur Natur und Mensch Mensch sein lässt. Die Kraft der Unberechenbarkeit der Natur und die nicht immer gegebene Vernunft des Menschen sind hier Kernpunkte des Werkes, der die Schwächen der Menschheit glasklar darlegt. Der Protagonist erliegt irgendwann sich selbst, weil er in dem selektiven Denkmuster der Menschheit steckt, was ihm gar nicht klar ist, bis er wachgerüttelt wird. Er ist nicht mehr die Spitze der Nahrungskette, er ist nicht mehr allmächtig, er ist nicht mehr einer von über sieben Milliarden Göttern. Er ist das Elend. An dieser Stelle kommt auch der Filmtitel ins Spiel. Irgendwann gegen Ende möchte der geniale Redford eine Flaschenpost ins Meer werfen. Er holt erst weit aus, hält aber dann inne und lässt das Glas designiert ins Wasser fallen. Manchmal kommt die Erkenntnis wie ein Schlag. All is lost.

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