Filmanalyse: Blade of the Immortal (2017)
Einleitung
Takashi Miike, bekannt für seine stilistisch radikalen und oft überbordenden Filme, verfilmte mit Blade of the Immortal das berühmte Manga von Hiroaki Samura. Mit dem Versprechen epischer Samurai-Action, kunstvoller Choreographien und der typischen Miike-Note weckte der Film große Erwartungen. Tatsächlich besticht er durch seine Inszenierung, Bildgestaltung und Kampfsequenzen. Inhaltlich jedoch zeigt sich eine deutliche Schwäche: Die Grundidee, den Protagonisten unsterblich zu machen, nimmt dem Drama einen wesentlichen Teil seiner Spannung.
Visuelle und technische Stärken
Kameraarbeit & Ausstattung: Miike versteht es, historische Settings mit theatralischer Wucht zu beleben. Die Landschaften, die detailverliebte Ausstattung und das Wechselspiel von Hell und Dunkel erzeugen eine Atmosphäre zwischen Realismus und Legende.
Kampfchoreographien: Die Schwertkämpfe sind dynamisch, blutig und dennoch kunstvoll. Besonders hervorzuheben ist die Mischung aus roher Brutalität und stilisierter Eleganz – ein Markenzeichen des Regisseurs.
Schauspiel: Takuya Kimura als Manji überzeugt durch eine charismatische Präsenz, die Harte und Verletzlichkeit in sich vereint. Hana Sugisaki als Rin bringt jugendlichen Eifer und Emotionalität ein, was der Beziehung der beiden Figuren Gewicht verleiht.
In all diesen Aspekten erfüllt der Film die Erwartungen an ein Miike-Werk: ein audiovisuelles Erlebnis, das sowohl Fans des Chambara-Genres als auch des modernen Actionkinos anspricht.
Inhaltliche Schwächen: Das Problem der Unsterblichkeit
Hier liegt die zentrale Kritik.
Der Held ohne Risiko: Manji ist unsterblich. Er kann verletzt, zerstückelt, durchbohrt werden – doch sterben kann er nicht. Dadurch verlieren die Kämpfe ihr wesentliches Element der Gefahr. Der Zuschauer weiß stets: Der Protagonist wird überleben.
Spannungslücke: Während Nebenfiguren um ihr Leben kämpfen, bleibt Manjis Ausgang von vornherein festgelegt. Diese Prämisse schwächt die emotionale Beteiligung, weil die existenzielle Bedrohung fehlt.
Misslungene Dramaturgie: Der Kniff, Unsterblichkeit als Fluch zu inszenieren, wird nur ansatzweise genutzt. Zwar wird Manjis Erschöpfung und Resignation gezeigt, doch der Film verzichtet darauf, diesen Aspekt konsequent psychologisch zu vertiefen. So bleibt die Unsterblichkeit mehr ein Gimmick als eine Quelle echter Tragik.
Vergleich zum Manga: Was in der Vorlage über lange Zeiträume als existenzielles Dilemma aufgebaut wird, wirkt in der filmischen Verdichtung oberflächlich und damit wenig fesselnd.
Figuren und emotionale Tiefe
Manji: Ein zerrissener Antiheld, dessen Unsterblichkeit ihn eigentlich zum tragischen Charakter prädestiniert. Doch der Film konzentriert sich stärker auf Action als auf seine innere Zerrissenheit.
Rin: Ihr Rachemotiv bringt zwar Dramatik hinein, doch da Manji sie quasi „unverwundbar“ beschützen kann, verliert auch ihre Reise an Bedrohungspotenzial.
Antagonisten: Stilvoll gezeichnet, mit prägnanten Outfits und eindrucksvollen Waffen, bleiben sie inhaltlich jedoch oft auf die Funktion des nächsten Gegners reduziert.
Gesamtkritik: Eine halbgare Mischung
Blade of the Immortal ist ein Film, der seine größten Stärken in der ästhetischen Umsetzung hat: Ausstattung, Schauspiel und Kampfszenen sind eindrucksvoll, teilweise atemberaubend. Doch das erzählerische Fundament, die Unsterblichkeit des Helden, erweist sich als dramaturgischer Stolperstein.
Der Zuschauer bewundert die Choreographie, statt wirklich mitzufiebern.
Die Geschichte verliert an emotionaler Wucht, weil die Stakes zu niedrig sind.
Damit bleibt der Film eine visuell ansprechende, aber inhaltlich unbefriedigende Adaption.