Filmanalyse zu James Bond 007 – Lizenz zum Töten (1989):
Mit Lizenz zum Töten beschritt die Bond-Reihe 1989 einen bemerkenswerten Sonderweg, der den ikonischen Geheimagenten in eine neue Richtung lenkte. Statt der üblichen Mischung aus Glamour, Ironie und technischer Raffinesse steht hier ein James Bond im Zentrum, der sich weniger als eleganter Agent, sondern vielmehr als kompromissloser Rächer präsentiert. Der Wandel vom klassischen Spion zum nahezu rücksichtslosen Racheengel verleiht dem Film eine außergewöhnliche Intensität und hebt ihn deutlich von seinen Vorgängern ab.
Timothy Dalton, in seiner zweiten und leider letzten Rolle als 007, verkörpert diese Neuausrichtung mit einer Härte und Ernsthaftigkeit, die bis heute Maßstäbe setzt. Sein Bond ist kein überhöhter Superheld, sondern eine zähe, getriebene Figur – ein Mann, der bereit ist, Regeln zu brechen, um Gerechtigkeit auf seine Weise herzustellen. Mit seiner toughen Art gelingt Dalton die glaubwürdigste und menschlichste Interpretation des Agenten, die viele Fans bis heute als eine der besten in der gesamten Reihe ansehen.
Bemerkenswert ist auch, dass Lizenz zum Töten bewusst auf viele der sonst üblichen Zutaten verzichtet. Die Gadgets aus Qs Labor spielen nur eine untergeordnete Rolle, und auch die ironische Leichtigkeit der Roger-Moore-Ära bleibt fast vollständig außen vor. Stattdessen wird der Fokus auf eine realistischere, brutalere Geschichte gelegt: Bond kämpft nicht gegen größenwahnsinnige Welteroberer, sondern gegen einen Drogenkönig, der auf erschreckend geerdete Weise als Antagonist funktioniert. Robert Davi überzeugt in der Rolle des Franz Sánchez durch eine Mischung aus Charisma, Grausamkeit und Bodenständigkeit, die ihn zu einem der realistischsten und gleichzeitig gefährlichsten Schurken der gesamten Reihe macht.
Das Finale mit der spektakulären LKW-Verfolgung zählt zweifellos zu den Höhepunkten des Films und der Bond-Geschichte insgesamt. Die aufwändig choreographierte Abfolge aus Explosionen, Stunts und halsbrecherischer Action vereint die physische Wucht eines Actionthrillers mit der Raffinesse klassischer Bond-Spannung. Hier kulminiert der Film in einer grenzgenialen Sequenz, die Bonds kompromisslosen Feldzug gegen Sánchez eindrucksvoll zum Abschluss bringt.
In seiner Gesamtheit ist Lizenz zum Töten einer der mutigsten und besten Beiträge der Reihe. Er verzichtet bewusst auf Übertreibungen und Karikaturen, um stattdessen einen Bond zu zeigen, der menschlich, verletzlich und gleichzeitig gnadenlos ist. Timothy Daltons kompromisslose Interpretation, ein ungewöhnlich realistischer Schurke und ein Finale, das an Intensität kaum zu überbieten ist, machen den Film zu einem der herausragenden Werke der Bond-Geschichte – und zu einem der allerbesten Bond-Filme überhaupt.