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Imperious

Kritik von Imperious

„America was (re-)born on the streets“ Nachdem sich der Low-Budget Reißer „The Purge“ letztes Jahr inbesondere in den USA zum völlig überraschenden Kassenerfolg mausern konnte, war ein Fast-Food Sequel nach den ungeschriebenen Gesetzen Hollywoods wohl oder übel reine Formsache. Mit dem dreifachen des mickrigen 3 Millionen Dollar Budgets und vermutlich ordentlich Rückenwind vom Produzenten (Regie-Antichrist Michael Bay!) und Universal scheint Autor/Regisseur James DeMonaco nun endlich das machen zu können, was er vorher nur andeuten durfte. Wenn es ein wirklich großes Ärgernis an „The Purge“ gab, dann, dass die (wenn auch vollkommen absurde) Grundidee der „Purge“ nach einem durchaus vielversprechenden Anfang viel zu schnell an die Grenzen des (finanziell) Machbaren stieß und die doch offenbar so ambitionierte Gesellschaftskritik rasch zugunsten eines schmerzhaft konventionellen Home-Invasion Thrillers eingedampft wurde, der mit seinen handelsüblichen Jump Scares und Twists kaum das Versprechen, etwas Neues im Genre-Kino zu veranstalten, hatte einlösen können. Nach dem reinsten Zufluchtsbunker von Designerhaus von Ethan Hawkes amerikanischer Mittelstandsfamilie wagt man sich also nun genau da hin, wo die eigentliche „Purge“ wirklich passiert und im Grunde auch nur funktionieren kann: Auf die Straßen. Doch wer glaubt, dass James DeMonaco mit dieser logischen Verlagerung der Handlung eventuell auch die eigentliche „Purge“ Idee nochmal fein-“säuberlich“ überarbeitet hätte, der irrt gewaltig. Nach wie vor ist unklar, wer diese ominösen neuen „Gründungsväter“sein sollen, die das alljährliche, 12-stündige Tötungsevent für den gemeinen amerikanischen Wutbürger abgesegnet haben sollen, ganz abgesehen davon, dass keine Regierung ernsthaft glauben kann, dass sie ihren „Status Quo“, den man letztlich versucht, mit der „Purge“ aufrechtzuerhalten, lange beibehalten könnte. Die doch angeblich so geeinte, wiedergeborene Nation scheint in Wirklichkeit gespaltener denn je: Entweder purgt man, oder man purgt halt nicht. Falls nicht, gehört man entweder zu denen, die sich nach Feierabend (Bereits um 19 Uhr abends, bundesstaatenweit!) verbarrikadieren (wahlweise auch mit kostspieligen High-Tech-Sicherheitssystemen) und hoffen, dass sie „eine sichere Nacht“ haben und die Welle der legitimierten Anarchie an ihnen vorüberzieht. Oder aber man gehört zu den armen Schweinen, die selbst nach der Ausgangssperre noch draußen herumlungern und dann einfach persönliches Pech haben, da sie natürlich den Teil der Gesellschaft darstellen, der das ideale, hilflose Ziel abgibt und von all den aufrechten Fundamentalisten, Fanatikern, latenten Rassisten bevorzugt „gepurgt“ wird. Diesem an sich schon plumpen Gut-/Böse Schema, was völlig Dinge wie Gruppenzwang oder Mitläufertum außer Acht lässt, schustert DeMonaco aber dann noch eine vollkommen lächerliche "Anti-Purge" Bewegung unter ihrem selbsternannten „Che-Verschnitt“ Carmelo zu, dem aber letztlich dann doch nichts besseres einfällt, als die „Purger" zu...ähm, nja... "purgen“. Klar, die Purge-Prämisse war schon in Teil 1 nichts weiter als hundsdumm und wird das auch in den (todsicheren) Sequels sein. Dennoch kann man aber "Anarchy" durchaus zugute halten, das mit dem Wechsel des Settings auch der des Genres einigermaßen Sinn macht. Statt des drögen "Panic House" Szenarios serviert DeMonaco uns nun einen waschechten Action-Survival-Thriller, bei dem die "Purgenden" auch schonmal auf aufgerüsteten Buggys mit Maschinengewehren und Flammenwerfern durch einen U-Bahn Tunnel heizen. Das Problem ist, dass DeMonaco selbst wohl nicht weiter als über seinen ach so moralisch überlegenen Luftschutzbunker hinausdenkt und wohl ernsthaft glaubt, er würde hier einen unterhaltsamen Action-Thriller, zynische Satire und clevere Kritik an den eigenen Landsmännern in einem verhandeln. Würde er sein Machwerk ohne die meterhoch zu hochgesteckten Ambitionen betrachten, müsste er erkennen, dass am Ende nichts weiter übrig bleibt als ein banale „Shot-and-Run“ Hatz, die immerhin noch als spaßige Trashorgie funktionieren könnte. Leider aber ist Spaß, abgesehen vom Nachnamen des sich maßlos überschätzenden „Auteurs“, ein absolutes Fremdwort. Mit bleiernem Bierernst lässt er seine allesamt aus üblen Genre-Klischees zusammengezimmerten Kanonenfutter-Charaktere belanglose Worthülsen aufsagen, während sie durch das nächtliche Los Angeles hetzen. Und wen haben wir da so alles im Schlepptau? Hmm... Da hätten wir ein nerviges Durchschnittspärchen, die afro-amerikanische Tochter/Mutter Combo und natürlich den (Anti-)helden wider Willen, der aber seine ganz persönliche Vendetta verfolgt. Dann und wann finden sich aber auch in so einem faden Machwerk durchaus vielversprechende Ansätze. Nach und nach kristallisieren sich zunehmend immer mehr Aspekte der „Purge“ Zustände deutlich heraus: Ein korrupter Broker hängt über dem Eingang eines Kapitaltempels, die neue Regierung scheint sich nicht gänzlich aus der Ausnahmesituation rauszuhalten, sondern vielmehr noch kräftig mitzumischen und greise alte Männer verkaufen sich selbst an wohlhabende Purger, um ihre Familie abzusichern. Leider aber bleibt das alles zumeist arg plakativ und oberflächlich, wirkt weder richtig ausgereift, noch zuende gedacht. Um dem Ganzen aber doch noch eins draufzusetzen, bemüht DeMonaco das erwartete Feindbild der dekadenten Oberschicht, wenn Ladies und Gentlemen in Abendgarderobe zunächst bei einer Purge Auktion, dann bei einem armseeligen Planspiel irgendwo zwischen Saw und Hunger Games präsentiert werden, was mitunter handwerklich so lächerlich zappenduster und mit billigem Found-Footage Gewackel daherkommt, dass man nur noch auf die Sirene wartet, bei der ja schließlich alle wieder zu braven Gutmenschen mutieren, die dann geduldig geschlagene 364 Tage warten, den Rasen mähen, Gassi gehen, die Waffe zerlegen, die Machete polieren. Und dabei ist 2024 dann obendrein auch noch ein verdammtes Schaltjahr. Dumm gelaufen.

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