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Gertschi

Kritik von Gertschi

Fleischgewordene Cinderella-Story

Es war einmal ein Millionär (Richard Gere), der traf eines Tages zufällig eine Hure (Julia Roberts). Und die war, man sieht's, eine sehr pretty woman. Das kesse, ziemlich vulgäre Flittchen, das ihm sofort zwischen die Beine greift, amüsiert den distinguierten Börsenhai. Er nimmt sie mit, läßt sich verwöhnen, trifft ein Arrangement: Für 3.000 Dollar soll sie eine Woche lang, bis er nach New York zurückkehrt, bei ihm bleiben. Sie wird eingekleidet, lernt Manieren, begleitet ihn zum Polo, in die Oper, zum Business-Dinner. Sie verlieben sich, streiten und versöhnen sich, trennen sich nach einer Woche und suchen sich wieder; für immer. Und wenn sie nicht gestorben sind... 

Aschenputtel, "Der Prinz und die Tänzerin", "Wallstreet", "Rita will es endlich wissen" und Hunderte anderer einschlägiger Filme stehen Pate, liefern Muster. Die Konstellation aus "My Fair Lady" wird bis in einzelne Einstellungen kopiert. Hollywood-mainstream-Kintopp der soften Art, ein bißchen komisch, rührig, sentimental, total verlogen und eskapistisch, ohne Überraschungen, ohne Pfiff oder gar Ironie. Jeder zweite Dialogsatz ist vorhersehbar und überflüssig, kein Klischee ist banal genug. Sie geht einkaufen: eine konsumistische Orgie in Werbe-Fotografie. Sie macht alles falsch im feinen Hotel oder Lokal: hundertmal gesehen. Der harte Dealer entdeckt unter ihrem Einfluß die Moral, die Nutte mit Herz und Verstand ist im Handumdrehen eine diskret-dezent-gepflegte Lady. 

Unglaubwürdiger und dümmer geht's nimmer. Aber Regisseur Garry Marshall, 20 Jahre lang im TV-Entertainment gestählt, weiß genau, wie so eine Story nichtssagend unterhaltsam dahinplätschern muß. Einmal unterläuft ihm sogar eine schöne Dialogpointe. Die zwei entdecken Ähnlichkeiten ihres Jobs. Gere: "Wir beide legen für Geld die Menschen aufs Kreuz."

Warum er nach Jahren buddhistischer Einkehr und philosophischen Interview-Gebrabbels solchen Quatsch spielt, bleibt Richard Geres Geheimnis. Sein kühler, höflich distanzierter workaholic mit der verdrängten sensiblen Ecke bleibt langweilig. Man glaubt ihm seine Verliebtheit nicht einen Augenblick. Er öffnet seine Brieftasche, nicht sein Herz. Ihm fehlt die Leichtigkeit für eine romantische Komödie. Miss Roberts ist gräßlich übertrieben als ordinäre Bordsteinschwalbe, aber spontan, naiv, verletzlich, wenn sie im goldenen Käfig des Wilshire-Penthouse zur Ruhe kommt.

Sie hat eine dermaßen gute Figur, ein so unverschämt sympathisches Grinsen mit dem viel zu großen Mund, bewegt sich so beunruhigend sexy und muß sich, eine ganz gemeine Spekulation, auch noch permanent an- und ausziehen, daß mit Sicherheit das halbe Parkett nur sie anstarrt, mit offenem Mund und vielen lauteren Gedanken. Jeder männliche Zuschauer ein kleiner Pygmalion.

Ursprünglich sollte der Film eine bittere Abrechnung mit der Prostitution in Los Angeles werden, bei der eine kokainabhängige Vivian am Ende von ihrem Lover Edward aus dem Auto geworfen wird und wieder auf dem Strich landet. Die Produzentin Laura Ziskin hat es sich jedoch anders überlegt. Sie ließ von Drehbuchautor J.F. Lawton das heute bekannte Happy End schreiben und Anspielungen auf Vivians düstere Seiten herausschneiden.

Fazit: Süsse Romanze, wo Fürze nach Parfüm riechen, Finanz-Haie mit weissen Limousinen und Blumen angeritten kommen und die hübschesten Girls ihren Laufsteg auf der billigen Strassenseite haben. Sozusagen ein Klassiker des schlechten Geschmacks.

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